
BERLIN (Dow Jones)--Die Europäer arbeiten einem Pressebericht zufolge an einem Modell, um die neuen US-Sanktionen gegen den Iran zu umgehen. Nach Informationen des Handelsblatts sieht der Plan vor, dass der Handel mit Iran in Zukunft weitgehend als Tauschgeschäft ohne direkte Finanzströme ablaufen soll. Denn internationale Banken, die in den USA aktiv sind, werden aus Angst vor Strafen bald keine Transaktionen mit Teheran vornehmen. Die Sanktionen sollen im November in Kraft treten.
Vor allem Deutschland, Frankreich und Großbritannien arbeiteten in Brüssel an einer Lösung, wie sie trotzdem Geschäfte mit Iran machen können, schreibt das Blatt. Dazu wollen die Europäer eine Zweckgesellschaft gründen, um "grenzüberschreitende Zahlungen von und nach Iran zu bündeln und zu reduzieren", wie es in einem Papier der EU-Kommission heiße. Eine solche Zweckgesellschaft "könnte dadurch die Rolle der Geschäftsbanken im Zahlungsverkehrssystem vermeiden oder stark einschränken und den Zahlungsverkehr mit dem Iran vor Sanktionen der USA schützen."
Die Zweckgesellschaft ist eine Art Clearingstelle: Für Öllieferungen würde der Iran eine Gutschrift erhalten, mit der er Importe aus Europa bezahlen könnte. Noch laufen Diskussionen über Details, etwa Sitz und Finanzierung der Gesellschaft. Offen ist auch, ob sich alle EU-Staaten beteiligen. Dass es grundsätzlich auf solch ein Modell hinauslaufe, sei aber klar, erfuhr das Handelsblatt aus EU-Kreisen.
In Berlin sehe man das auch als Test. Ähnlich könnte man verfahren, falls die USA ihre Sanktionen gegen Russland verschärfen. Washington zielt vermehrt auf europäische Firmen, die sich an russischen Projekten wie der Ostseepipeline Nord Stream 2 beteiligen.
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September 14, 2018 03:01 ET (07:01 GMT)
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