20. November 2018. An den Märkten geht es derzeit hoch her, im ETF-Handel kann von einer Verkaufswelle aber nicht die Rede sein. Bei europäischen Aktien überwiegen sogar die Zuflüsse.
Trotz deutlicher Kursrücksetzer an den Börsen: ETF-Anleger lassen sich bislang nicht aus der Ruhe bringen. "Panik gibt es nicht", stellt Carsten Schröder von der Commerzbank fest. "Wir sehen ein normales Geschäft mit einem ausgewogenen Verhältnis von Käufen und Verkäufen."
Schröder meldet 43.000 Transaktionen für die vergangene Woche und ein weiter durchschnittliches Geschäft gestern und heute. Laut Rick van Leeuwen von IMC ist das Handelsaufkommen wegen der Unruhe an den Märkten gestiegen, von Panik will aber auch er nicht sprechen. "Es ist einfach einiges los." Er berichtet ebenfalls von Zu- und Verkäufen.
Tech-Aktien mit heftigen Verlusten
Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt ist schon länger angeschlagen, am heutigen Dienstag rutschte der DAX kurzzeitig auf 11.081,77 Punkte und damit ganz in die Nähe des Jahrestiefs vom Oktober. Auch die lange gut laufenden US-Märkte sind eingeknickt: Der Dow Jones verlor am gestrigen Montag 1,6 Prozent, der Nasdaq 100 sogar 3,3 Prozent. Belastet wurde die US-Technologiebranche durch erneute Spekulationen über eine schwache iPhone-Nachfrage. Für Ernüchterung sorgte am Wochenende auch der Asien-Pazifik-Gipfel, der abermals den Blick auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China lenkte.
Auch Abgaben von US-Aktien
US-Aktien stehen auf den Kauf- und Verkaufslisten, wie die Händler einhellig berichten. "S&P 500-ETFs gehören bei uns zu den umsatzstärksten Indexfonds, und zwar in beide Richtungen", erklärt Schröder. Auch bei IMC werden bei S&P 500-ETFs beide Seiten gespielt, van Leeuwen meldet Abflüsse aus dem Vanguard S&P 500 (WKN A1JX53) und Zuflüsse in das entsprechende Produkt von Invesco, Cornelia Schübel von der Unicredit Group Zu- und Abflüsse beim iShares Core S&P 500 (WKN A0YEDG). Der S&P 500 hat mittlerweile den Großteil seiner Jahresgewinne wieder abgegeben und schloss gestern bei 2.691 Punkten - nur noch knapp über dem Schlusskurs 2017 von 2.674 Zählern.
Mehr Zuversicht in Europas Aktien
Im Geschäft mit europäischen Aktien überwiegen sogar die Käufe: Zugegriffen wird laut Schröder beim MSCI EMU- (WKN DBX0GJ) und auch bei DAX-Trackern, laut Schübel bei STOXX Europe 600-Trackern (WKN DBX1A7) und auch europäischen Smart-Beta-ETFs wie dem iShares MSCI Europe Minimum Volatility (WKN A1J783). Van Leeuwen berichtet von Käufen kontinentaleuropäischer Aktien, während britische Aktien abgestoßen würden. "Das liegt wohl am Brexit", bemerkt der Händler.
Die sonst meist gesuchten MSCI World-ETFs (WKN A0RPWH) haben hingegen in der Gunst der Anleger verloren und werden verkauft, wie Schröder feststellt. Emerging Markets-Tracker werden van Leeuwen zufolge hingegen wieder gekauft.
Technologie- und Ölaktien im Verkauf
Mit den Kursverlusten im Tech-Sektor fliegen laut Schröder auch Technologie-ETFs aus den Portfolios. Nasdaq-ETFs gehören in diesem Jahr aber immer noch zu den großen Gewinnern: Der iShares Nasdaq 100 (WKN A0YEDL) kommt seit Jahresanfang auf ein Plus von 9,3 Prozent, in den vergangenen drei Jahren waren es durchschnittlich 11,3 Prozent im Jahr.
Wegen des sinkenden Ölpreises trennen sich Anleger außerdem von Energie-ETFs, etwa mit dem Xtrackers MSCI World Energy (WKN A113FF), wie Schröder außerdem berichtet. Schübel meldet unterdessen Käufe und Verkäufe von Energie-Trackern wie dem S&P 600 Energy Sector (WKN A142NX).
Anleger trennen sich außerdem von ETFs aus der Gesundheitsbranche, etwa dem iShares Healthcare Innovation (WKN A2ANH2). Der setzt speziell auf Unternehmen, die den Fortschritt bei medizinischen Behandlungsverfahren und Technologien voranbringen wollen. Im laufenden Jahr kommt der ETF auf ein Plus von 6,5 Prozent.
Treasuries gesucht
Anleihen-ETFs sind laut Schübel derzeit ausgesprochen beliebt. "Wir sehen einen klaren Trend hin zu Bond-ETFs", berichtet die Händlerin. In den Portfolios landeten vor allem US-Staatsanleihen, etwa solche mit Laufzeit von ein bis drei Jahren (WKN A2DN9Z) oder solche mit unterschiedlichen Fälligkeiten (WKN A143JN). Außerdem seien Schwellenländeranleihen in Lokalwährungen wieder gefragt, konkret der iShares Emerging Markets Local Government Bond (WKN A1JADV) und der SPDR Barclays Capital Emerging Markets Local Bond (WKN A1JJTV).
Schröder meldet Abflüsse aus Geldmarkt-ETFs wie dem Deka Deutsche Börse Eurogov Germany Money Market (WKN ETFL22) und Zuflüsse in globale Staatsanleihen in US-Dollar über den iShares Global Government Bond USD (WKN A0RGEM).
von: Anna-Maria Borse,
20. November, Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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