Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten ziehen die Kurse am Mittwochmittag deutlich an. Der DAX gewinnt 1 Prozent auf 10.890 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 steigt noch stärker um 1,4 Prozent auf 3.097 Punkte. "Die Hoffnung auf eine Annäherung im Handelsstreit drückt die Lage in Großbritannien in den Hintergrund", sagt ein Händler.
Am Abend stimmt die Fraktion der Regierungspartei von Theresa May über ihre Vorsitzende ab, nachdem sich für das Misstrauensvotum genug Stimmen gefunden haben. Hintergrund ist die Unzufriedenheit mit Mays Brexit-Kurs.
Vor der Vertrauensabstimmung fährt das Pfund Achterbahn. Zunächst fiel es zum Dollar auf den tiefsten Stand seit 20 Monaten, seitdem zieht es wieder an, wenn auch nur moderat. Für einen Euro müssen 0,9038 Pfund bezahlt werden, im Tageshoch waren es fast 0,9070. Der Londoner Aktienmarkt schließt sich den anderen Börsen an, der FTSE steigt um 1,3 Prozent.
Im Handelsstreit zwischen den USA und China wird die Entlassung der Tochter des Huawei-Firmengründers gegen Kaution aus kanadischer Haft als positives Zeichen interpretiert, auch wenn die Sache noch längst nicht ausgestanden ist. Zudem muss Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou strikte Auflagen erfüllen, ihr droht zudem weiterhin die Auslieferung in die USA.
Etwas handfester erscheint die Aussicht auf sinkende Zölle in China auf US-Fahrzeuge. Chinesische Spitzenvertreter sollen sich für eine Senkung der Autozölle ausgesprochen haben. US-Präsident Donald Trump hat derweil die Fortschritte in den Gesprächen mit China gelobt und bevorstehende wichtige Mitteilungen signalisiert. Dazu will China schon bald mit Soja-Käufen beginnen, um Trump milde zu stimmen.
Versorger in Europa vorn
Auf europäischer Ebene haben die Versorger bei den Aktien die Nase vorn. Ihr Stoxx-Branchenindex steigt um 2,2 Prozent. Mit 3,6 Prozent bei RWE und 2,5 Prozent bei Eon zählen die deutschen Titel zu den größten Gewinnern des europäischen Sektors. Hier setze sich die positive Stimmung vom Vortag fort, weil selbst die SPD Entschädigungen an die Versorger wegen des übereilten Kohleausstiegs nicht im Wege stehen will. Verstärkt werde die Bewegung allerdings durch Short-Eindeckungen, denn die Eon-Aktie habe bereits am Vortag die Widerstände aus den ehemaligen Zweiwochentiefs zurückerobert. RWE holten dies nun nach, heißt es.
Im Autosektor, der um 1 Prozent anzieht, gewinnen BMW und VW je 1,3 Prozent und Daimler 0,7 Prozent an.
Größter DAX-Gewinner sind Fresenius. Der Kurs erholt sich um 5,2 Prozent auf 41,69 Euro. Das Bankhaus Berenberg hat das Kursziel zwar auf 70,95 von 81,85 Euro gesenkt, damit liegt das neue Kursziel aber immer noch gut 40 Prozent über dem aktuellen Kurs. Die Kaufempfehlung hat Berenberg bekräftigt. Die Analysten des Hauses halten die Schwierigkeiten bei Fresenius für vollständig in den Kurs eingepreist. Auch Analysten anderer Häuser wie Warburg und Bryan Garnier riefen jüngst ähnliche Kursziele aus.
Inditex nach Zahlen unter Druck - Elliott-Einstieg treibt Pernod
Kräftig abwärts um 4 Prozent geht es bei Inditex, obwohl Marge und Umsatz in den ersten neun Monaten gesteigert werden konnten. "Die Erwartungen hatten doch auf einen noch höheren Anstieg gesetzt", sagt ein Händler. Angesichts der Schwäche im gesamten Modesektor seien diese hohen Erwartungen und die Kursbewegung "etwas merkwürdig". Sie sei wohl vor dem Hintergrund der Kursentwicklung zu sehen: "Inditex ist das ganze Jahr über stabil seitwärts gelaufen, wo der Rest der Branche im Abwärtstrend war", so der Händler.
