BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Autohersteller haben vor starken Belastungen im internationalen Wettbewerb durch die strengeren CO2-Grenzwerte für Neuwagen gewarnt, auf die sich EU-Ministerrat, Europaparlament und Europäische Kommission im so genannten "Trilog" der drei Institutionen verständigt haben.
"Das Trilog-Ergebnis setzt scharfe Ziele und schafft zu wenig Impulse für neue Technologien", beklagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes. "Diese Regulierung fordert zu viel und fördert zu wenig", kritisierte er und betonte: "Niemand weiß heute, wie die beschlossenen Grenzwerte in der vorgegebenen Zeit erreicht werden können." In keinem anderen Teil der Welt gebe es vergleichbar scharfe CO2-Ziele. Damit werde die europäische Automobilindustrie im internationalen Wettbewerb stark belastet.
Das richtige Ziel einer emissionsfreien Mobilität müsse im Einklang stehen mit dem Ausbau der Infrastruktur, einer ausgewogenen Industriepolitik und sachgerechten Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung. "Diese Balance lässt das Trilog-Ergebnis vermissen", meinte Mattes. Faktoren wie die Marktsituation und kundenseitige Akzeptanz bei der Elektromobilität, sinkende Verkäufe von CO2-sparenden Dieselmodellen und die Tatsache, dass viele Technologien zur Kraftstoffersparnis bereits ausgereizt seien, würden nicht ausreichend berücksichtigt. "Das schwächt den Industriestandort Europa und gefährdet Arbeitsplätze", warnte der VDA-Präsident.
Die deutsche Industrie kritisierte die Vereinbarung ebenfalls und verlangte einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. "Europa denkt Mobilität nicht ganzheitlich genug", erklärte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Holger Lösch. Eine reine Regulierung über Flottengrenzwerte nehme "lediglich die Hersteller in die Pflicht, mehr Elektroautos in den Markt zu bringen", warnte Lösch.
Dies blende die notwendigen Randbedingungen gänzlich aus - wie zum Beispiel den Ladeinfrastrukturausbau, für den auch die Regierungen verantwortlich seien. Sollte der Ausbau der Ladeinfrastruktur weiterhin so zaghaft wie bisher verlaufen, werde man bis 2030 nicht entscheidend vorankommen. Heute gebe es in Deutschland rund 13.000 Ladesäulen für rund 130.000 Elektroautos. "Bis 2030 seien "mindestens 20-mal mehr Ladesäulen vonnöten".
EU-Länder, Parlament und Kommission hatten nach monatelangem Streit um die neuen CO2-Grenzwerte am Montagabend als Kompromiss vereinbart, dass die Emissionen von Neuwagen bis 2030 um 37,5 Prozent und die für leichte Nutzfahrzeuge um 31 Prozent gegenüber 2021 gesenkt werden sollen. Bis 2025 wird zunächst eine Minderung um 15 Prozent angestrebt.
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December 18, 2018 07:06 ET (12:06 GMT)
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