Die ersten Schrecken der türkischen Währungskrise scheinen verarbeitet zu sein. Dennoch, für Entwarnung gibt es keinen Grund, da die zugrundeliegenden Strukturprobleme der Türkei politisch nicht behoben werden. Ansteckungseffekte in anderen Emerging Markets sind bereits zu beobachten, die ohnehin von steigenden US-Zinsen, einem insofern aufwertenden US-Dollar und Kapitalabzug sowie Handelskonflikten belastet sind. Stehen die Schwellenländer vor der nächsten Zäsur mit Kollateralschäden für die gesamte Finanzwelt?
Neben einem dramatischen Leistungsbilanzdefizit und kaum tragbarer Auslandsverschuldung sorgt die politische Verhinderung der Unabhängigkeit der Notenbank für anhaltende Instabilität der Türkei. Investitionszusagen über 15 Mrd. US-Dollar aus Katar und liquiditätssichernde Maßnahmen für Banken zu Lasten der türkischen Währungsreserven bekämpfen zwar die aktuellen Krisensymptome und führen zu einer gewissen Gegenbewegung der Lira. Die strukturdefizitären Ursachen werden damit aber nicht behoben.
Zwar erzielen Anleger aus den USA und dem Euroraum mit Zinsanlagen in der Türkei deutlich höhere Renditen als in ihren Heimatländern. Diese verkehren sich unter Berücksichtigung der Währungsverluste der Lira jedoch in negative Gesamtrenditen um. Trotz gestiegener Bonitätsrisiken durch die stabilitätsfeindliche Finanzpolitik in Rom entwickeln sich selbst italienische Staatspapiere attraktiver als türkische. Erstens müssen Euro-Anleger kein Währungsrisiko befürchten. Und zweitens steht die EZB in bewährter Tradition bereit, alle Finanz-, Schulden- und Bankenrisiken Italiens auch zur Bewahrung der Einheit Europas zu verhindern.
Wenn ein Schwellenland Finanzprobleme hat, gilt zunächst Sippenhaft…
Die Angst vor einem ansteckenden türkischen Krisenvirus hat grundsätzlich alle Schwellenländer in Mitleidenschaft gezogen. Die Abwertung ihrer Währungen verdeutlicht dieses Phänomen. Immerhin, mit Blick auf die kürzliche Stabilisierung des Euros hat sich das Risiko für die Eurozone entspannt.
Die über Abwertung einsetzende Kapitalflucht macht sich ebenso in fallenden Aktienkursen der Schwellenländer bemerkbar.
Die zunehmende Risikoscheu in den für die Weltwirtschaft immer bedeutenderen Emerging Markets schlägt sich über konjunkturelle Stimmungseinbrüche auch in schwächeren Preisen für Industriemetalle nieder. So hat der Kupferpreis seit seinem Hoch im Juni fast 20 Prozent verloren.
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