Mainz (ots) - Wer seinem Präsidenten die "Aufnahmefähigkeit eines Fünftklässlers" bescheinigt, tut gut daran, seinen Hut zu nehmen. Bitter ist nur, dass James Mattis seinen Dienst als US-Verteidigungsminister nicht wegen dieser Indiskretion quittiert hat, sondern weil sich Trump mal wieder wie ein Fünftklässler verhalten hat. Mattis, der letzte angesehene Minister in der US-Regierung - und nach dem Rückzug von Stabschef John Kelly auch der letzte Sicherheitsexperte, der es wagte, seinem impulsgetriebenen Präsidenten zu widersprechen. Trumps Entscheidung, die US-Truppen aus Syrien und Afghanistan zurückzuziehen, und Mattis' Rückzug sind in vielerlei Hinsicht fatal. Die Amerikaner lassen im Norden Syriens ihren Bündnispartner, die Kurden, im Stich und gewähren dem türkischen Präsidenten Erdogan freies Geleit zum Einmarsch. Sie machen die Taliban in Afghanistan stark und erlauben es dem fast schon geschlagenen IS, sich in Syrien wieder zu erholen. Sie laden Wladimir Putin ein, die Einflusszonen Russlands nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in der Ukraine militärisch zu erweitern. Und die USA lassen Israel im Stich, das zusehen muss, wie der Iran einen Landkorridor über den Irak und Syrien bis zur Nordgrenze Israels geschenkt bekommt. Trumps mehrfacher Verrat dient - wie immer bei ihm - nur einem Zweck: Die Wähler zu bedienen, die ihn gewählt haben und die ihm offenbar treu die Stange halten. Einen größeren Einsatz hat noch nie zuvor ein gewählter Politiker für sein politisches Überleben gesetzt.
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