EUR/USD: Nach mehreren Wochen der Schwäche konnte der Euro wieder Boden gut machen und liegt gegenwärtig im Bereich seines Niveaus vor der Lira-Krise von 1,1580 US-Dollar. Wir schreiben diese Entwicklung maßgeblich der Atempause in der Lira-Krise zu, wobei auch die irritierenden Äußerungen aus dem Weißen Haus zur Unabhängigkeit der Fed eine Rolle gespielt haben. Die Situation am Bosporus wurde in den letzten Tagen durch das Engagement Katars vorübergehend entschärft. Sowohl das 15 Mrd. US-Dollar Investitionsprogramm als auch die vereinbarte Swap-Linie beider Notenbanken trugen zur Stützung des Wechselkurses bei. In Verbindung mit weiteren regulatorischen Maßnahmen (u.a. Limitierung von Interbanken-Swaps) scheint hier vorerst ein kurzfristiges Rezept gefunden, um Druck von der Lira zu nehmen. Wir warnen jedoch vor allzu viel Optimismus. Denn nur weitere Stützungsmaßnahmen und US-Dollar-Funding werden in Verbindung mit einer glaubhaften Rückkehr zur Unabhängigkeit der Zentralbank zu einem Ausweg aus der Währungskrise führen. Hierfür sind ein Ende der verbalen Interventionen der türkischen Regierung zur Geldpolitik und eine signifikante Zinsanhebung essenziell. In jedem Fall ist aus EUR/USD-Sicht der Blick auf USD/TRY in der gegenwärtigen Gemengelage lohnenswert. Denn die rollierende 60-Tage Korrelation beider Währungspaare hat in den letzten Tagen deutlich zugenommen. D.h. US-Dollar-Stärke gegenüber der Lira schickt EUR/USD auf Tauchstation (und vice versa). In der kurzen Frist bleibt die Lira eines der bestimmenden Themen auf dem Devisenmarkt.
EUR/GBP: Das Wechselkurspaar dümpelt seit einem Monat innerhalb einer engen Range zwischen 0,89 und 0,90. Die Euro-Schwäche in Folge der Türkei-Krise ist an EUR/GBP fast vollständig abgeprallt, hier konzentriert sich der Markt auf BoE und EZB sowie den Brexit. Die gestiegenen Brexit-Risiken sind am Optionsmarkt in den letzten Tagen ein wenig aus dem Blick geraten. Abgeleitet aus den 25-Delta Risk-Reversals hat sich der Pessimismus gegenüber dem Pfund etwas abgeschwächt. (s. Grafik). EUR/GBP-Calls sind zwar immer noch teurer als gleich strukturierte Puts. Jedoch bietet das aktuelle Umfeld eine interessante Einstiegsmöglichkeit für Anleger, die im Falle eines Hard-Brexit auf eine deutliche Abwertung des Sterlings gegenüber dem Euro setzen.
USD/JPY: Auf Wochensicht notiert das Währungspaar stabil und konnte im Vorfeld des Jackson Hole Meetings die Marke von 110,50 zurückgewinnen. Die positive Korrelation des Währungspaars zum USD/CNY ist einer der bestimmenden Faktoren für den Wechselkurs. Es stellt sich die Frage, ob die Anleger auch dann noch auf diese Korrelation setzen, falls die US-chinesischen Handelsgespräche scheitern sollten und der Yuan abwertet.
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