
BERLIN/BRÜSSEL (Dow Jones)--Großbritannien genügt die auf dem EU-Gipfel erhaltene Zusicherung der EU-Partner für den Brexit nicht aus. Wie Premierministerin Theresa May zum Abschluss des zweitägigen Treffens in Brüssel erklärte, "gibt es noch viel Arbeit zu tun". Sie will rasch weitere Klarstellungen erreichen, um den Deal über die Ziellinie zu bekommen. "Ein ungeordneter Austritt wäre gut für niemanden", warnte die Politikerin. Sie sprach dabei immer wieder von den "kommenden Tagen", in denen sie den Europäern weiteres Entgegenkommen abringen will.
Hinter May liegt eine extrem harte Woche. Nachdem sie die Abstimmung über den fertig ausgehandelten Austrittsvertrags ihres Landes aus der Europäischen Union aus Furcht vor einer Niederlage verschieben musste, sah sie sich mit einem Misstrauensvotum aus den eigenen Reihen konfrontiert. Doch die Meuterer konnten nicht genügen Stimmen hinter sich versammeln, um sie als Parteivorsitzende und damit auch als Premierministerin zu stürzen.
Der Geduldsfaden der Europäer wird dünn
Die zunehmend genervten Staats- und Regierungschefs der EU-Länder gaben ihr am Donnerstagabend lediglich die Absichtserklärung an die Hand, wonach im Anschluss an den EU-Austritt im März 2019 rasch Verhandlungen über ein künftiges Handelsabkommen aufgenommen werden sollen. Damit könne die umstrittene Notlösung (backstop) für die Grenze zwischen Irland und Nordirland überflüssig gemacht werden.
Falls die Notlösung doch greift, solle sie nur "vorübergehend" und "so lange wie unbedingt erforderlich" in Kraft bleiben. Die EU will damit sicherstellen, dass zwischen Irland und dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland keine harte Grenze entsteht. Befürchtet wird ein Wiederaufflammen der Gewalt.
Großbritannien bliebe dann weiter Mitglied der Zollunion. Die Brexit-Befürworter im britischen Parlament warnen davor, dass das Land dadurch dauerhaft an die EU gekettet werde. In Großbritannien sind Mays Verhandlungsergebnisse auf ein negatives Echo in der Presse gestoßen.
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December 14, 2018 09:05 ET (14:05 GMT)
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