In Paris zählen Pernod Ricard zu den Hauptgewinnern mit einem Plus von 3,8 Prozent. Kurstreiber ist der Einstieg des aktivistischen Investors Elliott Management, der nun mehr als 2,5 Prozent an dem Getränkehersteller hält. Elliott will die Profitabilität von Pernod steigern.
Credit Suisse erfüllt hohe Erwartungen nicht
Credit Suisse können sich mit einem Plus von 0,2 Prozent lediglich gut behaupten. Die schweizerische Großbank hat auf dem Kapitalmarkttag ihre Restrukturierungsziele über drei Jahre bekräftigt. Die Dividende soll steigen und das Aktienrückkaufprogramm von bis zu 1,5 Milliarden Franken soll nicht nur 2019 laufen, sondern in ähnlicher Höhe auch 2020. Marktteilnehmer äußern sich etwas enttäuscht. Man habe mit etwas mehr gerechnet, heißt es im Handel.
Die Technologiekonzerne Siemens und Alstom versuchen die Bedenken der EU-Kommission gegen die geplante Fusion ihrer Eisenbahnaktivitäten auszuräumen. Beide Unternehmen wollen den Kartellwächtern ein Zusagenpaket vorlegen, das in erster Linie Aktivitäten im Bereich der Signaltechnik, aber auch Schienenfahrzeuge umfasst.
Händler sehen den Einfluss auf die Kursfindung aber eher gering. Dass Zugeständnisse für die Fusion nötig seien, habe man gewusst. Siemens legen um 0,8 Prozent zu, Alstom in Paris um 1 Prozent.
Norma fallen nach einer Abstufung um 3,9 Prozent. Die Analysten der Societe Generale haben nach Auskunft aus dem Handel die Titel um zwei Stufen auf "Verkaufen" gesenkt und das Kursziel halbiert. TLG Immobilien gewinnen 1,2 Prozent. Eine Neubewertung des Immobilienportfolios hat einen höheren Wert ergeben. Dieser Vorgang sei zwar normal - vor allem zum Jahresende, allerdings sei die Aufwertung deutlicher als erwartet ausgefallen, sagt ein Händler.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.095,83 1,33 40,51 -11,65 Stoxx-50 2.854,48 1,14 32,28 -10,18 DAX 10.880,66 0,93 100,15 -15,77 MDAX 22.398,18 0,80 177,30 -14,51 TecDAX 2.533,99 0,44 11,18 0,20 SDAX 9.882,38 0,77 75,81 -16,86 FTSE 6.899,91 1,37 92,97 -11,46 CAC 4.887,18 1,69 80,99 -8,01 Bund-Future 163,44 0,11 3,96 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7:46 Uhr Di, 17.31 Uhr % YTD EUR/USD 1,1335 +0,13% 1,1327 1,1320 -5,7% EUR/JPY 128,54 +0,14% 128,50 128,44 -5,0% EUR/CHF 1,1282 +0,33% 1,1246 1,1235 -3,7% EUR/GBP 0,9035 -0,32% 0,9062 0,9037 +1,6% USD/JPY 113,41 +0,01% 113,44 113,43 +0,7% GBP/USD 1,2545 +0,46% 1,2500 1,2524 -7,2% Bitcoin BTC/USD 3.415,75 +1,35% 3.375,13 3.325,00 -76,2% ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut Deutschland 2 J. -0,60 -0,60 0,02 Deutschland 10 J. 0,23 0,23 -0,20 USA 2 Jahre 2,76 2,76 0,87 USA 10 Jahre 2,88 2,88 0,47 Japan 2 Jahre -0,14 -0,15 0,00 Japan 10 Jahre 0,05 0,04 0,00 ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 52,56 51,65 +1,8% 0,91 -9,0% Brent/ICE 61,11 60,20 +1,5% 0,91 -3,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.244,37 1.242,50 +0,2% +1,87 -4,5% Silber (Spot) 14,65 14,55 +0,7% +0,10 -13,5% Platin (Spot) 788,70 785,50 +0,4% +3,20 -15,2% Kupfer-Future 2,76 2,77 -0,3% -0,01 -17,8%
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December 12, 2018 07:02 ET (12:02 GMT)
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