Es war einmal ein Europa, das von Amerika im Kalten Krieg heißgeliebt wurde. Der amerikanische Hütehund bewachte die europäischen Schäfchen rund um die Uhr und gutes Geld verdienen durften wir auch noch: Europa produzierte und Amerika konsumierte.
Schafft sich Europa geopolitisch ab?
Ja, es war einmal. Der amerikanische Wachhund hat das Revier gewechselt. Er wacht jetzt im pazifischen Raum. Dort sitzt der neue, post-sowjetische Erzfeind China, dem man nicht die strategische und wirtschaftspolitische Vorherrschaft über die aufstrebenden Schwellenländer überlassen will. Gegenüber dieser neuen großen Zukunftsregion ist Europa zu alt, zu klein und von gestern. Unter Präsident Trump ist der transatlantische Bruch nicht mehr zu leugnen. Jetzt erst versteht man die Aussage des ehemaligen US-Außenministers Henry Kissinger richtig: "Amerika hat keine dauerhaften Freunde oder Feinde, nur Interessen."
In einer grimmig kalt gewordenen globalen Welt muss Europa jetzt seine Jagdgründe selbst schützen. Doch wo ist die Alternativstrategie der Marke "Gemeinsam sind wir stark"? Lieber kocht der ein oder andere in der EU sein eigenes nationales Süppchen. Selbst die in weltpolitischen Fragen so rationalen britischen Politiker scheinen ihre Vernunft an der Garderobe des Londoner Parlaments abgegeben zu haben. Rein aus machtpolitischen Gründen behaupten sie, dass sich die kleine Insel auch ohne europäischen Deich und trotz geostrategischem Klimawandel mühelos über Wasser halten kann. Natürlich kommt der Widerstand gegen die EU beim Wahlpublikum ähnlich gut an wie der Kampf Robin Hoods gegen den Sheriff von Nottingham. In einer globalen Welt mit starken Großmächten jedoch sind diese Einzelaktionen BSE-verdächtiger Wahnsinn. Sie zersetzen die europäische Wehrkraft. Damit macht die EU sich früher oder später zur leichten Beute von Amerika, China und Russland. Und zum Schluss machen wir auch handelspolitisch Männchen.
Können europäische Aktien in einem solchen geopolitischen Umfeld attraktiv sein?
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