Von Steffen Gosenheimer
FRANKFURT (Dow Jones)--Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed) am Abend dominiert an den Aktienmärkten in Europa Zurückhaltung. Die Unwägbarkeiten der geldpolitischen Entscheidung in den USA sind diesmal ungewöhnlich hoch. Selbst die lange als sicher geltende vierte Zinserhöhung scheint nicht mehr ausgemacht zu sein und die US-Währungshüter könnten angesichts der zuletzt gestiegenen Unsicherheiten und Konjunktursorgen auf eine Erhöhung verzichten.
Noch größer sind die Unsicherheiten mit Blick auf den Zinsausblick 2019. Diesen dürfte die Fed angesichts von zuletzt taubenhafteren Tönen aus ihren Reihen und auch von Fed-Chef Jerome Powell selbst senken. Noch geht die US-Notenbank in ihren Projektionen von drei Erhöhungen im kommenden Jahr aus, am Markt wird in der Zwischenzeit aber überhaupt keine Zinserhöhung mehr ernsthaft eingepreist - unter anderem weil sich die Konjunkturaussichten eingetrübt haben.
Der DAX liegt mit 10.764 Punkten etwa 0,2 Prozent im Plus. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,3 Prozent nach oben auf 3.049.
Klarer Gewinner ist Mailand mit einem Plus von 1,6 Prozent. Die Italiener feiern, dass sich Rom und Brüssel auf einen Haushalt für das schuldenüberfrachtete Land geeinigt haben sollen. Hier hatten Strafen für die Südeuropäer gedroht wegen eines zu hohen Defizits. Bestätigt ist dies freilich offiziell aus Brüssel noch nicht. Rom hatte das Defizit von ursprünglich 2,4 auf 2,0 Prozent gedrückt in seiner Haushaltsplanung.
Mit den Renditen am italienischen Anleihemarkt geht es deutlich nach unten, im Zehnjahresbereich um 14 Basispunkte auf 2,81 Prozent. Für die stark am italienischen Anleihemarkt engagierten italienischen Banken sind die dahinter steckenden Kursgewinne gute Nachrichten: Unicredit gewinnen 3,1 Prozent und Intesa Sanpaolo 3,6 Prozent.
Post-Aktie im Fedex-Sog
Am Konjunkturhimmel verdunkeln sich derweil die Wolken weiter. Die japanischen Exportzahlen für November sind deutlich unter den Erwartungen geblieben und in den USA hat der Logistiker Federal Express den Ausblick gesenkt und dies mit einem sich abschwächenden Welthandel begründet. Der Chiphersteller Micron Technology hat ebenfalls den Ausblick gesenkt und dies mit einer nachlassenden Nachfrage nach Telefonen und Computern begründet.
Die Fedex-Warnung geht an den Logistikunternehmen in Europa nicht spurlos vorbei. Allen voran verbilligt sich die Aktie der Deutschen Post um 4,6 Prozent. Royal Mail kommen um gut 3 Prozent zurück, Hapag Lloyd verlieren 1,6 Prozent und Moeller Maersk in Kopenhagen ein halbes Prozent. Der Stoxx-Branchenindex Industrielle Güter und Dienstleistungen rangiert mit einem Minus von 0,4 Prozent am Ende.
Nach der Ankündigung, die Geschäfte mit Gesundheitsmitteln von Glaxosmithkline und Pfizer zusammenzulegen, macht die Glaxo-Aktie einen Sprung von fast 7 Prozent. Innerhalb von drei Jahren soll das Geschäft an die Londoner Börse gebracht werden. Die Einsparungen durch Gründung des Gemeinschaftsunternehmens beziffert Glaxosmithkline auf 500 Millionen Pfund jährlich bis 2022.
Dividendenausfall bei Ceconomy hart abgestraft
Um rund 10 Prozent abwärts geht es für die Ceconomy-Aktie. Ein Händler spricht mit Verweis auf seinen Hausanalysten von einem "enttäuschenden" Ausblick. Das Unternehmen mit den Ketten Saturn und Media Markt hat leichte Rückgänge beim Gewinn in Aussicht gestellt und lässt die Dividende ausfallen. Für Freenet geht es um 3,2 Prozent nach unten in der Vorbörse. Das Unternehmen war im Sommer bei Ceconomy eingestiegen.
Im DAX erholen sich Fresenius um knapp 2 Prozent. Die Analysten von Goldman Sachs haben die Aktie zum Kauf empfohlen, nachdem die Einstufung davor auf "Neutral" lautete.
Unter Druck stehen die Kurse österreichischer Banken angesichts von Überlegungen in Rumänien, eine Steuer für Vermögenswerte von Banken einzuführen. Erste Group knicken um fast 10 Prozent ein, Raiffeisen um gut 5 Prozent.
Am Devisenmarkt, wo der Dollar von der Spekulation auf eine taubenhaftere US-Geldpolitik zuletzt etwas belastet wurde, tut sich wenig. Tendenziell gibt der Dollar etwas nach. Sollte sich die US-Notenbank am Abend zu einer Zinserhöhung durchringen, dürfte dies den Dollar stützen. Allerdings warnt die Commerzbank vor zu viel einfacher Mechanik. Der Devisenmarkt dürfte sich schnell anders besinnen, falls Notenbankchef Powell in der Pressekonferenz überzeugend andeuten sollte, dass nachhaltig Schluss ist mit dem "mechanistischen (Zins-)Zyklus."
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.046,64 0,21 6,51 -13,05 Stoxx-50 2.790,04 0,13 3,64 -12,20 DAX 10.762,42 0,20 21,53 -16,68 MDAX 21.960,60 0,15 33,40 -16,18 TecDAX 2.474,92 -0,21 -5,14 -2,14 SDAX 9.625,22 -0,43 -41,85 -19,03 FTSE 6.731,34 0,44 29,75 -12,83 CAC 4.765,52 0,24 11,44 -10,30 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 0,25 0,00 -0,18 US-Zehnjahresrendite 2,82 0,00 0,41 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:27 Di, 17:30 % YTD EUR/USD 1,1403 +0,30% 1,1394 1,1366 -5,1% EUR/JPY 128,12 +0,18% 128,06 127,84 -5,3% EUR/CHF 1,1302 +0,17% 1,1306 1,1282 -3,5% EUR/GBP 0,9011 +0,26% 0,9001 0,8994 +1,4% USD/JPY 112,35 -0,12% 112,40 112,50 -0,3% GBP/USD 1,2654 +0,04% 1,2659 1,2636 -6,4% Bitcoin BTC/USD 3.724,01 +4,52% 3.701,01 3.529,89 -74,1% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,16 46,24 -0,2% -0,08 -20,1% Brent/ICE 56,52 56,26 +0,5% 0,26 -10,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.250,93 1.249,30 +0,1% +1,63 -4,0% Silber (Spot) 14,71 14,64 +0,5% +0,07 -13,1% Platin (Spot) 791,30 793,50 -0,3% -2,20 -14,9% Kupfer-Future 2,68 2,67 +0,6% +0,02 -20,1%
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December 19, 2018 04:24 ET (09:24 GMT)
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