DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
Im Brexit-Streit droht der britischen Premierministerin Theresa May neues Ungemach. Die konservative nordirische Democratic Unionist Party (DUP) drängt laut einem Bericht der Zeitung Daily Telegraph auf eine Ablösung Mays - und will andernfalls gegen die Brexit-Vereinbarung stimmen. May ist im Parlament auf die Stimmen der DUP angewiesen, die bereits am Mittwoch wegen der Sonderregelungen für Nordirland mit einem Bruch des Bündnisses gedroht hatte. Der Brexit-Deal mit Brüssel hat Mays Regierung in eine schwere Krise gestürzt: Aus Protest gegen die Vereinbarung reichten am Donnerstag zwei Minister und zwei Staatssekretäre ihren Rücktritt ein. Das britische Kabinett hatte den Vertragsentwurf zum britischen EU-Ausstieg am Mittwochabend gebilligt. Am Donnerstagabend verteidigte May den Vertragsentwurf. "Ich glaube mit jeder Faser meines Körpers daran, dass der von mir verfolgte Kurs der richtige für mein Land ist", sagte sie nach einer hitzigen Debatte im Unterhaus.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
07:00 GB/ABN Amro Holding NV, Bekanntgabe von Details zur künftigen
Strategie, ab 10:30 Investor Day, London
08:30 DE/Aumann AG, Ergebnis 3Q, Beelen
10:30 DE/HSH Nordbank AG, Ergebnis 9 Monate, Hamburg
12:30 DE/Volkswagen AG (VW), PK im Anschluss an die AR-Sitzung, Details zur
Investitionsplanung und Auswirkungen auf Standorte, Wolfsburg
AUSBLICK KONJUNKTUR
- EU 11:00 Verbraucherpreise Oktober Eurozone PROGNOSE: +0,2% gg Vm/+2,2% gg Vj Vorabschätzung: +2,2% gg Vj zuvor: +0,5% gg Vm/+2,1% gg Vj Kernrate (ohne Energie, Nahrung, Alkohol, Tabak) PROGNOSE: +0,1% gg Vm/+1,1% gg Vj Vorabschätzung: +1,1% gg Vj zuvor: +0,4% gg Vm/+0,9% gg Vj - US 15:15 Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung Oktober Industrieproduktion PROGNOSE: +0,2% gg Vm zuvor: +0,3% gg Vm Kapazitätsauslastung PROGNOSE: 78,2% zuvor: 78,1%
ÜBERSICHT INDIZES
Stand +/- % S&P-500-Future 2.726,50 -0,29 Nikkei-225 21.680,34 -0,57 Schanghai-Comp. 2.679,75 0,43 DAX 11.353,67 -0,52 DAX-Future 11.442,00 0,35 XDAX 11.448,31 0,34 MDAX 23.757,70 -1,15 TecDAX 2.571,47 -0,77 EuroStoxx50 3.190,31 -0,47 Stoxx50 2.924,85 -0,63 Dow-Jones 25.289,27 0,83 S&P-500-Index 2.730,20 1,06 Nasdaq-Comp. 7.259,03 1,72 EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 160,64 +39
ÜBERSICHT RENDITEN ANLEIHEMARKT
aktuell Vortag YTD absolut Deutschland 2 J. -0,64 -0,64 -0,02 Deutschland 10 J. 0,36 0,36 -0,07 USA 2 Jahre 2,87 2,86 0,98 USA 10 Jahre 3,11 3,11 0,70 Japan 2 Jahre -0,14 -0,14 0,00 Japan 10 Jahre 0,10 0,10 0,05
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Etwas leichter - Die Ungewissheit um das Austrittsprozedere Großbritanniens aus der EU belastete. Nachdem das britische Kabinett grünes Licht für einen Brexit-Entwurf gegeben hatte, traten mehrere britische Minister und Regierungspolitiker zurück, was Angst vor einem harten Brexit schürte und die Spekulation auf ein Misstrauensvotum gegen Premieministerin May. An der Londoner Börse, die in der Breite Unterstützung vom sehr schwachen Pfund erhielt, wurden deswegen vor allem Banken- und Immobilienaktien verkauft. RBS verloren 9,6, Barclays 4,1 und Lloyds 5 Prozent. Britische Einzelhändler litten unter der Befürchtung, dass Verbraucher aufgrund der ungewissen Aussichten weniger konsumieren werde, aber auch unter der Erwartung, dass das schwächere Pfund den Import von Waren verteuern wird. Marks & Spencer, Tesco, Next und Dixons Carphone verloren zwischen 3,8 und 4,7 Prozent. Verkauft wurden auch Aktien von Fluggesellschaften: Ryanair verloren 5,3 und Easyjet 6,6 Prozent. Sie trugen dazu bei, dass der Sektor Reise und Freizeit mit einem Minus von 2,5 Prozent zu den größten Verlierern gehörte.
