Mit der anhaltenden Nervosität an den Börsen sind als sicher geltende Anleihen weiter gefragt. In den USA wird für Mittwoch zwar der nächste Zinsschritt erwartet, für 2019 rechnet man am Markt aber erst einmal mit einer Zinspause.
14. Dezember 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Lage an den Finanzmärkten bleibt angespannt. "Diese Woche wurde den Anlegern von der Politik wieder einiges geboten", kommentiert Analyst Markus Koch von der Commerzbank: erst die Verschiebung der Brexit-Abstimmung im britischen Parlament und das Misstrauensvotum gegen Theresa May, dann der Druck auf Frankreichs Präsident Macron samt höheren Defizitzielen für 2019 und schließlich der EU-Gipfel.
Mal gute, mal schlechte Stimmung
Im Handelsstreit zwischen den USA und China ist zumindest kurzfristig etwas Entspannung angesagt: US-Präsident Donald Trump bot an, sich für die in Kanada festgehaltene Huawei-Finanzchefin einzusetzen. "Die Stimmung schwankt stark - zwischen euphorisch und depressiv", stellt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank fest. "Die Umsätze sind eher gering."
Der Euro-Bund-Future verharrt auf hohem Niveau und liegt am Freitagmorgen bei 163,16 nach 163,20 Punkten vor einer Woche. Zehnjährige Bundesanleihen werfen 0,26 Prozent ab nach 0,23 am vergangenen Freitag. Zur Erinnerung: Im Februar dieses Jahres waren es noch 0,77 Prozent. Auch die US-Zinsen bleiben niedrig: Die Rendite für zehnjährige Treasuries liegt bei 2,88 Prozent und damit weiter klar unter den zwischen September und November erreichten 3 Prozent.
EZB beschließt Ende der Nettoanleihekäufe
Wie erwartet hat die EZB am gestrigen Donnerstag das Ende der Nettoanleihekäufe per Ende Dezember beschlossen. Den Leitzins von 0 Prozent ließ die Notenbank weiter unangetastet. Außerdem bekräftigte sie, dass die Zinsen bis "mindestens über den Sommer 2019" auf dem aktuellen Niveau bleiben werden. Möglicherweise erfolgt eine Zinserhöhung also erst unter dem Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi, dessen Amtszeit im Oktober 2019 ausläuft. KochKoch
"Von Draghi wurden die Risiken für die konjunkturelle Entwicklung stärker betont als zuletzt, und bei den Wachstumsprojektionen gab es Anpassungen nach unten", erläutert Ulrich Wortberg von der Helaba. Marktteilnehmer zweifelten daran, dass die Zinswende im Herbst nächsten Jahres vollzogen werden könne, denn die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten hätten zum Teil enttäuscht.
Kaum Potenzial für Renditeanstieg
"Angesichts der unsicheren konjunkturellen Entwicklung im Euroraum und der nur langsam zunehmenden Kerninflation dürften die Markterwartungen über Leitzinserhöhungen der EZB vorerst sehr niedrig bleiben", meint auch die DekaBank. Die Analysten sehen daher für die nähere Zukunft nur wenig Potenzial für einen Anstieg der Renditen insbesondere in den mittleren Laufzeitbereichen. Im Verlauf des kommenden Jahres sollten sich die Konjunktur- und Inflationsdaten aber so weit verbessern, dass bevorstehende Leitzinserhöhungen wieder stärker ins Blickfeld geraten. "Sofern sich die globalen Handelskonflikte und der Haushaltsstreit mit Italien zumindest ein wenig entschärfen, dürfte sich die Bundkurve dann vom langen Ende her versteilern."
Nächster Zinsschritt der Fed fest erwartet
Am kommenden Mittwoch tagt die US-Notenbank. Am Markt wird fest davon ausgegangen, dass sie die Fed Funds-Rate um 25 Basispunkte auf eine Spanne zwischen 2,25 und 2,50 Prozent anheben wird. Für das kommende Jahr sind die Erwartungen zuletzt zurückgegangen. "Zu Jahresanfang ist eine längere Pause der Fed wahrscheinlich", meint Bernd Weidensteiner von der Commerzbank.
Fed-Chef Powell habe in einer Rede unterstrichen, dass die Geldpolitik im nächsten Jahr stärker auf Sicht fahren werde. Mit einem Leitzins in der Nähe des Bereichs, den die Fed selbst als neutral ansieht, sei nicht mehr mit einer Reihe von Zinsschritten in regelmäßigem Abstand zu rechnen. "Vielmehr wird sich der weitere Gang der Dinge stärker an der Datenlage orientieren."
Kursschwankungen bei Deutsche Bank-Anleihen
Im Bereich der Unternehmensanleihen zeigen sich Papiere der Deutschen Bank recht volatil, wie Rainer Petz von Oddo Seydler meldet. "Hintergrund sind die Gerüchte über eine Fusion mit der Commerzbank." Betroffen ist die bis 2025 laufende Anleihe mit Kupon von 2,75 Prozent und kleinanlegerfreundlicher Stückelung von 1.000 Euro, aber auch die Coco-Anleihe (WKN DB7XMP) mit 6 Prozent und Stückelung von 100.000 Euro. Coco-Anleihen sind nachrangig und werden bei Eintreten von vorab festgelegten Ereignissen automatisch in Aktien gewandelt.
Unter Abgabedruck ist in den vergangenen Tagen eine nachrangige Anleihe von Südzucker International Finance (WKN A0E6FU) geraten, wie Petz außerdem berichtet. Der Kurs fiel von 88 Prozent am Mittwoch auf aktuell 81 Prozent. "Moody's hat Südzucker auf Baa3 heruntergestuft." Daniel meldet Käufe in Anleihen von Sixt Leasing (WKN A2DADR) und Borealis (WKN A2RUS7) und Verkäufe in Papieren von Axa (WKN A0DHJ4) und Anheuser-Busch InBev (WKN A18ZDQ). "Nachrichten dazu gibt es aber nicht."
von: Anna-Maria Borse 14. Dezember 2018,
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