BERLIN (Dow Jones)--Zum Auftakt der Weltklimakonferenz im schlesischen Kattowitz hat sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gegen einen übereilten Kohleausstieg in Deutschland gestellt. Der CDU-Politiker dämpft damit Hoffnungen von Umweltschützern, die Bundesregierung werde in Kattowitz als hochsymbolische Geste ein rasches Abschalten von Kohlekraftwerken zusagen. "Ein vorzeitiger Ausstieg aus der Braunkohle ist eine weitreichende Entscheidung für die nächsten 30 bis 40 Jahre", sagte Laschet der Funke Mediengruppe.
Nach dem Ende der Kernenergie und dem Abschied von der Steinkohleförderung fordere das eine Industrienation wie Deutschland extrem heraus. "Eine solche Zäsur kann man nicht von einer Klimakonferenz in Kattowitz abhängig machen", betonte der stellvertretende CDU-Vorsitzende. In Kattowitz verhandeln die Staaten der Welt für knapp 2 Wochen, wie sie die Versprechen des Pariser Klimaabkommens künftig kontrollieren wollen. Bisher haben die Staaten zwar Zusagen gegeben, es fehlt aber an Vorgaben, wie der Kohlendioxid-Ausstoß gemessen und gemeldet werden soll. Die Erarbeitung des dafür nötigen Regelwerks ist die Hauptaufgabe der Konferenz. Klimaforscher und Umweltschützer drängen darauf, dass sich die Länder in Polen zu radikalen Entscheidungen durchringen, um überhaupt noch eine Chance zu haben, die Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius begrenzen zu können.
Auch die Umweltministerin erwartet kein zweites Pariser Abkommen
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hängte die Erwartungen ebenfalls tief. "Jeder soll nach dieser Konferenz wissen, was er zu tun hat, wie er Fortschritte beim Klimaschutz misst und transparent macht. Und jeder soll nachvollziehen können, was der andere tut", sagte Schulze der Süddeutschen Zeitung. Die Staaten dürften sich nicht davon beirren lassen, wenn sich große Länder wie die USA oder Brasilien vom Pariser Klimaabkommen abwenden. "Die Großen, die sich kurz wegducken, werden wiederkommen", gab sich die SPD-Politikerin überzeugt. Sie leitet die deutsche Delegation gemeinsam mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird nicht nach Kattowitz reisen.
Deutschland als einstiger Musterschüler des Klimaschutzes kann seine eigenen ambitionierten Ziele nicht halten, weil beim Heizen der Gebäude und im Verkehrssektor kaum oder keine Treibhausgase eingespart wurden. Offen ist nach wie vor, wie die Industrieländer die den Entwicklungsländern pro Jahr zugesagten 100 Milliarden Dollar aufbringen wollen.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/chg/cbr
(END) Dow Jones Newswires
December 03, 2018 03:22 ET (08:22 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.