Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Präsident Mario Draghi hat der Wahrnehmung widersprochen, dass Deutschland durch Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) finanzielle Einbußen erleidet. "Obwohl Deutschland eine hohe Nettoinvestitionsposition gegenüber dem Ausland hat, hat es von den niedrigen Zinsen leicht profitiert - seine Zinseinnahmen sind höher als seine Zinsausgaben", sagte Draghi in Brüssel. Generell könne man nicht davon sprechen, dass die "Kreditgeber" des Euroraums verlören und die Kreditnehmer gewönnen.
Draghi kritisierte zudem den Widerstand aus Deutschland gegen die unkonventionelle Geldpolitik der EZB, ohne Akteure beim Namen zu nennen. Er sagte: "Trotz des sichtbaren Inflationsrückgangs gab es welche, die gegen unsere unkonventionellen Maßnahmen waren, weil sie nachteilige Auswirkungen auf die Reformbereitschaft von Regierungen oder auf die Bereitschaft von Banken befürchteten, ihre Bilanzen aufzuräumen. Sie maßen diesen Risiken mehr Bedeutung bei als der Gewissheit, dass bei Untätigkeit die Preisstabilität geopfert würde."
Draghi führte dieses Verhalten als ein Beispiel für die ungebrochene Neigung von Politikern auf, kurzfristigen Erwägungen wie der Verhinderung von Moral Hazard den Vorzug zu geben. Draghi verwies außerdem auf aktuelle Versuche der Politik, der EZB angesichts steigender Inflationsraten eine geldpolitische Normalisierung auszureden.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/jhe
(END) Dow Jones Newswires
October 26, 2018 11:16 ET (15:16 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.