NEW YORK (Dow Jones)--Nach heftigen Schwankungen ist die Wall Street am Freitag auf neue Jahrestiefs gefallen. Allein in dieser Woche ist der Dow-Jones-Index um fast 1.700 Punkte abgestürzt. Das siebenprozentige Wochenminus des S&P-500 war das höchste seit 2011. Das Auf und Ab am Freitag begründeten die Teilnehmer mit dem Verfalltag, der oftmals zu abrupten Bewegungen führe. Der negative Haupttrend dagegen hing mit den alten Konjunktur- und Zinssorgen, aber auch mit neuem politischen Ungemach zusammen.
Denn kaum waren die von vielen Anlegern als enttäuschend, weil nicht so taubenhaft wie erhofft, empfundenen Aussagen zum künftigen Zinskurs der US-Notenbank halbwegs verdaut, rückte die Furcht vor einem möglichen Regierungsstillstand als Belastungsfaktor in den Fokus. US-Präsident Donald Trump hat sich bislang geweigert, eine Vereinbarung zur Abwendung eines Stillstands zu unterschreiben. Er droht sogar einen Shutdown "für eine sehr lange Zeit" an, wenn die Demokraten nicht für ein Ausgabengesetz stimmen, das die Finanzierung einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze beinhaltet. Sollte bis Mitternacht keine Einigung erfolgen, werden am Wochenende mehr als 380.000 Regierungsmitarbeiter die Arbeit ruhen lassen.
Der Dow-Jones-Index fiel um 1,8 Prozent auf 22.445 Punkte. Der S&P-500 verlor 2,1 Prozent. Der Nasdaq-Composite schloss mit einem Abschlag von 3 Prozent. Der Umsatz schwoll am Verfalltag an auf 3.244 (Donnerstag: 1.389) Millionen Aktien an der NYSE. Auf 675 (578) Kursgewinner kamen dabei 2.350 (2.450) -verlierer, unverändert schlossen 53 (54) Titel.
Für Verunsicherung sorgte zudem der Rücktritt des US-Verteidigungsministers - offenbar aus Uneinigkeit mit dem Trumpschen Kurs. Nach dem abrupten Rückzug der US-Truppen aus Syrien, mit dem Trump verbündete Staaten vor den Kopf gestoßen und viel Kritik hervorgerufen hat, soll er nun auch Truppen aus Afghanistan abziehen wollen. Unter den Aktien im Rüstungssektor verloren Lockheed Martin und Northrop Grumman jeweils 3,3 Prozent.
Und schließlich gab es auch noch neue Spannungen zwischen den USA und China, die den laufenden Handelsgesprächen nicht hilfreich sein dürften. Die USA haben zwei Chinesen wegen angeblich staatlich unterstützter Hacker-Angriffe angeklagt und Washington beschuldigt Peking, ein Abkommen gegen Wirtschaftsspionage verletzt zu haben.
Konjunkturseitig waren die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter im November etwas schlechter ausgefallen als erwartet. Immerhin wurde der Anstieg der Unternehmensgewinne im dritten Quartal leicht nach oben revidiert. Der niedrig ausgefallene PCE-Preisindex im November könnte die Kritik an der US-Notenbank befeuern, die für kommendes Jahr eine weitere Straffung vorsieht. Zugleich fiel der Index für die Verbraucherstimmung stärker aus als im Vormonat.
Nike sehr fest - Perrigo-Kurs stürzt ab
Besonders Technologiewerte standen wieder unter Druck, so Amazon (-5,7 Prozent), Netflix (-5,4 Prozent) oder Facebook (-6,3 Prozent).
Dagegen legten Nike um rund 7 Prozent zu. Der US-Sportartikelhersteller hat im zweiten Geschäftsquartal abermals besser abgeschnitten als erwartet. Im Berichtsquartal steigerte Nike den Gewinn um gut 10 Prozent auf 847 Millionen Dollar. Der Umsatz kletterte ebenfalls um 10 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar.
Accenture lagen 4,4 Prozent im Minus, nachdem der Unternehmensberater den Kauf des Datenanalytikers Knowledgent Group mitgeteilt hat. Perrigo litten darunter, dass Irland 1,64 Milliarden Euro an Steuern von dem Arzneimittelhersteller eintreiben will. Der Kurs sackte um 29 Prozent ab.
Zynga legten um 0,8 Prozent zu. Der Videospiel-Hersteller hat angekündigt, 80 Prozent an Small Giant Games für 560 Millionen Dollar zu erwerben. Die restlichen 20 Prozent an dem finnischen Unternehmen sollen in den kommenden drei Jahren erworben werden. Zudem hat das Unternehmen seinen Ausblick auf das vierte Quartal angehoben.