DAX/MDAX/TECDAX
Etwas leichter - Nach einem guten Lauf in den vergangenen beiden Wochen ging es für RWE um 1,7 Prozent nach unten. Belastend wirkte zum einen, dass der Bebauungsplan für ein neues Braunkohlekraftwerk unwirksam sein soll; zum anderen ist der Versorger stark vom britischen Markt abhängig, für den die Aussichten wegen des Brexit unsicher sind. Das Minus von 1,9 Prozent in Lufthansa führten Händler auf Berichte zurück, dass bei der Tochter Eurowings ein Tarifstreit droht mit der Gefahr von Streiks. Nachdem die Analysten der Citigroup Daimler zum Verkauf empfohlen hatten, ging es für die Aktie um 2,4 Prozent nach unten. Zudem zogen sie eine Kaufempfehlung für Continental zurück (minus 2,4 Prozent). Henkel (+0,3 Prozent) gehörten nach Vorlage von Geschäftszahlen zu den wenigen Gewinnern im DAX. Linde schlossen nach Vorlage von Geschäftszahlen unverändert. Der operative Gewinn liege leicht über den Schätzungen, und der Ausblick sei vergleichsweise optimistisch, hieß es.
XETRA-NACHBÖRSE
Der Markt sei in der Breite mit der positiven Entwicklung an der Wall Street nach oben gelaufen, meinte eine Händlerin von Lang & Schwarz. Morphosys wurden 2,5 Prozent höher getaxt. Das Biotechnologieunternehmen und I-Mab haben eine exklusive strategische Partnerschaft für den neuen immunonkologischen Wirkstoff MOR210 vereinbart.
USA / WALL STREET
Fester - Angeführt von den Technologiewerten erholten sich die Kurse von den jüngsten Verlusten etwas. Der Handel blieb aber weiter von hoher Nervosität geprägt. Neben der Erholung der Technologiewerte hievten auch Hoffnungen auf eine Beilegung des Handelsstreits zwischen den USA und China den Markt erstmals seit vier Handelstagen wieder ins Plus. Cisco Systems legten um 5,5 Prozent zu, getrieben von gut ausgefallenen Geschäftszahlen. Apple erholten sich um 2,5 Prozent von einer fünftägigen Verlustserie. JP Morgan Chase stiegen um 2,6 Prozent. Sie wurden gestützt davon, dass Investor Warren Buffett sich im dritten Quartal mit 4 Milliarden Dollar an der der Bank beteiligt. Walmart fielen nach dem Drittquartalsausweis um 2,0 Prozent. Der Umsatz des Konzerns legte zwar zu, blieb aber leicht unter den Erwartungen.
Die Unsicherheit um den Brexit verschaffte dem Anleihemarkt Zulauf. Steigende Kurse drückten die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen um 1,6 Basispunkte auf 3,11 Prozent.
