BLOG Bahn-Warnstreik/Zugverkehr läuft nach Streikende stabil an
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bahn hat am Montagmorgen wegen der Warnstreiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bundesweit den Fernverkehr vorübergehend eingestellt. Den ganzen Tag wird es noch Behinderungen geben. Kommentare und Einschätzungen zu dem Thema aus Politik und Wirtschaft:
Zugverkehr läuft stabil an
Nach dem Ende des EVG-Streiks läuft der Zugverkehr der Bahn stabil an. Beim Fernverkehr kommt es dennoch weiterhin zu Verspätungen und einzelnen Zugausfällen, wie der Konzern am Mittag mitteilte. Bundesweit seien über 1.400 Züge, darunter auch Güterverkehrszüge von DB Cargo, von den Streikauswirkungen betroffen. Der Regionalverkehr sei ebenfalls wieder angelaufen. Die S-Bahn-Verkehre in den Ballungsräumen, wie zum Beispiel, Berlin, München, Hannover und Frankfurt am Main seien gut gestartet.
Fernbusunternehmen Flixbus profitiert von Bahnstreik
Der Warnstreik bei der Deutschen Bahn hat nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner: Viele Reisende stiegen am Montag auf Fernbusse um. "Von Berlin nach München verzeichnen wir beispielsweise einen Buchungsanstieg von über 50 Prozent, Tendenz steigend", sagte Flixbus-Sprecher Martin Mangiapia den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir haben bereits seit Bekanntgabe der Streiks bei der Deutschen Bahn auf zahlreichen innerdeutschen Verbindungen einen Buchungsanstieg zu verzeichnen." Flixbus versuche, dass möglichst alle zusätzlichen Reisenden ihr Ziel noch am Montag erreichen.
Verkehrsministerium will abwarten
Die Bundesregierung will keine Bewertung der massiven Bahnstreiks abgeben. "Grundsätzlich ist es so, dass Tarifverhandlungen immer im Auftrag der Tarifparteien stehen und nicht der Politik, deshalb kann ich hierzu in diesem Moment keine Stellung nehmen", sagte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums. Bei einer Pressekonferenz wollte sie nicht auf die Frage eingehen, ob die Streiks angemessen seien. "Ich denke, wir sollten jetzt erst einmal abwarten, wie es weitergeht", sagte Sprecherin Svenja Friedrich. Der Streik sei ja wieder beendet. "Die Züge rollen wieder, der Fahrplan wird aufgenommen, und alles weitere gilt es jetzt abzuwarten."
Gewerkschaft EVG erwägt neue Verhandlungen mit Bahn am Dienstag
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) prüft derzeit, ob sie auf die Forderung der Deutschen Bahn nach weiteren Verhandlungen eingeht. "Die EVG bestätigt, dass der Arbeitgeber sie unmittelbar nach Ende des Warnstreiks aufgefordert hat, an den Verhandlungstisch zurückzukehren", so die Gewerkschaft. Nun prüfe die EVG, ob am morgigen Dienstagnachmittag weiter verhandelt werde. EVG-Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal bekräftigte die Haltung der Gewerkschaft: "Die Beschäftigten halten unter schwierigsten Bedingungen den Bahnbetrieb tagtäglich aufrecht. Dafür haben sie vernünftige Beschäftigungsbedingungen und gute Bezahlung verdient."
Fahrgastverband Pro Bahn hält Bahnstreik für überzogen
Der Fahrgastverband Pro Bahn hat die massiven Bahnstreiks an diesem Montagmorgen als überzogen kritisiert. "Es ist völlig richtig, dass eine Gewerkschaft streiken darf. Das gehört in einer Demokratie dazu", sagte Verbandschef Karl-Peter Naumann der Rheinischen Post. "Diese massive Form der Streiks halte ich jedoch für überzogen, weil es keine rechtzeitige Ankündigung gab. Zudem wurden Berichten zufolge vereinzelt sogar die Ansagezentren bestreikt. Fahrgäste sollten in einer solchen Situation aber wenigstens Informationen an den Bahnsteigen bekommen", sagte Naumann. Er forderte, dass es einen Streikfahrplan geben müsse, damit zumindest eine reduzierte Anzahl an Zügen weiterhin fahren könne.
FDP: Bahn-Streik "dreist und verantwortungslos"
Die FDP übt scharfe Kritik am Warnstreik der Eisenbahner-Gewerkschaft EVG. "Erst streikt die Technik, jetzt das Personal: Die Bahn ausgerechnet zum Fahrplanwechsel in dieser angespannten Lage trotz eines guten Angebotes zu bestreiken ist dreist und verantwortungslos", sagte Oliver Luksic, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Dieser unnötige Streik trifft Kunden und Bahn zur Unzeit, er verschärft die sowieso angespannte Lage der Bahn und damit schneiden sich die Gewerkschafter ins eigene Fleisch."
Deutsche Bahn: Zugverkehr rollt nach und nach wieder an
Nach Ende des Streiks läuft der Bahnverkehr seit 09.00 Uhr nach und nach wieder an. Allerdings müsse noch während des gesamten Tages mit Einschränkungen im Fernverkehr gerechnet werden, teilte die Deutsche Bahn mit. Auch die Auswirkungen im Regionalverkehr könnten sich noch den ganzen Tag hinziehen. Die Bahn sei weiterhin bereit, die Tarifverhandlungen mit der EVG fortzusetzen und "zügig" zu Ergebnissen in der Tarifrunde zu kommen. "Die DB hat die EVG zur Fortsetzung der Verhandlung am heutigen Nachmittag aufgefordert. Nicht die DB hat den Verhandlungstisch am Samstag verlassen und zu Warnstreiks aufgerufen", so eine Bahn-Sprecherin.
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December 10, 2018 07:27 ET (12:27 GMT)
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