Jüngste Äußerungen von Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), sind an den Finanzmärkten offenbar fehlinterpretiert worden. Darauf hat am Dienstag EZB-Chefvolkswirt Peter Praet während eines Auftritts in London hingewiesen. Er sei nicht der Meinung, dass Draghis Äußerungen vom Vortag irgendetwas Neues enthalten hätten. "Grundsätzlich sagen wir, der Preisdruck ist nach wie vor gedämpft, und es wird noch lange dauern, bis wir nahe zwei Prozent sind."
Am Montag hatte Draghi die Erwartung geäußert, dass die unterliegende Inflation oder Kernteuerung "relativ stark" steigen dürfte. Allerdings sprach Draghi auch von einer schwächeren Entwicklung in anderen Bereichen (Nicht-Kern-Komponenten). An den Märkten wurde jedoch nur der erste Teil der Aussage beachtet. Der Euro und die Kapitalmarktrenditen legten zeitweise deutlich zu, weil die Aussagen Draghis als Signal für frühere Zinserhöhungen gedeutet wurden.
"In der Tat habe ich die Marktreaktion gestern gesehen", kommentierte Praet. "Ich meine, dass sie später ein wenig gedreht hat - ich denke zurecht." Bisher sagt die EZB zu, ihre Leitzinsen bis über den Sommer 2019 hinaus nicht anzutasten./bgf/jkr/she
AXC0116 2018-09-25/11:33