Von Michael Denzin
FRANKFURT (Dow Jones)--Mittlerweile etwas am Bröckeln sind am Mittwochnachmittag die Kurse an Europas Börsen. Teilnehmer sprechen von leichten Gewinnmitnahmen. Die Märkte warten zudem auf eine Rede von US-Präsident Donald Trump am Abend. Er hat wie erwartet die Mehrheit im Repräsentanten-Haus verloren, ein Erdrutschsieg der Demokraten ist aber ausgeblieben. Analysten diskutieren das Ergebnis überwiegend positiv, Trump sei nicht zur "lahmen Ente" geworden. Dazu profitiert der DAX von überraschend starken Daten zur deutschen Industrieproduktion im September.
Größter DAX-Gewinner sind Fresenius Medical Care (FMC) mit einem Plus von knapp 9 Prozent, nachdem die Kostenerstattung für Dialysebehandlungen im US-Bundesstaat Kalifornien nicht gedeckelt wird. Der DAX steigt um 0,6 Prozent auf 11.558 Punkte, nachdem er im Tageshoch schon bis auf 11.635 Punkte geklettert war. Der Euro-Stoxx-50 verbessert sich um 1 Prozent auf 3.239 Punkte.
Analysten eher positiv nach US-Wahl
Die Meinung der Analysten nach der US-Wahl gehen je nach gewähltem Fokus auseinander. Per Saldo sehen sie die Handlungsfähigkeit des US-Präsidenten aber als klar erhalten geblieben an. Teilweise wurde der Präsident sogar gestärkt, da einige im Vorfeld gehypte Kandidaten der Demokraten gegen Trump-Unterstützer verloren haben.
"Der Gewinn der Mehrheit im Repräsentantenhaus durch die Demokraten wird in den USA zu einer Jahresendrally führen", sagt Nigel Green vom Finanzdienstleister deVere Group. Andere Marktteilnehmer rechnen sogar mit neuen Höchstständen an der Wall Street, mit der Begründung, das Repräsentantenhaus werde den Protektionismus in der Handelspolitik eindämmen.
Keine Änderungen in der Handelspolitik erwartet Frank Häusler von Vontobel Asset Management: "Die Wachstums- und Inflationsaussichten für die USA und die Weltwirtschaft bleiben unverändert". Das Repräsentantenhaus könne Trump Steine in den Weg legen, habe aber nicht die Macht, seine Politik komplett umzukehren. Genauso wenig werde die laufende Deregulierung gestoppt. Bei Punkten wie der Forderung nach mehr Marktöffnung in China oder Steuersenkungen herrsche zwischen Demokraten und Republikanern sogar eher Einigkeit. Zudem gibt es andere Themen wie zu den Handelszöllen das Xi-Trump-Treffen Ende November auf dem G20-Gipfel. Dazu muss China seine Wirtschaft ankurbeln. In Europa lasten der Brexit und die italienische Haushaltsfrage auf den Märkten.
Nur Dollar verliert nach Wahl - Euro legt kräftig zu
Verlierer des Wahlergebnisses ist der Dollar, der Euro springt auf 1,1480 Dollar. "Bisher war die Politik für den Dollar ideal", sagt Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Er habe sowohl von fiskalpolitischen Wachstumsimpulsen profitiert als auch der inflationstreibenden protektionistischen Handelspolitik. Dies hatte die US-Notenbank auf ihrem Zinserhöhungskurs bestärkt: "Nun wird es mit fiskalpolitischen Impulsen für die Trump-Regierung schwieriger". Dies könne auch Zinserhöhungen der US-Notenbank bremsen. Kurzfristig könnte der Euro Richtung 1,16 Dollar steigen. Vor diesem Hintergrund wird auch auf die Sitzung der US-Notenbank am Donnerstag geschaut.
