Für die meisten Einzelhändler ist der Dezember der wichtigste Monat im Jahr. Und die Aussichten sind gut.
6. Dezember 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Weihnachtsgeschäft ist in vollem Gange. Smartphones, Spielzeug, Bücher, Handtaschen, Süßigkeiten, Uhren, Schmuck und Kleidungsstücke landen in den Einkaufswagen online wie offline. Hierzulande rechnen viele Unternehmen mit einem Rekordgeschäft, wie der deutsche Handelsverband HDE berichtet. Für November und Dezember zusammengenommen werden sogar erstmals Umsätze von über 100 Milliarden Euro erwartet - getrieben vor allem durch deutliche Zuwächse im Online-Handel.
In den USA gilt der Black Friday traditionell als Vorbote, und an diesem Tag lief das Geschäft glänzend, speziell das Online-Geschäft. Nach Daten von Adobe Analytics stiegen die Internet-Verkäufe in den USA am Black Friday um rund 23 Prozent auf mehr als 6 Milliarden US-Dollar.
Amazon und Apple immer noch im Plus
Ein großer Profiteur ist Amazon, und das schlägt sich auch an der Börse nieder: Zwar musste der Digital-Riese mit der jüngsten Marktschwäche zuletzt auch Federn lassen, die Aktie (WKN 906866) kommt mit aktuell 1.430 Euro gegenüber 991 Euro Ende 2017 aber immer noch auf stattliches Plus in diesem Jahr.
Die Apple-Aktie (WKN 865985) hat ebenfalls in den vergangenen Wochen deutlich verloren und wird an der Börse Frankfurt jetzt nur zu 151,80 Euro gehandelt. Für 2018 steht unter dem Strich damit noch ein kleines Plus. "Die teuren Handys verkaufen sich nicht mehr so gut", bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank.
Für das Weihnachtsgeschäft, traditionell die wichtigste Zeit für das Unternehmen, hat Apple bereits die Erwartungen gedämpft: Konzernchef Tim Cook warnte die Anleger, dass der Umsatz in dem Ende Dezember zu Ende gehenden ersten Geschäftsquartal unter den Markterwartungen bleiben könnte. Das liegt aber nicht an fehlender Nachfrage: Vielmehr ist sich Apple nicht sicher, ob es bei der Herstellung der jüngst vorgestellten neuen iPhones, iPads, Uhren und Macbooks mit der erwarteten Nachfrage für das Weihnachtsgeschäft mithalten kann.
Burberry erholt, Michael Kors schwächelt
Auch Aktien aus der Luxusgüterbranche profitieren in der Regel von Weihnachten. Bei Burberry läuft es ohnehin wieder besser, so fielen die jüngsten Zahlen des britischen Modehauses erfreulich aus, wie Walter Vorhauser von Oddo Seydler berichtet. "Der neue Chefdesigner Riccardo Tisci scheint seine Sache gut zu machen." Erstaunlich sei, dass sogar die Umsätze in den stationären Geschäften zugelegt hätten. Die Aktie (WKN 691197) kostet aktuell 19,25 Euro und damit in etwa soviel wie Ende 2017.
Der US-Modekonzern Michael Kors hofft in diesem Jahr vielleicht besonders auf das Weihnachtsgeschäft. Denn die Übernahme der italienischen Luxusmodemarke Versace für 2,1 Milliarden US-Dollar war an der Börse nicht begrüßt worden. Befürchtet wird, dass die Expansion auf Kosten der Marge gehen könnte. Auch die Zahlen zum dritten Quartal hatten enttäuscht. "Der Gesamtumsatz stieg um 9,3 Prozent, der Reingewinn sank aber", stellt Stadler fest. Die Aktie (WKN A1JQXP) ging im August noch zu 64 Euro über den Tisch, jetzt sind es nur noch 37 Euro.
Online-Geschäft von Walmart läuft
Auf steigende Umsätze zu den Festtagen hofft auch die US-Supermarktkette Walmart. Walmart verkauft ebenfalls immer mehr Waren online. "Im dritten Quartal legte das E-Commerce-Geschäft um 43 Prozent zu", berichtet Stadler. Der gesamte Umsatz stieg ebenfalls, lag aber leicht unter den Erwartungen, der Gewinn erhöhte sich. "Das Online-Geschäft brummt", stellt der Händler fest. Nach einem Kursanstieg von unter 70 Euro im Mai auf über 90 Euro Anfang November kann sich die Aktie (WKN 860853) der allgemeinen Schwäche an den Börsen allerdings nicht mehr entziehen und kostet aktuell nur noch 83 Euro.
Likör für das Fest
Gut machen unter dem Weihnachtsbaum würde sich nach Ansicht von Vorhauser auch der exklusive Orangenlikör des französischen Spirituosenkonzerns Rémy Cointreau. Für das Unternehmen, zu dem neben Rémy Martin und Cointreau auch Metaxa und Bruichladdich gehören, lief das von April bis September gehende erste Halbjahr ausgesprochen erfreulich. "Das Betriebsergebnis stieg um 10,1 Prozent", berichtet Vorhauser. 86 Prozent des Gewinnes habe die Cognac-Sparte Remy Martin beigesteuert.
"Die Strategie des Unternehmens, eher teure Cognac-Marken ab 50 US-Dollar pro Flasche anzubieten, scheint zu ziehen." Gerade die Chinesen griffen gerne zu. Auf das Jahr gesehen konnte sich die Aktie (WKN 883206) dem allgemeinen Trend nach unten an den Börsen aber nicht entziehen. Rémy Cointreau wird aktuell zu 100 Euro gehandelt nach 115,56 Euro Ende 2017.
von: Anna-Maria Borse
6. Dezember 2018, © Deutsche Börse AG
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