Mainz (ots) - Bildungsstudien können nicht nur Probleme offenlegen. Sie können sie auch verschleiern. Endlich tritt der OECD-Bildungsbericht diesen Beweis einmal selbst an. Über Jahrzehnte hinweg wurde die im Vergleich zu vielen anderen OECD-Ländern geringe Studienquote in Deutschland als Schwachpunkt bewertet. Nun tritt die gleiche Institution - auf politischen Druck hin - den Beweis an, dass eine abgeschlossene Berufsausbildung genauso vor Arbeitslosigkeit schützt wie ein Studium. Den zweiten Beweis, dass im Land der Facharbeiter auch deren Karrierechancen gleichwertig sind, muss die Wirtschaft selbst antreten. Zweite Erkenntnis: Deutschland hat in den vergangenen Jahren in der frühkindlichen Bildung aufgeholt. Diese Erfolgsmeldung verschleiert allerdings eine ganz andere Entwicklung: Unsere Grundschulen befinden sich in der schlechtesten Verfassung seit Jahrzehnten. Nicht nur, weil hier der Lehrermangel (dessen Auswirkungen noch dramatische Ausmaße annehmen werden) am stärksten durchschlägt. Dem System Grundschule ist zudem die Inklusion und die Integration der Flüchtlingskinder aufgedrückt worden, ohne es dafür angemessen aufzurüsten. Und die zunehmenden Ganztagsangebote erschöpfen sich eher in Verwahrung als in einer Betreuung. Wir bräuchten längst die multiprofessionelle Schule, in der den Lehrern viel mehr Sozialarbeiter, Psychologen und auch IT-Profis zur Seite stehen. Wenn sich nicht endlich die Bildungsminister von ihren Regierungschefs und Finanzministern emanzipieren und größere Bildungsbudgets erzwingen, werden wir uns schon bald die Augen reiben.
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