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0.00 Uhr Do, 17.20 Uhr EUR/USD 1,1340 +0,1% 1,1324 1,1309 EUR/JPY 128,43 -0,1% 128,61 128,21 EUR/CHF 1,1411 +0,0% 1,1406 1,1384 EUR/GBR 0,8861 -0,1% 0,8872 0,8872 USD/JPY 113,25 -0,3% 113,59 113,37 GBP/USD 1,2797 +0,3% 1,2762 1,2747 Bitcoin BTC/USD 5.612,00 +0,3% 5.593,13 5.551,46
Das Pfund brach in Reaktion auf die Minister-Rücktritte und die Politkrise in Großbritannien ein. Im späten US-Handel kostete es 1,2784 Dollar nach Ständen knapp über 1,3020 am Morgen. Am Mittwoch hatte es im Tageshoch, nachdem das Kabinett der Brexit-Vereinbarung zugestimmt hatte, sogar noch bei 1,3072 Dollar gelegen. Mit Blick auf die Entwicklung in Sachen Brexit bezeichnete Naeem Aslam von Thinkmarkets.com eine neuerliche Abstimmung als etwas, das zunehmend realistisch erscheine. Die Rücktritte könnten letztlich auch das Ende des Weges für Premierministerin May bedeuten. An anderer Stelle hieß es, die Entwicklung mache eine Zinserhöhung in nächster Zeit in Großbritannien unwahrscheinlicher. Dazu passten auch schwach ausgefallene Einzelhandelsdaten.
ROHSTOFFE
ÖL
zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 56,93 56,46 +0,8% 0,47 -2,0% Brent/ICE 67,30 66,62 +1,0% 0,68 +6,4%
Die Ölpreise erholten sich den zweiten Handelstag in Folge etwas von den jüngsten hohen Verlusten, und das, obwohl die wöchentlichen US-Lagerdaten wesentlich höher ausfielen als erwartet. Sie erhöhten sich um 10,27 Millionen Barrel, während Analysten lediglich ein Plus von 2,3 Millionen Barrel erwartet hatten. Allerdings waren die Investoren vorgewarnt, denn bereits am Vorabend hatte der US-Branchenverband API einen starken Anstieg vermeldet. Für etwas Zuversicht sorgten Spekulationen auf eine Annäherung im US-chinesischen Handelsstreit. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI kletterte zum US-Settlement um 0,4 Prozent auf 56,46 Dollar.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.215,01 1.213,34 +0,1% +1,67 -6,7% Silber (Spot) 14,31 14,30 +0,1% +0,01 -15,5% Platin (Spot) 843,10 842,00 +0,1% +1,10 -9,3% Kupfer-Future 2,75 2,75 +0,2% +0,01 -17,9%
Das Gold profitierte etwas vom wieder gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Anleger, unter anderem angesichts des Brexit-Chaos auf der Insel. Der Preis für die Feinunze erhöhte sich zum US-Settlement um 0,4 Prozent auf 1.215 Dollar.
MELDUNGEN SEIT DONNERSTAG 17.30 UHR
DEUTSCHLAND
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
November 16, 2018 01:43 ET (06:43 GMT)
Die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz haben sich auf der ersten von acht Regionalkonferenzen zurückhaltend zur Frage einer Kanzlerschaft geäußert. "Wenn ich Parteivorsitzender werde, wird meine erste Frage im Kopf nicht sein, wie komme ich jetzt zum nächsten Amt", so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Er wolle sich als CDU-Vorsitzender für die Partei engagieren und mit Bundeskanzlerin Angela Merkel "gut und vertrauensvoll" zusammenarbeiten. Auf dem Parteitag werde ein neuer Parteivorsitzender gewählt - "nicht mehr und nicht weniger", sagte der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer betonte: "Dieser Parteivorsitz steht zuerst erst einmal für sich selbst."
GELDPOLITIK MEXIKO
Die mexikanische Notenbank hat den Leitzins um 25 Basispunkte auf 8,00 Prozent erhöht.
GELPOLITIK USA
Der Präsident der Federal Reserve Bank of Minneapolis, Neel Kashkari, ist unverändert der Meinung, dass die US-Notenbank auf weitere Zinserhöhungen verzichten sollte. Der Währungshüter, der in diesem Jahr nicht stimmberechtigt im Offenmarktausschuss ist, sagte, auch wenn der Arbeitsmarkt robust sei, gebe es keinen Grund für höhere Leitzinsen, solange die Inflation niedrig bleibe.
GELDPOLITIK USA
US-Notenbankpräsident Jerome Powell hat erneut ein positives Bild der Wirtschaft in den USA gezeichnet, was darauf hindeutet, das die Fed auf ihrer Sitzung im Dezember erneut die Zinsen anheben dürfte. Die US-Konjunktur befinde sich in einer "guten Verfassung", sagte Powell. Zudem sei der Arbeitsmarktbericht für Oktober "sehr, sehr stark" ausgefallen.
