Nach kräftigen Kursverlusten am Freitag sieht es auch in der neuen Woche nicht nach Entwarnung aus. Im Devisenhandel in Asien bricht die türkische Lira erneut zeitweise zweistellig ein.
13. August 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Verfall der türkischen Währung setzt die Märkte weiter unter Druck. Schon am Freitag hatte der DAX um 2 Prozent auf 12.424 Zähler nachgegeben, besonders Bankaktien mussten deutlich Federn lassen. Auch die US-Börsen schlossen zum Wochenschluss mit Verlusten. Am Montagmorgen liegt der deutsche Leitindex bei 12.345 Punkten etwa ein Dreiviertel Prozent im Plus.
Am Wochenende verschärfte sich der Ton zwischen der Türkei und den USA nochmals. Die beiden Länder streiten über den wegen Terrorvorwürfen in der Türkei festgesetzten US-amerikanischen Pastor Andrew Brunson. Von heute an werden deshalb die US-amerikanischen Zölle auf Stahl aus der Türkei verdoppelt. Die türkische Zentralbank versucht unterdessen gegenzusteuern und hat am Montagmorgen Maßnahmen gegen den rapiden Verfall der Lira ergriffen: Die Reserveanforderungen an bestimmte Währungsgeschäfte wurden verringert, außerdem wurden den heimischen Banken zusätzliche Refinanzierungsgeschäfte angeboten.
Zur Unruhe an den Märkten tragen - neben der Türkei und dem Handelskonflikt - auch die Spannungen mit Russland bei. "Die Angst vor einer Zahlungsbilanzkrise greift um sich", kommentiert Claudia Windt von der Helaba. Ohnehin habe der Handelskonflikt unter Umständen bereits einen Punkt überschritten, der in jedem Fall die globale Wirtschaft belasten werde.
Keine Schnäppchenkurse
Die günstigeren Kurse sind nach Ansicht der Helaba daher nicht unbedingt Einstiegskurse: "Anders als bei den US-Indizes hat sich die Bewertungssituation der Euro-Aktien zwar zuletzt schon etwas entspannt", ergänzt Windts Kollege Markus Reinwand. DAX und Euro Stoxx 50 seien inzwischen wieder in den Normalbereich des langfristigen Bewertungsbandes zurückgekehrt. "Wirklich attraktiv gepreist sind aber auch hiesige Dividendentitel damit nicht."
Laut Robert Halver von der Baader Bank trägt auch die deutsche Berichtssaison für das zweite Quartal zu keiner fundamentalen Stimmungsbefestigung von Aktien bei. "Laut Bloomberg konnten im Vergleich nur 42 Prozent der bislang berichtenden DAX-Unternehmen mit ihren Gewinnzahlen überraschen. Die Ausblicke waren insgesamt weder Fisch noch Fleisch."
Charttechnik ermuntert nicht
Auch charttechnisch sieht es nicht gut aus: Wie Ulrich Wortberg von der Helaba erläutert, hat der DAX Ende vergangener Woche wichtige Haltemarken unterschritten. "Neben der Unterstützungslinie der Dreiecksformation bei 12.550 Punkten sind die 100-Tagelinie und die jüngsten Tiefs von Mitte Juli und Anfang August bei 12.493 bzw. 12.469 zu nennen", erklärt der Analyst. Auch das 61,8 Prozent-Retracemehnt des Aufwärtsimpulses von Ende Juni bis Ende Juli sowie das Tief vom 11. Juli bei 12.398/12.403 seien zeitweise unterschritten worden. Damit drohe aus technischer Sicht ein Rücksetzer bis 12.104 Zähler, dem Ausgangspunkt des letzten Anstiegsimpulses. Die Indikatoren im Tageschart mahnten zur Vorsicht. MACD und Stochastic richteten sich unterhalb ihrer Signallinien gen Süden, auch im Wochenchart trübe sich das Bild ein.
Die DZ Bank ist ebenfalls skeptisch: "Der DAX befindet sich in einer Abwärtsbewegung, die ihn am Freitag bereits an das untere Bollinger-Band herangeführt hat." Am wahrscheinlichsten seien nun weitere Kursverluste bis zur aufwärts gerichteten mittelfristigen Trendlinie bei derzeit circa 12.280 Punkten. "Wenn der DAX dort keinen Halt finden sollte, sind Anschlussverkäufe bis zum Verlaufstief bei 12.100 Punkten denkbar." Als Bestätigung könne in diesem Zusammenhang die Slow Stochastic angesehen werden, sie weise bereits ein neues Verkaufssignal aus. Das Short-Szenario sei erst hinfällig, wenn der DAX nachhaltig über 12.753 Punkte steige.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Dienstag, 14. August
8.00 Uhr. Deutschland: BIP zweites Quartal. Nach den enttäuschenden Zahlen für die Eurozone und gemischten Konjunkturindikatoren erwartet die DekaBank einen soliden Anstieg um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Dabei sei der private Konsum wohl der Impulsgeber Nummer Eins gewesen, auch Bauinvestitionen seien kräftig gewachsen.
Mittwoch, 15. August
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Juli. Laut DekaBank dürften die schwächeren Autoverkäufe belasten, die grundsätzliche Entwicklung sei aber solide. Prognostiziert wird ein Plus von 0,2 Prozent nach 0,5 Prozent im Vormonat.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Juli. Die Industrieproduktion hat nur wenig zugelegt, meint die Commerzbank und prognostiziert nur ein kleines Plus von 0,1 Prozent (Konsens 0,3 Prozent). Einem von den geleisteten Arbeitsstunden signalisiertem Anstieg im verarbeitenden Gewerbe stünden wohl Rückgänge bei den Energieversorgern und dem Bergbau gegenüber.
von: Anna-Maria Borse
13. August 2018, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0114 2018-08-13/11:18