Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hält einen ungeregelten EU-Austritt Großbritanniens weiterhin für den weniger wahrscheinlichen Ausgang der derzeitigen Brexit-Verhandlungen. "Wir gehen von einer Einigung in letzter Sekunde aus, was wir jetzt hören ist nur der Theaterdonner für die Wähler", sagte Chefvolkswirt Uwe Burkert bei der Vorstellung des Kapitalmarktausblicks des Verbands öffentlicher Banken in Frankfurt.
Burkert geht davon aus, dass Premierministerin Theresa May eine einvernehmliche Trennung von der EU politisch überleben würde. "Der Zeitpunkt, sie zu stürzen, wäre beim Parteitag gewesen", sagte er.
Der LBBW-Chefvolkswirt rechnet damit, dass es beim EU-Gipfel schon im November und nicht erst im Dezember zu einer Unterzeichnung des Austrittsvertrags kommen werde. "Es wäre für alle Unternehmen in Europa wichtig, das schon vor dem Jahresende hinzubekommen, damit die Unternehmen Verlustrückstellungen bilden können", sagte er.
Die Wahrscheinlichkeit eines ungeregelten Brexit beziffert die LBBW nach der Ablehnung des "Chequers"-Plans durch die EU in Salzburg auf 35 Prozent. Zuvor waren es 25 Prozent gewesen.
Burkert hält die wirtschaftlichen Folgen eines harten Brexit für die EU für begrenzt, auch wenn er vor kilometerlangen Staus an den Grenzen, unterbrochenen Wertschöpfungsketten und einem vorübergehenden Stillstand beim Flugverkehr warnt. "Das BIP-Wachstum im Euroraum dürfte nach einer Studie des Internationalen Währungsfonds bis 2030 um rund 1,5 Prozentpunkte niedriger liegen", sagte er.
Für Großbritannien selbst prognostiziert die LBBW für 2018 ein Wachstum von 1,5 Prozent und für 2019 für den Fall eines harten Brexit von 0,2 Prozent. "Auf Quartalsbasis dürfte ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung zu verzeichnen sein", so Burkert.
Der LBBW-Chefvolkswirt verwies auf Berechnungen der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Oliver Wyman, denen zufolge die direkten Kosten eines solchen Szenarios für die Unternehmen der EU-Länder bei 37 (Deutschland: 9) Milliarden Euro lägen, und die für britische Unternehmen bei 32 Milliarden Euro.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/flf
(END) Dow Jones Newswires
October 17, 2018 09:43 ET (13:43 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.