Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa geht es am Donnerstagnachmittag moderat nach oben. Für Erleichterung sorgt, dass sich Italien im Haushaltsstreit auf einen Kompromiss mit der EU geeinigt hat. Damit ist der Streit zwischen der populistischen Regierung in Rom und der EU-Kommission über das Haushaltsdefizit des Landes beigelegt, der seit Monaten die Finanzmärkte in Unruhe versetzt hatte. Die Vereinbarung würde es Italien ermöglichen, ein EU-Disziplinarverfahren vorerst zu vermeiden.
Mit dieser Entwicklung ist die Börse in Mailand der klare Gewinner in Europa mit einem Plus von 1,6 Prozent. Mit den Renditen am italienischen Anleihemarkt geht es deutlich nach unten. Die Rendite für zweijährige Staatsanleihen gibt um 11 Basispunkte auf 0,45 Prozent nach. Bei den zehnjährigen Titeln geht es um 16 Basispunkte auf 2,79 Prozent nach unten.
Der DAX verbessert sich um 0,5 Prozent auf 10.791 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es ebenfalls um 0,5 Prozent auf 3.054 Punkte nach oben.
US-Zinsentscheidung im Fokus
Im Fokus steht an der Börse aber vor allem die Zinsentscheidung der US-Notenbank nach Handelsschluss in Europa. Die Unwägbarkeiten der geldpolitischen Entscheidung in den USA sind diesmal ungewöhnlich hoch. Selbst die lange als sicher geltende vierte Zinserhöhung scheint nicht mehr ausgemacht zu sein und die US-Währungshüter könnten angesichts der zuletzt gestiegenen Unsicherheiten und Konjunktursorgen auf eine Erhöhung verzichten.
Noch größer sind die Unsicherheiten mit Blick auf den Zinsausblick für 2019. Diesen dürfte die Fed angesichts von zuletzt taubenhafteren Tönen aus ihren Reihen und auch von Fed-Chef Jerome Powell selbst senken. Noch geht die US-Notenbank in ihren Projektionen von drei Erhöhungen im kommenden Jahr aus, am Markt wird in der Zwischenzeit aber überhaupt keine Zinserhöhung mehr ernsthaft eingepreist - unter anderem weil sich die Konjunkturaussichten eingetrübt haben.
Post-Aktie geht im FedEx-Sog unter
Am Konjunkturhimmel verdunkeln sich derweil die Wolken weiter. Die japanischen Exportzahlen für November sind deutlich unter den Erwartungen geblieben. Der Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Ewald Nowotny, fürchtet eine deutlichere Abschwächung der deutschen Wirtschaft und damit möglicherweise erhöhte Risiken für die europäische Währungsunion. "Am meisten Sorgen macht mir Deutschland", sagte das Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank dem Handelsblatt
In den USA hat der Logistiker Federal Express den Ausblick gesenkt und dies mit dem sich abschwächenden Welthandel begründet. Die Fedex-Warnung geht an den Logistikunternehmen in Europa nicht spurlos vorbei. Allen voran verbilligt sich die Aktie der Deutschen Post um 3,5 Prozent. Royal Mail kommen um gut 1,7 Prozent zurück, Hapag-Lloyd verlieren 2,3 Prozent und Moeller-Maersk in Kopenhagen 1,3 Prozent. Der Stoxx-Branchenindex Industrielle Güter und Dienstleistungen rangiert mit einem Minus von 0,1 Prozent am Ende des Tableaus.
Nach der Ankündigung, die Geschäfte mit Gesundheitsmitteln von Glaxosmithkline und Pfizer zusammenzulegen, macht die Glaxo-Aktie einen Sprung um 4,5 Prozent nach oben. Innerhalb von drei Jahren soll das Geschäft an die Londoner Börse gebracht werden. Die Einsparungen durch die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens beziffert Glaxosmithkline auf 500 Millionen Pfund jährlich bis 2022. Im Handel und bei Analysten stößt die Nachricht auf ein positives Echo. CMC merkt an, der Pharmasektor stehe in den kommenden Jahren vor enormen Herausforderungen, etwa wegen des zunehmenden Wettbewerbs und Margendrucks. Der Deal sei ein Schritt, sich für diese Entwicklungen zu rüsten.
Dividendenausfall bei Ceconomy hart abgestraft
Um 14 Prozent abwärts geht es für die Ceconomy-Aktie. Ein Händler spricht mit Verweis auf seinen Hausanalysten von einem "enttäuschenden" Ausblick. Das Unternehmen mit den Ketten Saturn und Media Markt hat leichte Rückgänge beim Gewinn in Aussicht gestellt und lässt die Dividende ausfallen. Für Freenet geht es um 1,2 Prozent nach unten. Das Unternehmen war im Sommer bei Ceconomy eingestiegen.
Im DAX erholen sich Fresenius um 5,5 Prozent. Die Analysten von Goldman Sachs haben die Aktie zum Kauf empfohlen, nachdem die Einstufung davor auf "Neutral" lautete.
Unter Druck stehen die Kurse österreichischer Banken angesichts von Überlegungen in Rumänien, eine Steuer für Vermögenswerte von Banken einzuführen. Erste Group knicken um 7,4 Prozent ein, Raiffeisen um 4,2 Prozent.
An der Wiener Börse geht es für die Aktie von Kapsch Trafficcom steil nach oben, sie legt um 20 Prozent zu. Hintergrund ist die Nachricht, wonach das deutsch-österreichische Konsortium aus Kapsch Traffic und CTS Eventim in den nächsten zwölf bis 15 Jahren die geplante Pkw-Maut in Deutschland erheben soll. Der Auftrag hat für die Mindestlaufzeit von zwölf Jahren ein Gesamtvolumen von 2 Milliarden Euro. Die Aktien von CTS Eventim erhöhen sich um 2,8 Prozent.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.054,40 0,47 14,27 -12,83 Stoxx-50 2.792,69 0,23 6,29 -12,12 DAX 10.791,38 0,47 50,49 -16,46 MDAX 22.046,88 0,55 119,68 -15,85 TecDAX 2.499,87 0,80 19,81 -1,15 SDAX 9.656,84 -0,11 -10,23 -18,76 FTSE 6.760,10 0,87 58,51 -12,83 CAC 4.777,37 0,49 23,29 -10,07 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 0,25 0,01 -0,18 US-Zehnjahresrendite 2,81 0,00 0,40 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:27 Di, 17:30 % YTD EUR/USD 1,1429 +0,53% 1,1394 1,1366 -4,9% EUR/JPY 128,26 +0,29% 128,06 127,84 -5,2% EUR/CHF 1,1330 +0,41% 1,1306 1,1282 -3,3% EUR/GBP 0,9024 +0,41% 0,9001 0,8994 +1,5% USD/JPY 112,21 -0,25% 112,40 112,50 -0,4% GBP/USD 1,2666 +0,13% 1,2659 1,2636 -6,3% Bitcoin BTC/USD 3.816,64 +7,12% 3.701,01 3.529,89 -73,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,27 46,24 +2,2% 1,03 -18,2% Brent/ICE 57,18 56,26 +1,6% 0,92 -9,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.256,92 1.249,30 +0,6% +7,62 -3,5% Silber (Spot) 14,81 14,64 +1,1% +0,17 -12,6% Platin (Spot) 797,75 793,50 +0,5% +4,25 -14,2% Kupfer-Future 2,69 2,67 +1,1% +0,03 -19,7% ===
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December 19, 2018 10:21 ET (15:21 GMT)
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