BERLIN (Dow Jones)--Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will im Rahmen der geplanten Rekrutierung von EU-Ausländern für die Bundeswehr laut einem Magazinbericht vor allem Italiener, Polen und Rumänen anwerben. Das Nachrichtenmagazin Spiegel berief sich mit dem entsprechenden Bericht auf ein vertrauliches Ministeriums-Konzept, nach dem es unter jungen Männern aus diesen Ländern "ein quantitatives Potential" für die Bundeswehr gebe. Das Verteidigungsministerium erklärte auf Anfrage, der entsprechende Prozess laufe noch.
Nach dem Konzept leben laut dem Bericht in Deutschland etwa 255.000 Polen, 185.000 Italiener und 155.000 Rumänen zwischen 18 und 40 Jahren - zusammen stellten sie etwa die Hälfte aller EU-Ausländer. Könnte man in dieser Gruppe bei zumindest 10 Prozent Interesse an der Bundeswehr wecken, wären dies rund 50.000 mögliche neue Bewerber, so das Papier. Laut dem Konzept wolle das Ministerium die Gruppe möglicher Rekruten auf EU-Ausländer begrenzen, die bereits mehrere Jahre in Deutschland leben und fließend Deutsch sprechen. So solle vor allem EU-Nachbarn die Angst genommen werden, dass Deutschland potentielle Soldaten mit besseren Gehältern abwirbt.
Das Ministerium habe in den letzten Monaten in der EU bereits sondiert, was man dort von der Idee hält. Die Gespräche hätten "zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt", so das Papier. Vor allem die Osteuropäer fürchteten "erhebliche negative Auswirkungen auf die eigene Bedarfsdeckung". Aus Polen kommt bereits Kritik. Der Armee-Dienst sei "eng verbunden mit der Nationalität", sagte Außenminister Jacek Czaputowicz dem Magazin. "Sollte Deutschland ein solches Gesetz einführen, ohne Polen vorher zu konsultieren, wäre das nicht gut", warnte er, "denn natürlich hat Deutschland Arbeitern und wahrscheinlich auch Soldaten mehr zu bieten".
Das Bundesverteidigungsministerium betonte, der Prozess laufe noch. "Die Überlegungen dazu sind nicht neu", sagte eine Sprecherin. Sie seien bereits im Weißbuch von 2016 erwähnt und in der Personalstrategie der Bundeswehr als Prüfauftrag aufgenommen. Hierbei gehe es um die Besetzung von Stellen mit besonders gesuchten Qualifikationen in einem sehr eng definierten Rahmen, beispielsweise Ärzte oder IT-Fachkräfte. "Natürlich haben wir uns hierzu auch mit anderen EU-Ländern ausgetauscht", betonte die Sprecherin. "Die Arbeitsergebnisse werden derzeit ausgewertet und somit ist der Prozess damit noch nicht abgeschlossen."
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/jhe
(END) Dow Jones Newswires
December 27, 2018 09:36 ET (14:36 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.