Ohne konkretes Ergebnis ist ein Krisentreffen bei Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) zum geplanten Stellenabbau beim Windanlagenhersteller Enercon zu Ende gegangen. Der CDU-Politiker versprach am Mittwochabend weitere Vermittlung und sprach von einem "ausgesprochen konstruktiven Gespräch", das ziel- und lösungsorientiert gewesen sei. Das strukturelle Problem der Branche müsse gemeinsam angegangen werden.
Zuvor hatte er sich zum Auftakt unter dem Beifall von gut 150 Enercon- Mitarbeitern enttäuscht über ein Fernbleiben der Geschäftsführung an dem Treffen geäußert. Es sei ein problematisches Signal und kein Zeichen guter sozialpartnerschaftlichen Unternehmensleitung - zumal in den vergangenen Jahren Windanlagenhersteller "nicht unmaßgeblich" von staatlicher Förderung profitiert hätten. "Wir werden die Geschäftsleitung nicht aus ihrer Pflicht entlassen, mit uns zu sprechen", versprach Althusmann und betonte: "Der Gesprächsdialog muss jetzt zwingend fortgesetzt werden." Das, was an Jobabbau angekündigt wurde, müsse dringend abgemildert werden.
Ähnlich äußerte sich die IG Metall, die Entlassungen verhindern will und vor Folgeschäden für die Branche warnt. IG-Metall-Bezirksleiter Meinhard Geiken sprach von einem guten Gesprächsklima, erklärte aber: "Die wichtigste Partei fehlte; wir hoffen deshalb, dass es einen zweiten Runden Tisch geben wird und wir dann gemeinsam beraten."
Bei dem Treffen in Hannover versuchte Althusmann mit Betriebsräten, Gewerkschaftern und anderen Akteuren wie der Arbeitsagentur auszuloten, ob und wie das Land bei einer möglichen Rettung der Jobs helfen kann sowie über Alternativen zu Standortschließungen. Bundesweit plant die Firma den Abbau von 835 Stellen.
Ebenso wie Geiken drückte auch Althusmann die Hoffnung aus, die voraussichtlich anderthalbjährige Konjunkturlücke der Windbranche mit Maßnahmen wie Umschulung, Kurzarbeit oder anderen Instrumentarien des Arbeitsmarktes überbrücken zu können. Der niedersächsische Landtag werde sich kommende Woche ebenfalls mit dem Thema befassen. Zudem könnten Sonderausschreibungen für weitere Windenergieparks für neue Aufträge sorgen. Die Bundesregierung wolle sie schnellstmöglich auf den Weg bringen, doch sei dazu noch eine Beratung im Bundestag nötig.
"Wir brauchen den Bund an dieser Stelle an Bord", sagte Althusmann. Er habe deswegen am Sonntag bereits mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) telefoniert, der an diesem Donnerstag selbst mit den Enercon-Mitarbeitern in Emden sprechen will./rek/DP/nas
AXC0221 2018-08-15/19:15