Hemmschuhe wie Handelskrieg, Zinswende, Brexit-Debatte, römische Schuldenkrise oder Schwellenland-Krise sind entweder in Kursverlusten z.B. beim DAX eingepreist oder haben an Dramatik eingebüßt. Damit befinden sich die Aktienmärkte einerseits zwar im stabilen Gleichgewicht. Andererseits sorgen aber erst Fortschritte bei der Bereinigung dieser Krisen für neue nachhaltige Aufwärtsimpulse. Der Herbst wird zur Erkenntnisfindung deutlich beitragen.
Handelskrieg - Trump hat Blut geleckt, aber…
Der Handelskrieg ist auch ein Krieg um die Führungsrolle in der Welt, die bislang von den USA besetzt wird. Selbst eine Verzollung aller Warenimporte aus China nach Amerika im Gesamtwert von rund 500 Mrd. US-Dollar kann nicht mehr ausgeschlossen werden.
Trump hat erkannt, dass Amerika den Machtkampf mit China allein kaum gewinnen kann. Vor diesem Hintergrund ist auch das Freihandelsabkommen mit Mexiko zu sehen, dem sich in absehbarer Zeit auch eines mit Kanada anschließen dürfte. Ebenso will Trump die EU in das gemeinsame Boot gegen den vermeintlichen (Wirtschafts-)Feind China holen und offeriert dazu handelspolitische Freundschaftspreise. Japan, das Maßnahmen zur Reduzierung seines Handelsüberschusses mit Amerika zum Schutz vor Autozöllen ergreift, dient hier als mögliche Blaupause.
Die weltweiten Aktienmärkte haben sich in puncto Handelskonflikt mittlerweile ein dickes Fell zugelegt. Selbst wenn Trump die bestehende internationale Handelsordnung auf den Kopf stellt, wird nicht von einer Weltrezession ausgegangen. Dennoch, aufgrund nicht zu verhindernder konjunktureller Reibungsverluste bleiben Defensivtitel gegenüber zyklischen im Trend weiter gefragt.
US-Zinswende - Keine Spur von Zinspanik
Die weltweite Wachstumsverlangsamung entspannt immerhin geldpolitische Restriktionszwänge. So betont US-Notenbankchef Powell immer wieder, Kollateralschäden des Handelsstreits auf die US-Wirtschaft im Blick zu haben. Grundsätzlich bleibt das reale US-Leitzinsumfeld negativ, da auch geplante Zinssteigerungen Inflationsanstiegen hinterherlaufen. Auch die nach Inflation moderaten US-Anleiherenditen stellen für Konjunktur und Aktienmärkte im historischen Vergleich keine sonderliche Gefahr da.
Römische Finanzkrise - Es gibt mehr geldpolitische Ketten als bissige Schulden-Hunde
Im anstehenden Haushaltsentwurf der neuen italienischen Regierung für 2019 sehen viele Anleger und Medien bereits eine neue verheerende Schuldenkrise am Horizont erscheinen. Doch zeigt sich Rom in seiner Verschuldungsrhetorik mittlerweile deutlich weniger martialisch als noch vor einem Monat. Man wolle die Schuldenpläne nicht sofort, sondern innerhalb der fünfjährigen Legislaturperiode umsetzen. Damit werden die Schulden-Schmerzen in erträglichen Dosen verabreicht, was dann die Anleihemärkte - die an Schulden-Elend gewöhnt sind - nicht mehr erschreckt. Den Restschmerz beseitigt die EZB, die weiß, dass ihre geldpolitische Rettung kein Sprint, sondern ein Marathonlauf ist. Dass es tatsächlich nicht zum Schulden-Showdown in Italien kommt, verdeutlichen rückläufige Risikoaufschläge 10-jähriger italienischer zu deutschen Staatsanleihen.
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