
Von Tripp Mickle
NEW YORK (Dow Jones)--Bei den neuen US-Strafzöllen auf Importe aus China ist der Technologiekonzern Apple vorerst glimpflich davongekommen: die von Apple in China gefertigten Smartwatches und kabellosen Kopfhörer wurden von den am in der Nacht zu Dienstag verhängten Zöllen von 10 Prozent auf chinesische Waren im Gesamtwert von rund 200 Milliarden US-Dollar ausgenommen. Doch dem Technologieriesen drohen Vergeltungsmaßnahmen durch China, die die iPhone-Produktion treffen könnten.
Der Handelskonflikt erschüttert viele Branchen. Aber Apples starke Abhängigkeit sowohl von den USA als auch China macht den Konzern besonders anfällig, wenn die größten Mächte der Welt ihre wirtschaftliche Fehde ausweiten. Dass Apple fast alle seine Geräte in China montieren lässt, erhöht die Wahrscheinlichkeit, der Konzern könnte bei einer erneuten Ausweitung der Zölle betroffen sein - ein Risiko, vor dem Apple bereits Anfang September gewarnt hat.
Sollte nun China beschließen, den Verkauf von Materialien, Geräten und Teilen, die für US-Hersteller besonders wichtig sind, einzuschränken, könnte sich das negativ auf die iPhone-Fertigung auswirken.
Folgen für das Weihnachtsgeschäft
Außerdem könnte der Zeitpunkt, ab dem neue Maßnahmen der beiden Länder dann greifen, für Apple besonders ungünstig sein: der Konzern beginnt in dieser Woche mit der Auslieferung von zweien seiner drei neuen iPhone-Modelle und einer neuen Smartwatch. Die neuen Geräte dürften den Erwartungen zufolge den Umsatz im Schlussquartal wie üblich kräftig steigern, Apple erzielt im Weihnachtsgeschäft rund ein Drittel seines Jahresumsatzes.
Vor allem Chinas drohende Vergeltungsmaßnahmen könnten "ziemlich verheerend sein", sagte Mark Vena, Analyst bei dem Technologie-Marktforschungsunternehmen Moor Insights & Strategy. Zwar sollte Apple über ausreichend Lagerbestände an wichtigen Bauteilen für iPhones und Smartwatches verfügen, um die Produktion in der Weihnachtssaison aufrechtzuerhalten, langfristig dürften die chinesischen Vergeltungsmaßnahmen aber "ein ernsthaftes Problem darstellen".
Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat bereits angekündigt, auf Vergeltungsmaßnahmen seitens Chinas mit weiteren Zöllen auf chinesische Waren im Wert von ungefähr 267 Milliarden Dollar zu reagieren.
Auch Radhelme und Kinderhochstühle nicht von Importzöllen betroffen
Die jetzt verhängten Zölle treten am 24. September in Kraft. Neben den smarten Uhren und kabellosen Kopfhörern von Apple, die von der Liste der betroffenen Waren gestrichen wurden, werden auch Chemikalien, Fahrradhelme und Möbel für die Kindersicherheit wie Hochstühle und Laufgitter von der Abgabe ausgenommen.
Allerdings hätte Apple die Zölle vermutlich besser verkraftet als viele andere. "Apples Gewinnmargen sind sehr gesund", sagte Wayne Lam, Analyst bei IHS Markit. Zwar hätte die Abgabe die Bruttomarge für die Smartwatch reduziert, die derzeit aber bei mehr als 40 Prozent liege. Das iPhone von Apple, mit dem der Konzern rund zwei Drittel seiner Einnahmen erzielt, ist bislang noch gar nicht von US-Zöllen betroffen. Das könnte sich aber ändern, wenn die US-Regierung ihre Strafzölle auf fast alle aus China importierten Waren ausweitet.
Ein großes Risiko sind mögliche chinesische Gegenmaßnahmen, sagte Toni Sacconaghi, Analyst bei Sanford C. Bernstein & Co. Die Verkäufe in China machen etwa ein Fünftel des Gesamtumsatzes von Apple aus. Handelsexperten und Analysten befürchten seit langem, dass das Land die Mehrwertsteuer von derzeit 16 Prozent erhöhen könnte, die es bereits auf iPhones und andere Waren erhebt.
Arbeitsplatzfolgen da und dort
Sollte Apple nicht mehr mit wichtigen Bauteilen beliefert werden, "ist das der Inbegriff des Worst-Case-Szenarios", sagte Sacconaghi. Allerdings müsse sich die Regierung in Peking bewusst sein, dass damit auch Arbeitsplätze in China gefährdet wären. Apple beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter direkt in China und schafft dort über seine Lieferkette indirekt drei Millionen Arbeitsplätze. In den USA beschäftigt Apple direkt etwa 80.000 Mitarbeiter und übernimmt die Verantwortung für zwei Millionen Arbeitsplätze im ganzen Land, darunter Lieferanten, App-Entwickler und Unternehmer, die Produkte über ihre Geräte anbieten.
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September 18, 2018 04:22 ET (08:22 GMT)
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