FRANKFURT (Dow Jones)--Von den Tagestiefs erholt, aber weiter im Minus zeigen sich die europäischen Aktienmärkte am Donnerstagmittag. Zu verdauen gilt es die eher falkenhaft aufgenommene geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank vom Vorabend. Die Fed hat zwar wie mehrheitlich erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte auf 2,25 bis 2,50 Prozent nach oben genommen; mehr erhofft hatte sich der Markt aber von den Zinsaussichten. Für 2019 avisiert die Fed nun statt drei Erhöhungen nur noch zwei. Weil am Zinsterminmarkt zuletzt aber nur noch ein Zinsschritt für 2019 eingepreist wurde, macht sich Enttäuschung breit.
Der DAX verliert 0,8 Prozent auf 10.678 Punkte, war zwischenzeitlich aber auch schon auf das neue Jahrestief von 10.563 Zähler abgesackt. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1 Prozent auf 3.020 nach unten.
Verunsichernd wirkt neben dem Zinsausblick, dass Fed-Chef Jerome Powell eine moderatere Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr erwartet. "Es fühlt sich an, als hätte Jerome Powell am Aktienmarkt das Licht ausgeknipst", kommentiert Thomas Altmann, Partner bei QC Partners.
Der Dollar profitierte zunächst deutlich von den Zinsaussagen, auch weil es Akteure gab, die darauf setzten, dass die vierte Zinserhöhung im laufenden Jahr ausbleiben würde. Inzwischen hat der Dollar die Gewinne aber komplett wieder abgegeben - und das auf breiter Front. Mit 1,1467 Dollar liegt der Euro in der Zwischenzeit sogar über dem Niveau von vor der US-Zinsanhebung. Am Markt herrschen Zweifel, inwieweit die US-Notenbank im kommenden Jahr die Zinsen tatsächlich anheben wird.
Sichere Häfen gesucht - US-Justiz ermittelt gegen Airbus
Angesichts der zunehmenden Risikoscheu steuern Anleger verstärkt vermeintlich sichere Häfen an wie Anleihen oder den Yen. Die deutsche Zehnjahresrendite sinkt nach den nicht so taubenhaft wie erhofft ausgefallenen Fed-Prognosen um 2 Basispunkte auf 0,23 Prozent. Zwischenzeitlich wurde sogar ein Jahrestief von 0,22 Prozent erreicht.
Am Aktienmarkt zählen zu den sichereren Häfen eher als defensiv geltende Versorger-, Pharma- und Telekomwerte. Auf der anderen Seite kommen die Technologiewerte (minus 1,6 Prozent) wie auch Rohstoffaktien (minus 2,7 Prozent) unter stärkeren Druck. Der Sektor der Ölwerte verliert 1,8 Prozent, weil die Ölpreise weiter fallen, belastet von Nachfragesorgen angesichts eingetrübter Konjunkturerwartungen bei gleichzeitig hoher Ölförderung. Das Barrel der Sorte Brent verbilligt sich um 3,2 Prozent auf 55,39 Dollar.
Für Airbus geht es um 6 Prozent abwärts. Als Auslöser wird im Handel auf einen Bericht der Zeitung Le Monde verwiesen, wonach das US-Justizministerium ein Verfahren eröffnet haben soll. Es gehe um Korruptionsvorwürfe, die Strafe könne in die Milliarden gehen, heißt es weiter. Airbus wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern, hat allerdings mitgeteilt, mit den US-Behörden in Abstimmung mit den britischen und französischen Behörden, die ebenfalls ermitteln, zu kooperieren.
Deutsche Bank mit neuem Allzeittief
Deutsche Bank knicken um 5,1 Prozent auf 7,14 Euro ein, mit 7,12 Euro wurde ein neues Allzeittief markiert. RBC hat das Kursziel auf 7,50 von 8,00 Euro gesenkt. Allerdings geben auch andere Bankaktien wie Commerzbank oder UBS stark nach um rund 4 Prozent. Hierbei könnte die Aussicht auf weniger stark steigende Zinsen eine kursbelastende Rolle spielen. Nach dem Kurssturz am Vortag nach einer Gewinnwarnung erholen sich Ceconomy um 4,5 Prozent.
In der dritten Reihe am deutschen Aktienmarkt legen Medigene gegen die negative Gesamttendenz um 7,9 Prozent zu. Das Biotechnologieunternehmen hat positive Zwischenergebnisse mit Impfstoffen bei Leukämie-Patienten vorgelegt. Auch wenn die Studie noch ein weiteres Jahr dauere, belegten die Daten, dass die Wirksamkeit der Therapie in die richtige Richtung weise, heißt es im Handel.
Der Baumarktkonzern Hornbach hat trotz steigender Umsätze im dritten Geschäftsquartal wegen höherer Kosten deutlich weniger verdient. Die Hornbach-Gruppe hatte vor zehn Tagen bereits über einen Gewinneinbruch berichtet. Hornbach Holding liegen 0,8 Prozent im Minus.
Krone mit Satz nach oben
Am Devisenmarkt hat die schwedische Krone aufgewertet, nachdem die Notenbank des Landes für einige Marktteilnehmer unerwartet den Leitzins angehoben hat. Das Pfund gibt leicht nach, nachdem die Bank of England wie weithin erwartet, nicht an der Zinsschraube gedreht hat. Ihr sind laut Analysten zunächst die Hände quasi gebunden wegen der Unwägbarkeiten um den Brexit.
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.012,23 -1,28 -39,15 -14,03 Stoxx-50 2.757,54 -1,20 -33,62 -13,23 DAX 10.650,08 -1,08 -116,13 -17,55 MDAX 21.705,75 -1,25 -274,76 -17,16 TecDAX 2.463,83 -1,28 -32,03 -2,58 SDAX 9.517,75 -1,14 -109,36 -19,93 FTSE 6.693,93 -1,06 -72,01 -11,99 CAC 4.710,71 -1,40 -66,74 -11,33 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 0,22 -0,01 -0,20 US-Zehnjahresrendite 2,76 -0,01 0,35 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:41 Mi, 17:11 % YTD EUR/USD 1,1457 +0,61% 1,1420 1,1430 -4,6% EUR/JPY 128,11 +0,14% 127,77 128,23 -5,3% EUR/CHF 1,1344 +0,23% 1,1340 1,1337 -3,1% EUR/GBP 0,9035 +0,18% 0,9026 0,9029 +1,6% USD/JPY 111,80 -0,55% 111,88 112,20 -0,8% GBP/USD 1,2679 +0,48% 1,2654 1,2653 -6,2% Bitcoin BTC/USD 4.014,89 +8,23% 3.710,50 3.787,26 -72,1% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,28 48,17 -3,9% -1,89 -19,4% Brent/ICE 54,96 57,24 -4,0% -2,28 -12,7% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.251,09 1.243,10 +0,6% +7,99 -4,0% Silber (Spot) 14,68 14,60 +0,5% +0,08 -13,3% Platin (Spot) 790,30 785,50 +0,6% +4,80 -15,0% Kupfer-Future 2,68 2,72 -1,6% -0,04 -20,2%
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