Um 0,6 Prozent aufwärts ging es für Cintas, nachdem der Berufsbekleidungshersteller seinen Ausblick angehoben und Quartalsergebnisse vorgelegt hat, die die Markterwartungen übertreffen.
Die Aktien des Steakhaus-Betreibers Del Frisco's Restaurant legten um 0,8 Prozent zu. Das Unternehmen hat angekündigt, strategische Alternativen zu prüfen, die auch einen möglichen Verkauf der gesamten Restaurantkette oder eines Teils einschließen.
Ölpreise fallen weiter
Die Ölpreise setzten ihre Abwärtsbewegung fort, wenn auch in gebremstem Tempo. Die eingetrübten Konjunkturerwartungen und das zu hohe Ölangebot lasteten erneut. Neue Daten zu den Förderaktivitäten in den USA rechtfertigten die Sorge vor einem Überangebot. Denn in der aktuellen Woche ist die Zahl der aktiven Bohranlagen um 10 auf 883 gestiegen, das war der höchste Zuwachs seit sechs Wochen. Für eine gewisse Stabilisierung sorgte, dass Saudi-Arabien möglicherweise seine Ölförderung stärker drosseln will, als noch Anfang des Monats beim Opec-Treffen vereinbart. Laut Dokumenten, in die das Wall Street Journal Einblick hatte, sollen 322.000 Barrel täglich weniger gepumpt werden statt 250.000. Brentöl verbilligte sich um 1,5 Prozent auf 53,52 Dollar je Barrel, WTI fiel um 0,6 Prozent auf 45,59 Dollar, das war das tiefste Settlement seit Juli 2017.
Der Dollar konnte Boden gutmachen, so dass der Euro unter 1,14 gedrückt wurde. Im späten Geschäft notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1360 Dollar. "Wir dürften im ersten Quartal ein höheren Dollar sehen", sagte Van Luu von Russell Investments. Der Markt preise aktuell zu wenige US-Zinserhöhungen ein.
Gold legte nach dem jüngsten Anstieg eine Verschnaufpause ein, gedrückt auch vom festeren Dollar. Die Feinunze verlor 0,3 Prozent auf 1.256 Dollar.
Anleihen stießen auf Kaufinteresse bei Anlegern auf der Suche nach Sicherheit. Die Rendite der zehnjährigen Papiere sank im Gegenzug um 2,6 Basispunkte auf 2,78 Prozent. Teilnehmer rechnen damit, dass in den kommenden Wochen der Anleihemarkt stärker auf Konjunkturdaten reagieren wird, nachdem die US-Notenbank eine stärker datenabhängige Vorgehensweise angekündigt hat.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 22.445,37 -1,81 -414,23 -9,20 S&P-500 2.416,63 -2,06 -50,79 -9,61 Nasdaq-Comp. 6.332,99 -2,99 -195,41 -8,26 Nasdaq-100 6.046,56 -3,15 -196,64 -5,47 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,63 -4,2 2,67 142,6 5 Jahre 2,63 -3,4 2,67 70,9 7 Jahre 2,71 -2,2 2,73 45,9 10 Jahre 2,78 -2,6 2,81 33,7 30 Jahre 3,02 -2,1 3,05 -4,3 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:24 Do, 17:03 % YTD EUR/USD 1,1360 -0,78% 1,1463 1,1414 -5,5% EUR/JPY 126,46 -0,76% 127,59 127,44 -6,5% EUR/CHF 1,1305 -0,01% 1,1306 1,1339 -3,5% EUR/GBP 0,8999 -0,52% 0,9045 0,9032 +1,2% USD/JPY 111,33 +0,03% 111,30 111,67 -1,2% GBP/USD 1,2626 -0,25% 1,2674 1,2638 -6,6% Bitcoin BTC/USD 3.791,89 -7,01% 4.003,37 4.014,75 -73,6% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,35 45,88 -1,2% -0,53 -21,0% Brent/ICE 53,52 54,35 -1,5% -0,83 -15,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.255,80 1.259,86 -0,3% -4,06 -3,6% Silber (Spot) 14,63 14,77 -0,9% -0,13 -13,6% Platin (Spot) 788,10 795,50 -0,9% -7,40 -15,2% Kupfer-Future 2,67 2,70 -1,0% -0,03 -20,3% ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/raz
(END) Dow Jones Newswires
December 21, 2018 16:12 ET (21:12 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.