NEW YORK (Dow Jones)--Rundum freundlich präsentiert sich das Börsenumfeld am Freitag an der Wall Street. Nach den heftigen Verlusten des Vortags kommt es zu einer Gegenbewegung, die ähnlich stark ausfällt. Nachdem für Montag neue Gespräche zwischen den USA und China angekündigt wurden, schöpfen Anleger wieder Hoffnung auf eine Beilegung des Handelskonflikts. Überdies sind die offiziellen Arbeitsmarktdaten (Payrolls) für Dezember überraschend stark ausgefallen. Gut kam auch an, dass Notenbank-Präsident Jerome Powell bereit ist, falls nötig den geldpolitischen Kurs zu ändern.
Der Dow-Jones-Index gewinnt am Mittag Ortszeit 2,6 Prozent auf 23.267 Punkte. Der S&P-500 legt um 2,7 Prozent zu und der Nasdaq-Composite um 3,5 Prozent.
Am Donnerstag hatten enttäuschende Konjunkturdaten und die Umsatzwarnung von Apple die Aktienkurse an der Wall Street auf Talfahrt geschickt. Apple hatte die niedrigere Umsatzprognose mit einem schwächeren Absatz in China als Folge des Handelsstreits begründet. Nicht zuletzt deshalb dürfte die Erleichterung groß sein, dass nun wieder Bewegung in den Streit kommt, der sich zuletzt festgefahren hatte. Das chinesische Handelsministerium bestätigte am Freitag, dass der stellvertretende US-Handelsbeauftragte Jeffrey Gerrish am Montag und Dienstag China besuchen werde.
Diese Nachricht wurde schon an den meisten asiatischen und europäischen Börsen positiv aufgenommen, ebenso wie positive Konjunktursignale aus China. Dort war der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor im Dezember klar im expansiven Bereich geblieben und dazu leicht gestiegen. Überdies kündigte der chinesische Premierminister Li Keqiang Maßnahmen an, um der heimischen Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Unterstützung kommt auch von der chinesischen Zentralbank, die den Mindestreservesatz für die Banken senkte.
Zudem fiel der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember erheblich besser aus als erwartet, was allerdings die Daten des privaten Dienstleisters ADP vom Donnerstag schon angedeutet hatten. Im Dezember wurden außerhalb der Landwirtschaft 312.000 Arbeitsplätze geschaffen, während Volkswirte mit 176.000 gerechnet hatten. Die Arbeitslosenquote lag mit 3,9 Prozent über der Konsensschätzung von 3,6 Prozent. Die Stundenlöhne stiegen im vergangenen Monat etwas stärker als erwartet um 0,4 Prozent. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen zeigte zwar eine gegenüber dem Vormonat gedämpfte Geschäftaktivität an, blieb aber deutlich im expansiven Bereich.
Powell weckt Fantasie
Trotz der starken Daten hat Fed-Chef Powell seine geldpolitische Flexibilität hervorgehoben. Die US-Notenbank sei bereit, notfalls ihren geldpolitischen Kurs zu ändern. Das gelte sowohl für den Zinserhöhungskurs als auch die Verkleinerung der Fed-Bilanz. Am Markt wird dies als Signal für eine mögliche Abkehr von weiterer Straffung gesehen.
Das Thema Haushaltsstreit bleibt ebenfalls präsent. Am Freitag treffen sich Vertreter des US-Kongresses mit US-Präsident Trump, um eine Lösung für den Streit zu finden, der etliche US-Behörden und öffentliche Einrichtungen derzeit lahmlegt.
Der Ölpreis rückt vor, bekam aber mit den wöchentlichen Lagerbestandsdaten der US-Regierung einen deutlichen Dämpfer. Die Rohölbestände blieben unverändert, Benzin und Destillate verzeichneten hingegen einen deutlichen Aufbau. Die am Vorabend veröffentlichten Daten des Branchenverbands API hatten noch einen Abbau der Vorräte signalisiert, was den Ölpreis noch immer stützt. Daneben profitiert der Preis von den Förderkürzungen der Opec und positiven Nachrichten aus China. Letztere zerstreuen Befürchtungen, dass der Rohstoffhunger der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nachlassen könnte. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI steigt um 1,3 Prozent auf 47,40 Dollar. Brentöl verteuert sich um 1,3 Prozent auf 56,70 Dollar.
Anleihen werden abverkauft
Gold und Staatsanleihen sind mit der wiedererwachten Risikofreude der Anleger nicht gefragt. Deutlich sinkende Notierungen lassen am Anleihemarkt die Zehnjahresrendite um 10 Basispunkte auf 2,65 Prozent steigen. Die Feinunze Gold ermäßigt sich ebenfalls, auch wenn sie mit den Powell-Auusagen einen kleineren Teil ihrer Tagesverluste aufgeholt hat. Die Feinunze verliert noch 0,7 Prozent auf 1.285 Dollar.
Der Dollar hat derweil alle Tagesgewinne wieder abgegeben, weil Fed-Präsident Powell die Spekulation auf ein Ende der Zinserhöhungen geweckt hat. Zuvor hatten die starken Jobdaten den Dollar nach oben gebracht. Der Euro notiert bei 1,1416 Dollar und damit etwas über dem Niveau des Vorabends.
Unter den Einzelwerten macht Apple nach ihrem Einbruch um rund 10 Prozent am Vortag nun 3,8 Prozent gut. Gamestop verteuern sich um 13 Prozent, gestützt von Hoffnungen auf einen Umbau des Videospiele-Einzelhändlers. Netflix profitieren mit einem Kursplus von 7 Prozent von positiven Aussagen der Investmentbank Goldman Sachs. Sie sieht den Wert nach seinem Rückschlag als Kaufgelegenheit.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 23.267,14 2,56 580,92 -0,26 S&P-500 2.513,29 2,67 65,40 0,26 Nasdaq-Comp. 6.691,26 3,52 227,76 0,84 Nasdaq-100 6.377,78 3,75 230,65 0,76 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,48 9,7 2,38 127,7 5 Jahre 2,48 11,9 2,36 55,2 7 Jahre 2,54 11,0 2,43 29,4 10 Jahre 2,65 9,8 2,56 21,0 30 Jahre 2,98 7,7 2,90 -8,7 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 9:03 Mi, 17:20 % YTD EUR/USD 1,1416 +0,20% 1,1363 1,1357 -0,4% EUR/JPY 123,52 +0,69% 122,19 124,11 -1,8% EUR/CHF 1,1254 +0,09% 1,1218 1,1224 -0,0% EUR/GBP 0,8973 -0,48% 0,9059 0,9018 -0,3% USD/JPY 108,22 +0,49% 107,50 109,30 -1,3% GBP/USD 1,2722 +0,69% 1,2543 1,2593 -0,3% Bitcoin BTC/USD 3.762,50 -0,88% 3.843,00 3.830,26 +1,2% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 47,70 47,09 +1,3% 0,61 +5,1% Brent/ICE 56,70 55,95 +1,3% 0,75 +4,7% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.285,17 1.294,00 -0,7% -8,83 +0,2% Silber (Spot) 15,75 15,73 +0,1% +0,02 +1,6% Platin (Spot) 822,30 798,50 +3,0% +23,80 +3,2% Kupfer-Future 2,64 2,57 +2,6% +0,07 +0,2% ===
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January 04, 2019 12:02 ET (17:02 GMT)
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