Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rückzug der Anleger aus deutschen Aktien hat sich am Dienstag fortgesetzt. Der DAX verlor 1,6 Prozent auf 11.066 Punkte. Mit 11.009 Punkten markierte er am Nachmittag sogar den tiefsten Stand seit knapp zwei Jahren, die psychologisch wichtige 11.000er Marke hielt dem Verkaufsdruck aber Stand. Angeführt wurde der Abschwung von Covestro, die nach einer Gewinnwarnung um 15,6 Prozent einbrachen.
Veranlasst wurde der Rückgang des DAX von den schwachen Vorlagen der US-Börsen. "Die neue Abwärtswelle ist rein US-gesteuert, und Europa fällt nun bereits langsamer als die Aktienmärkte in den USA", sagte Eugen Keller, Analyst des Bankhauses Metzler. Von der Bewertung sei der DAX nicht mehr teuer. "Der Markt könnte bald einen ersten Boden finden, spätestens im Bereich um 10.700 Punkte", sagte der Analyst.
Nachdem Covestro noch vor gut drei Wochen den Ausblick bestätigt hatte, ging der Chemiekonzern nun unter anderem von einem fallenden Cashflow aus. "Das Vertrauen in den Vorstand ist erschüttert", sagte ein Händler mit Blick auf den Kurseinbruch.
Im Sog von Covestro weiteten BASF das Minus auf 4,1 Prozent aus. Der Anilin-Konzern strebt ein Wachstum des EBITDA vor Sondereinflüssen von jährlich 3 bis 5 Prozent an. Um die Ziele zu erreichen, werde ein "neues Exzellenzprogramm" bis 2021 auf den Weg gebracht. Im Handel hieß es dazu, dass das genannte EBITDA-Wachstumsziel trotz der geplanten Kosteneinsparungen deutlich unter den Erwartungen liege.
Technologie-Werte weiter unter Druck
Technologiewerte gerieten erneut in den Abwärtssog der US-Branche. "Die Anleger nehmen Gewinne mit, wo sie noch Speck haben", sagte ein Händler. Wirecard fielen um 5,8 Prozent. Analysten sahen in dem neuen Ausblick keinen Grund für den Abverkauf: HSBC, DZ und Bryan Garnier hielten den Ausblick für bullisch, die UBS für konservativ. "Die Kursschwäche ist vom negativen Sektorsentiment in der Technologie veranlasst", hieß es bei Hauck & Aufhäuser. Die Fundamentaldaten von Wirecard seien stark und die Gesellschaft sei in der Spur, auch künftig gute Resultate zu liefern.
"Die 'Big Shots' fallen als Letzte", sagt Robert Rethfeld von Wellenreiter Invest. "Insofern könnte der Tech-Abverkauf die Situation sogar näher an ein vorläufiges Ende der Verkaufswelle bringen", meinte er mit Blick den Einbruch der so genannten FANG-Aktien in den USA wie Facebook, Apple, Netflix und Google. Im TecDAX fielen Nemetschek um 7,7 Prozent. Der TecDAX selbst gab 1,9 Prozent ab.
Deutsche Bank markiert neue Allzeittiefs
Auffallend schwach tendierte die Aktie der Deutschen Bank, sie verlor 4,8 Prozent auf 8,15 Euro. Zeitweise hatte sie mit 8,05 Euro den tiefsten Stand aller Zeiten markiert. Händler verwiesen auf den Geldwäscheskandal der Danske Bank. Vorläufige Ergebnisse einer internen Untersuchung der Deutschen Bank deuteten darauf hin, dass sie verdächtige Transaktionen über rund 150 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit der Danske abgewickelt habe, sagte eine informierte Person. Die Ergebnisse der Deutschen Bank seien nicht endgültig und wurden nicht veröffentlicht. Das Frankfurter Institut versuche zu klären, inwiefern es den Vorwürfen der Geldwäsche gegen Dänemarks größte Bank ausgesetzt sei.
Umgesetzt wurden im Xetra-Handel bei den DAX-Werten rund 123,7 (Vortag: 81,2) Millionen Aktien im Wert von rund 4,87 (Vortag: 3,56) Milliarden Euro. Es gab sechs Kursgewinner und 24 -verlierer.
=== INDEX zuletzt +/- % +/- % YTD DAX 11.066,41 -1,58% -14,33% DAX-Future 11.095,00 -1,22% -15,52% XDAX 11.100,16 -0,96% -13,69% MDAX 23.003,77 -1,73% -12,20% TecDAX 2.479,84 -1,85% -1,95% SDAX 10.221,40 -1,92% -14,01% zuletzt +/- Ticks Bund-Future 160,86% +16 ===
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November 20, 2018 11:46 ET (16:46 GMT)
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