Die Gasleitung Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland sorgt weiter für Misstöne zwischen den USA und der Bundesregierung. Die Vereinigten Staaten drohten am Dienstag mit Zwangsmaßnahmen, um das Vorhaben zu stoppen. "Wir haben noch nicht alle Instrumente eingesetzt, die das Projekt ernsthaft untergraben oder stoppen könnten", sagte der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, in Brüssel. Noch hoffe Washington darauf, dass "die Opposition gegen das Projekt organisch wirkt". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte die deutschen Pläne wenig später bei einer Rede im Europaparlament in Straßburg.
Der Bau von Nord Stream 2 durch die Ostsee hat begonnen und soll Ende 2019 fertig sein. US-Präsident Donald Trump hatte bereits im Sommer massiv dagegen protestiert. Deutschland unterstützt das Projekt. Die EU-Kommission und mehrere EU-Staaten sehen es hingegen kritisch.
Europa dürfe sich nicht einseitig von russischem Gas abhängig machen, sagte Sondland. "Wenn diese Philosophie nicht angenommen wird und Nord Stream weitergeht, dann hat der Präsident viele, viele andere Instrumente zur Verfügung - ich will jetzt nicht alle aufzählen -, um zu versuchen, das Projekt einzudämmen und zu stoppen."
Er bestritt, dass dahinter das Interesse der USA stehe, selbst Flüssigerdgas nach Europa zu verkaufen. Die Abhängigkeit von russischem Gas für Europa sei geopolitisch falsch. "Wir wollen nicht, dass jemandem mitten im Winter das Gas abgedreht wird, wenn eine politische Krise ausbricht", sagte Sondland. Wäre Europas Energieversorgung verletzlich, träfe dies auch die USA. "So stark ist die transatlantische Beziehung: Wir sind wie siamesische Zwillinge."
Merkel hingegen betonte, dass man das russische Gas zur Überbrückung als Rohstoff im Kampf gegen den Klimawandel brauche - "insbesondere in einem Land wie Deutschland, das keinerlei Kernenergie mehr haben wird in wenigen Jahren. (...) Europa wird sich nicht unabhängig machen können von russischem Gas, aber es kann seine Quellen diversifizieren." Sie setze sich zudem dafür ein, dass die Ukraine als Transitland nicht wegfalle. Der Schwarzmeer-Staat fürchtet wegen Nord Stream 2 um seine Rolle als wichtiges Transitland./vsr/DP/tos
AXC0305 2018-11-13/17:48