Zurzeit wird ein giftiger Aktien-Cocktail serviert. Alles Positive wird ignoriert und stattdessen jedes noch so kleine Haar in der Suppe überdramatisiert. Die Baisse nährt die Baisse. Zunächst vermiest die Angst vor einer weltweiten Wirtschaftseintrübung wegen des von Trump losgetretenen US-chinesischen Handelskriegs die Anlegerlaune, die zu nachgelagerten Gewinnenttäuschungen führen würde. Dieses Szenario träfe dann auf eine völlig überschuldete Weltwirtschaft, die zeitgleich mit zuletzt gestiegenen US-Leit- und Kreditzinsen selbst die USA in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte. Garniert wird das aktuelle Schreckensbild mit dem Super-GAU einer italienischen Schuldenkrise, die europäisch streut. Damit steckt die EZB in der Italien-Zwickmühle. Bleibt sie bei ihrem avisierten Ausstieg aus den Anleihekäufen, gießt sie Öl in das bereits lodernde Feuer einer neuen Schuldenkrise. Lässt sie geldpolitische Gnade vor Stabilitätsrecht ergehen, gibt sie Italien einen Blankoscheck.
Die EZB verschafft sich Beinfreiheit
Der Stop ihrer Anleiheaufkäufe von monatlich 15 Mrd. Euro zum Jahresende bleibt zwar das Basisszenario der EZB. Dennoch hat man auf der letzten Sitzung auf einen formalen Beendigungsbeschluss verzichtet. So ermöglichen wirtschaftliche Verwerfungen z.B. aus einem "harten" No Deal-Brexit ebenso einen geldpolitischen Zeitgewinn wie handelsseitige Konjunkturrisiken, die europäische Exportländer beeinträchtigen. Insofern kommt die nachgebende Stimmung im Verarbeitenden und Dienstleistungsgewerbe der Eurozone mit ebenso konjunkturirritierenden Reibungsverlusten an den Aktienmärkten der EZB gerade Recht. Insgesamt kann Draghi damit auch die Italien-Krise besänftigen, ohne dem Thema zu viel Aufmerksamkeit zu widmen. Denn eine offizielle Hilfe für Italien kann er nicht aussprechen.
Die anhaltenden Unsicherheiten in puncto Handelskonflikt, Italien und Brexit gehen auch an der deutschen Wirtschaft nicht spurlos vorüber. Alle drei Subindices des ifo Geschäftsklimaindex, besonders jedoch die Erwartungskomponente, fallen.
Innerhalb der Branchen fällt auf, dass insbesondere die Erwartungen in der (Export-)Industrie nachgeben.
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