GELDPOLITIK USA
Die US-Notenbank will kommendes Jahr ihre grundsätzlichen Strategien unter die Lupe nehmen und gegebenfalls anpassen. Kommunikation und auch die geldpolitischen Instrumente sollen überprüft werden. Dazu soll eine Forschungskonferenz am 4./5. Juni ausgerichtet werden.
NORDKOREA
hat nach Angaben von Staatsmedien eine neue "hochmoderne taktische Waffe" getestet. Der Test sei erfolgreich verlaufen. Um welche Waffenart es sich handelte, blieb zunächst unklar. Es ist das erste Mal seit Beginn der diplomatischen Annäherung zwischen Nordkorea und den USA, dass Pjöngjang offiziell einen Waffentest verkündet.
ZIGARRETTENINDUSTRIE USA
Die US-Aufsichtsbehörde FDA geht verschärft gegen den boomenden Konsum von aromatisierten E-Zigaretten unter Jugendlichen vor. Sie strebt striktere Auflagen für den Verkauf dieser Produkte in Geschäften an. Auch sollen im Onlinehandel rigorosere Alterskontrollen durchgesetzt werden. Ferner kündigte die FDA am Donnerstag an, auf ein Verbot von konventionellen Zigaretten mit Mentholgeschmack sowie von aromatisierten Zigarren hinwirken zu wollen. Die verkündeten Maßnahmen fallen allerdings hinter frühere Erklärungen: Noch im September hatte Behördenchef Scott Gottlieb mitgeteilt, dass er ein generelles Verbot von aromatisierten E-Zigaretten prüfe.
MORPHOSYS
und I-Mab haben eine exklusive strategische Partnerschaft für den neuen immunonkologischen Wirkstoff MOR210 vereinbart. Dafür zahlt I-Mab eine Vorabzahlung von 3,5 Millionen Dollar geleistet. Zudem hat Morphosys Anspruch auf zusätzliche erfolgsabhängige klinische und vertriebsbezogene Meilenstein-Zahlungen von bis zu 101,5 Millionen Dollar und gestaffelte Umsatzbeteiligungen.
STABILUS
hat im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz um 5,8 Prozent auf 962,6 Millionen Euro gesteigert. Wechselkursbereinigt erreichte das Wachstum 8,8 Prozent. Die bereinigte EBIT-Marge stieg auf 15,5 von 15,1 Prozent im Vorjahr. Damit hat Stabilus die eigene Prognose erfüllt. Das bereinigte betriebliche Ergebnis stieg um 8,5 Prozent auf 149,3 Millionen Euro. Der Gewinn kletterte um ein Drittel auf 105,4 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr 2018/19 kündigte Stabilus ein Umsatzwachstum von wechselkursbereinigt rund 5 Prozent an. Die bereinigte EBIT-Marge soll wieder 15,5 Prozent erreichen.
INTEL
Der Board des Chipherstellers hat einem Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 15 Milliarden US-Dollar zugestimmt. Zudem hat Intel noch 4,7 Milliarden Dollar aus dem aktuellen Rückkaufprogramm zur Verfügung.
VATTENFALL
Der Rechtsstreit mit Deutschland über Schadensersatzforderungen von Vattenfall könnte sich noch weiter in die Länge ziehen. Deutschland hat laut FAZ Zweifel an der Neutralität des dreiköpfigen Schiedsgerichts.
VIVENDI
hat im dritten Quartal dank der guten Entwicklung der Tochter Universal Music Group 5,5 Prozent mehr umgesetzt und zwar 3,38 Milliarden Euro. Bei Universal Music kletterte der Umsatz um 13 Prozent, beim französischen Bezahlfernsehsender Canal+ sank er dagegen um 0,5 Prozent. Zudem vereinbarte Vivendi die Übernahme der Verlagsgruppe von Editis, wobei ein Unternehmenswert von 900 Millionen Euro zugrunde liegt.
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DJG/cln/ros/gos
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November 16, 2018 01:43 ET (06:43 GMT)
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