Ärztinnen und Ärzte aus Gesundheitsämtern haben am Freitag in Hannover für bessere Arbeitsbedingungen in ihren Behörden demonstriert. In den vergangenen Jahren seien die Stellen im öffentlichen Gesundheitsdienst um etwa 30 Prozent reduziert worden, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert. Zudem könnten freigewordene Stellen wegen der deutlich schlechteren Bezahlung als im Krankenhaus oder beim Medizinischen Dienst nicht neu besetzt werden. Der Unterschied betrage 1000 Euro im Monat. Die Mediziner im öffentlichen Dienst sind unter anderem für Konzepte gegen die Ausbreitung multireistenter Keime, Hygienekontrollen sowie Schuleingangsuntersuchungen zuständig.
"Die Gesundheitsämter sind beim Wettbewerb um qualifizierten ärztlichen Nachwuchs völlig abgehängt", kritisierte Teichert. Vor sechs Jahren waren es nach ihren Angaben 200 unbesetzte Facharztstellen im öffentlichen Gesundheitsdienst, heute sogar noch mehr. "Viele Kollegen gehen bald in den Ruhestand."
Die Ärzte im öffentlichen Dienst haben die Befürchtung, dass sie ihre wichtigen Aufgaben bald aufgrund des Personalmangels nicht mehr wahrnehmen können.
Voraussetzung für eine Tätigkeit im Gesundheitsamt ist eine Weiterbildung mit einer mindestens dreijährigen klinischen Phase sowie mindestens ein halbes Jahr Praxiserfahrung in der Psychiatrie. Die Verbandschefin forderte eine einheitliche Bezahlung von Ärzten im Krankenhaus und im Gesundheitsamt. Das Geld sei da, schließlich hätten Städte und Gemeinden 2017 einen Rekordüberschuss von elf Milliarden Euro gemacht.
Vor der Demo in Hannover hatte der Bundesverband zu Kundgebungen in Gießen, Fellbach bei Stuttgart und Dresden aufgerufen. Die Aktion "Aktive Mittagspause" macht am 23. November Station in Dortmund. Am 10. Dezember soll es gemeinsam mit dem Marburger Bund eine Abschlusskundgebung in Berlin geben./cst/DP/tos
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