
Die deutschen Hersteller wirken dabei wie Getriebene. Einerseits stabilisiert der ungebrochene Boom im Reich der Mitte ihre Geschäftsmodelle, andererseits macht sich das Trio immer stärker vom Regierungssystem eines Landes abhängig, dessen Legitimation nicht auf demokratischen Grundprinzipien beruht. Die kommunistische Einheitspartei Chinas kann sich nur an der Macht halten, solange sie für einen zunehmenden Wohlstand der Bevölkerung sorgt.
Was passiert aber, wenn die China-Wachstumsblase eines Tages platzt? Die deutsche Autoindustrie hängt zunehmend am Tropf des Reichs der Mitte. Mit jedem Auto, das BMW & Co. mehr in China verkauft, wächst zugleich das Klumpenrisiko. Die Führungsetagen der Häuser verweisen darauf, dass man mit der Fokussierung auf die Märkte Asien, Europa und Amerika die Risiken streut. Das ist aber Augenwischerei. Stottert der chinesische Motor, würgt die Weltkonjunktur ab.
Derweil gilt für BMW und viele andere westliche Industrieunternehmen, die dick im China-Geschäft stecken, Business as usual. Die Münchner geben 3,6 Mrd. Euro dafür aus, ihren JV-Anteil von 50% auf 75% zu erhöhen. Den chinesischen Partner freut's, kann er doch mit diesen frischen Mitteln seine eigene Bilanz stabilisieren. Welchen Goodwill BMW mit der Transaktion in ihre eigenen Bücher nimmt, erschließt sich nicht.
Für die Münchner liegt aber der Vorteil dieses Geschäfts auf der Hand. Da sie ihre Beteiligung künftig bilanziell voll konsolidieren können, wirkt das wie ein Gewinnhebel des hochprofitablen China-Geschäfts. Zugleich haben sie künftig die alleinige Kontrolle über die Finanzmittel des JV. Hier liegt die Verlockung für die Wettbewerber, BMW nachzueifern. Peking macht's möglich. Doch Volkswagen ist mit langfristigen Verträgen an FAW und SAIC gebunden. Die Wolfsburger haben hier vorerst keinen Handlungsspielraum.
(Börsen-Zeitung, 12.10.2018)
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