NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem Abverkauf der vorigen Sitzungen zeichnet sich an der Wall Street zum Wochenausklang eine Gegenbewegung ab. Der Future auf den S&P-500 legt vorbörslich um 1,1 Prozent zu. Damit dürfte aber nur ein kleiner Teil der jüngsten Verluste wettgemacht werden. Und es ist durchaus möglich, dass die Anleger wegen des bevorstehenden Wochenendes etwaige Kursgewinne gleich wieder zum Ausstieg nutzen. In Europa, wo die Börsen schwungvoll in den Freitag gestartet sind, bröckelt die Erholung schon wieder. Der Handelsstreit zwischen USA und China ist immer noch nicht beigelegt, und auch die zuletzt gestiegenen Anleihezinsen dürften vorerst ein Belastungsfaktor bleiben.
Höhere Zinsen seien kein Weltuntergang, stellt David Madden, Marktanalyst bei CMC Markets, klar. Aber das müssten die Anleger erst einmal in den Kopf kriegen. Wenn die Wirtschaft gut laufe, seien steigende Zinsen sozusagen garantiert, so Madden mit Blick auf die insgesamt soliden US-Konjunkturdaten. Immerhin im Konflikt mit der Türkei zeichnet sich eine Entspannung ab: Ein türkisches Gericht entscheidet am Freitag über die Freilassung des US-Pastors, der seit Oktober 2016 unter dem Vorwurf der Spionage sowie der Unterstützung der kurdischen PKK-Guerilla und der Gülen-Bewegung in der Türkei festgehalten wird.
Etwas Ablenkung von politischen Querelen, Handelsstreit und Zinsanstieg könnte die Bilanzsaison bringen, die mit Quartalsausweisen der drei großen Banken JP Morgan (JPM), Citigroup und Wells Fargo am Freitag allmählich in Schwung kommt. An Konjunkturdaten wurden vor der Startglocke die Import- und Exportpreise aus dem September veröffentlicht. Die Importpreise stiegen im vergangenen Monat um 0,5 Prozent während Volkswirte den Anstieg im Konsens auf 0,3 Prozent geschätzt hatten. Ursächlich für den unerwartet starken Anstieg waren die stark gestiegenen Ölpreise. Eine halbe Stunde nach Handelsbeginn steht noch der Uni-Michigan-Index der Verbraucherstimmung zur Veröffentlichung an.
Banken-Quartalszahlen kommen gut an
Die vorbörslich veröffentlichten Zahlen von Citigroup, JPM und Wells Fargo werden positiv aufgenommen. Die Aktien der drei Banken legen im vorbörslichen Handel zwischen 1,1 und 1,7 Prozent zu. JPM hat im dritten Quartal erneut prächtig verdient und dabei die Markterwartungen übertroffen. Auch die Citigroup hat besser abgeschnitten als erwartet. Wells Fargo hat dank Kostensenkungen den Gewinn im Quartal zwar gesteigert, aber nicht ganz so kräftig wie erwartet.
Eine Kaufempfehlung der Analysten von Pivotal verhilft der Snap-Aktie zu einem Plus von 4,6 Prozent. Pivotal hat daneben auch Twitter auf "Hold" hochgestuft; der Kurs steigt um 2,6 Prozent.
Die Ölpreise machen einen Teil ihrer jüngsten Verluste wett. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI steigt um 1,3 Prozent auf 71,87 Dollar. Die europäische Sorte Brent verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 80,96 Dollar. Zweifel am Bedarf und die Befürchtung eines Überangebots, die ursächlich für die Abgaben der vergangenen Tage waren, bestünden jedoch nach wie vor, sagen Marktteilnehmer. Am Donnerstag hatten die kräftig gestiegenen Ölvorräte der US-Regierung die Ölpreise gedrückt. Am Freitag prognostizierte die Internationale Energieagentur (IEA), dass die Nachfrage nach Öl aufgrund der Handelskonflikte in diesem und im kommenden Jahr langsamer steigen werde als erwartet. Die IEA untermauerte damit Aussagen der Opec vom Vortag: Das Erdölkartell hatte berichtet, dass Opec-Mitglieder und Russland im September mehr Öl gefördert und damit das schon vor Inkrafttreten der US-Sanktionen sinkende iranische Angebot kompensiert hätten.
Gold ist derweil nicht gefragt. Die Feinunze ermäßigt sich um 0,2 Prozent auf 1.222 Dollar.
Der Euro hat sich am Freitagmittag von seinem Tageshoch bei 1,1611 Dollar wieder entfernt und notiert mit aktuell etwa 1,1570 Dollar auf ähnlichem Niveau wie am Vortag um die gleiche Zeit. Die Bewegungen in den wichtigen Währungen dürften am Freitag eher von Volatilität als von Trends geprägt sein, erwartet Unicredit. Die Analysten halten es für möglich, dass der Euro zunächst klar oberhalb von 1,15 Dollar konsolidiert, letztlich dürften aber die Risiken des italienischen Schuldenhaushalts und die Entwicklung der US-Anleiherenditen die Richtung bestimmen.
US-Staatsanleihen werden mit der Aussicht auf eine Erholung der Aktienmärkte verkauft. Die Zehnjahresrendite steigt um 1 Basispunkt auf 3,16 Prozent. Sie liegt damit aber noch immer deutlich unter ihrem Hoch vom Dienstag bei 3,26 Prozent.
=== US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,85 -0,4 2,86 165,1 5 Jahre 3,02 1,4 3,00 109,2 7 Jahre 3,10 1,1 3,09 85,4 10 Jahre 3,16 1,2 3,15 71,7 30 Jahre 3,33 1,0 3,32 26,7 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:23 Di, 17:20 % YTD EUR/USD 1,1566 -0,22% 1,1591 1,1559 -3,7% EUR/JPY 129,92 -0,07% 130,26 129,65 -4,0% EUR/CHF 1,1461 -0,16% 1,1479 1,1440 -2,1% EUR/GBP 0,8775 +0,13% 0,8759 0,8761 -1,3% USD/JPY 112,31 +0,16% 112,39 112,20 -0,3% GBP/USD 1,3181 -0,38% 1,3233 1,3193 -2,5% Bitcoin BTC/USD 6.283,74 -0,1% 6.303,06 6.292,94 -54,0% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 71,87 70,97 +1,3% 0,90 +23,1% Brent/ICE 80,96 80,26 +0,9% 0,70 +27,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.222,04 1.224,11 -0,2% -2,07 -6,2% Silber (Spot) 14,67 14,58 +0,6% +0,09 -13,4% Platin (Spot) 839,80 841,50 -0,2% -1,70 -9,7% Kupfer-Future 2,82 2,80 +0,7% +0,02 -15,8% ===
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October 12, 2018 08:46 ET (12:46 GMT)
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