Kalifornien-Abstimmung treibt FMC-Aktie an
FMC profitieren von einer Volksabstimmung in Kalifornien und springen um 8,8 Prozent nach oben. Dort wurde ein Antrag auf eine Kappung der Erlöse für Dialysedienstleistungen abgelehnt. Dies sorgt für große Erleichterung, da dessen Annahme keinen wirtschaftlichen Betrieb von Dialysezentren ermöglicht hätte. In den USA legen die Aktien von FMC-Wettbewerber DaVita um 8,6 Prozent zu. Im DAX ziehen auch Fresenius um 2,6 Prozent an.
Adidas trotz erhöhtem Ausblick schwach
Daneben steht die Berichtssaison im Blick. Adidas verlieren 3,3 Prozent, obwohl der Sportartikel-Hersteller den Ausblick erhöht hat. Negativ wird die Umsatzentwicklung bewertet, im dritten Quartal hat Adidas die Erlöserwartung verfehlt.
Auch BMW stehen mit einem Minus von 3,5 Prozent unter Druck. Im Autogeschäft hat sich die vielbeachtete EBIT-Marge auf 4,4 Prozent nahezu halbiert. Munich Re geben nach der Vorlage des Quartalsberichts um 0,2 Prozent nach.
Delivery Hero und Scout24 springen an
In der zweiten Reihe klettern Delivery Hero nach Quartalsausweis um 3,4 Prozent dank eines erhöhten Umsatzausblicks. Auch Scout24 steigen um knapp 5,5 Prozent, Umsatz und Gewinn liegen leicht über erwarten. Nach dem scharfen Kurseinbruch wird nun aber Erholungspotenzial gesehen. Fraport gewinnen 2 Prozent, der Umsatz liegt über den Erwartungen, der Gewinn hat die Prognosen leicht übertroffen.
Axel Springer legen um 1,7 Prozent zu. Der Medienkonzern hat die Gewinnerwartungen im dritten Quartal leicht übertroffen und den Ausblick erhöht. Schwächer zeigen sich nach nicht ganz überzeugenden Quartalsberichten Symrise und Osram mit bis zu 3 Prozent Minus.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.238,89 0,98 31,47 -7,56 Stoxx-50 2.968,12 0,86 25,27 -6,60 DAX 11.558,22 0,64 73,88 -10,52 MDAX 24.333,13 0,54 129,84 -7,13 TecDAX 2.673,86 0,66 17,46 5,73 SDAX 11.209,68 0,54 60,21 -5,70 FTSE 7.097,23 0,80 56,55 -8,48 CAC 5.124,04 0,96 48,86 -3,55 Bund-Future 159,46 -0,21 2,09 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:21 Uhr Di, 17.07 Uhr % YTD EUR/USD 1,1480 +0,52% 1,1433 1,1418 -4,5% EUR/JPY 130,00 +0,37% 129,49 129,43 -3,9% EUR/CHF 1,1452 -0,03% 1,1456 1,1457 -2,2% EUR/GBP 0,8731 +0,12% 0,8721 0,8730 -1,8% USD/JPY 113,24 -0,18% 113,19 113,37 +0,5% GBP/USD 1,3149 +0,42% 1,3113 1,3081 -2,7% Bitcoin BTC/USD 6.518,28 +1,1% 6.522,64 6.448,22 -52,3% ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut Deutschland 2 J. -0,59 -0,61 0,02 Deutschland 10 J. 0,45 0,43 0,02 USA 2 Jahre 2,94 2,93 1,05 USA 10 Jahre 3,19 3,23 0,78 Japan 2 Jahre -0,13 -0,13 0,01 Japan 10 Jahre 0,12 0,12 0,07 ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 62,44 62,21 +0,4% 0,23 +7,5% Brent/ICE 72,82 72,13 +1,0% 0,69 +15,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.229,63 1.226,93 +0,2% +2,70 -5,6% Silber (Spot) 14,64 14,54 +0,7% +0,10 -13,6% Platin (Spot) 876,00 870,00 +0,7% +6,00 -5,8% Kupfer-Future 2,74 2,73 +0,3% +0,01 -18,2% ===
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November 07, 2018 10:11 ET (15:11 GMT)
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