
Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Der Deutsche Industrie und Handelskammertag (DIHK) hat vor einer Ansteckung anderer Schwellenländer durch die Währungskrise in Argentinien gewarnt. Das südamerikanische Land sei als G20-Mitglied strukturell bedeutend für die Weltwirtschaft, erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier gegenüber Dow Jones Newswires. "In dieser Sicht besteht aktuell sogar die Gefahr, dass die Krise Argentiniens über eine Verunsicherung der Märkte auch andere Schwellenländer erfasst", mahnte er.
Der argentinische Peso hat rapide an Wert verloren, was die Inflation im Juli auf über 30 Prozent getrieben hat. Seit Jahresbeginn büßte die Währung mehr als 40 Prozent ihres Außenwerts zum US-Dollar ein. Stützungskäufe der Notenbank am Mittwoch verpufften. Präsident Mauricio Macri hat den Internationalen Währungsfonds (IWF) deshalb um schnellere Hilfe in der Not gebeten. In einer Fernsehansprache verkündete er die vorzeitige Ausschüttung von Rettungskrediten an sein Land durch den Fonds, der in der Bevölkerung äußerst unbeliebt ist. Dennoch fiel der Peso am Donnerstag wie ein Stein, liegt am Nachmittag fast 9 Prozent im Minus. Die Anhebung des Leitzinses durch die Notenbank von 45 auf 60 Prozent brachte etwas Entspannung.
Die Krise Argentiniens wird durch die ähnlich gelagerten Schwierigkeiten in der Türkei verstärkt. Wegen der Anhebung der Zinsen in den USA durch die Währungshüter der Fed ziehen Investoren Kapital aus Schwellenländern ab. Auch Argentinien hat hohe Schulden, die auf Dollar lauten. Ein Kursverfall des Peso macht deren Rückzahlung sehr teuer. Nachdem sich die Wirtschaft zu Wachstum zurückgekämpft hatte, steuert sie nun auf einen erneuten Abschwung zu. Die strengen Sparauflagen, die der IWF Macri im Gegenzug für die Notkredite auferlegt hat, dürften die Konjunktur belasten. Schon 2020 muss die Regierung einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren. "Gleichwohl ist es besser den IWF frühzeitig einzuschalten, als in eine Zahlungsbilanzkrise zu schlittern", meinte DIHK-Außenwirtschaftsfachmann Treier. Bereits im Juni hatte der IWF 50 Milliarden US-Dollar an Krediten zugesagt.
Trotz der Währungskrise stiegen die deutschen Ausfuhren nach Argentinien in den ersten sechs Monaten des Jahres um 5,3 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.
In der Türkei hat sich die Lage ebenfalls wieder zugespitzt. Die Lira nähert sich nach einer Phase der Stabilisierung auf niedrigem Niveau wieder dem Allzeittief an. Die Großbank JP Morgan hatte das Land vor Finanzierungsproblemen gewarnt.
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August 30, 2018 10:56 ET (14:56 GMT)
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