Auf die real existierenden Risikofaktoren haben die Aktienanleger im Oktober weltweit mit deutlichen Korrekturen reagiert. Aber welche Aktiengefahren bergen der weltkonjunkturelle Dynamikverlust, der Handelskonflikt, die italienische Haushaltspolitik und die Zinspanik tatsächlich?
Weltkonjunktur - Delle ja, Beule nein
Die Handelsstreitigkeiten zwischen Amerika und China sowie deren schädliche Streueffekte für Export-Deutschland haben sich deutlich in schlechten ZEW Konjunkturerwartungen niedergeschlagen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) begründet seine gesenkten Weltwachstumsprojektionen ebenfalls mit gestiegenen Risiken aus Handelskonflikten. Doch sind die für 2018 und 2019 von jeweils 3,9 auf 3,7 gesenkten Wachstumsraten überschaubar.
Ebenso sind die Ängste vor einer konjunkturbremsenden Energie-Krise übertrieben. Offensichtlich geht der Ölmarkt von keinen großen Spannungen zwischen den USA und Saudi-Arabien wegen des mutmaßlichen Mordes am regimekritischen Journalisten im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul aus. Insofern verfangen Spekulationen, wonach die Saudis auf mögliche US-Sanktionen mit einer Drosselung der Öllieferungen reagieren könnten, nicht. Grundsätzlich ist Saudi-Arabien zur Finanzierung seiner Investitionen für die Nach-Ölzeit und üppigen Sozialleistungen auf ungehinderte Ölausfuhren angewiesen und wird keine Isolation auf der geopolitischen Weltbühne riskieren. Und Amerika will seinen Bündnispartner im Nahen sowie Mittleren Osten und Käufer seiner Militärgüter nicht verprellen.
Tatsächlich zeichnen sich Silberstreifen am Wirtschaftshorizont ab. Die USA, Mexiko und Kanada haben sich auf ein überarbeitetes Freihandelsabkommen - aus Nafta wird USMCA - geeinigt. Zudem will Amerika die EU in das Boot gegen den vermeintlich gemeinsamen (Wirtschafts-)Feind China holen und Europa dafür handelsprotektionistisch schonen. Im Gegenzug für dieses "Freundschaftsangebot" soll die EU einer Verringerung ihrer Handelsüberschüsse gegenüber den USA nach dem Vorbild von Südkorea und Japan zustimmen. Konkret könnte dies über verstärkte Einfuhren landwirtschaftlicher Produkte und längerfristig auch von US-Fracking-Öl passieren.
Dennoch muss man sich auf weitere Irritation seitens des US-Präsidenten einstellen, die die Aktienmärkte zwischenzeitlich verunsichern und die sich in einer weltweit anhaltenden Underperformance von zyklischen zu defensiven Aktien offenbaren.
US-Zinswende - Worte sind keine Taten
Die - wenn auch nur verhaltene - weltweite Wachstumsverlangsamung nimmt Restriktionsdruck von den Notenbanken. Laut Protokoll ihrer letzten Sitzung (Fed Minutes) tastet sich die US-Notenbank weiterhin mit vorsichtigen Zinsschritten auf ein "neutrales" Zinsniveau vor, das sie jedoch noch nicht definieren kann. Denn die Jubelbilder der US-Wirtschaft können nicht verdecken, dass die aktuell flache amerikanische Zinsstrukturkurve perspektivisch nicht kreditvergabefreundlich ist und die bislang schon höheren US-Zinsen bereits Bremsspuren am US-Immobilienmarkt hinterlassen haben. 2018 werden die USA ihren Konjunkturgipfel erreichen.
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