
BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft hat vor negativen Auswirkungen der ausgeweiteten US-Strafzölle gegen China gewarnt. "Der Streit zwischen China und den USA in der Handelspolitik erreicht schwindelerregende Höhen", erklärte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Bei dem betroffenen Handelsvolumen von mehreren hundert Milliarden Dollar "kommt auch die deutsche Wirtschaft alles andere als ungeschoren davon", warnte er.
Deutsche Unternehmen hätten sowohl in den USA als auch in China viel investiert und beschäftigten in beiden Wirtschaftsräumen jeweils annähernd eine Million Menschen in ihren Betrieben. "Viele ihrer Produkte werden über den Pazifik hinweg gehandelt und könnten zukünftig schwerer abgesetzt werden", konstatierte Treier. Zum anderen stelle der sich zuspitzende Konflikt das in den letzten Jahrzehnten mühsam aufgebaute Welthandelssystem zunehmend infrage. Am Ende würden "alle Produkte einfach teurer, ohne dass irgendjemand davon einen Mehrwert hätte".
Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung sieht in dem Handelskrieg zwischen den USA und China hingegen eine Chance für Europa. "Europa könnte zum großen Profiteur werden, wenn sich China zu Zugeständnissen im Rahmen der WTO drängen lässt", erklärte Ifo-Außenwirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr. Das nutze der wettbewerbsfähigen deutschen Industrie deutlich mehr als der amerikanischen.
Nach neuen Berechnungen des Münchener Instituts bremsen die zusätzlichen Zölle der US-Regierung das chinesische Wachstum um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte. Sollten die Zölle gegen Jahresende von 10 auf 25 Prozent steigen, betrage der Bremseffekt 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte. "Das ist spürbar, aber bei einem chinesischen Wachstum von etwa 6,5 Prozent im Jahr ist die Auswirkung überschaubar", meinte Felbermayr.
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September 18, 2018 05:48 ET (09:48 GMT)
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