
Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Druck auf die Deutsche Post wächst, Mängel wie lange Laufzeiten bei der Zustellung von Briefen zu beheben. Ab 1. März wollen Geschäftskunden der Deutschen Post in einem groß angelegten einjährigen Testlauf die Laufzeiten von Geschäftsbriefen innerhalb des Zustellnetzes der Deutschen Post prüfen. Zuletzt hatten sich Beschwerden über lange Laufzeiten von Briefen gehäuft.
Während des einjährigen Testlaufes sollen mindestens 72.000 codierte Testbriefe in den normalen Sendungsverlauf eingespeist werden.
Initiator ist der Deutsche Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation (DVPT), der zusammen mit Unternehmenskunden der Deutschen Post erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine "repräsentative, normierte und TÜV-zertifizierte Laufzeitmessung von Geschäftsbriefen" durchführen wird, die über die Deutsche Post zugestellt werden.
50 Mitgliedsunternehmen aller Branchen, die im Arbeitskreise Großversender beim DVPT organisiert sind, haben den Versuch initiiert. Laut DVPT haben diese Unternehmen zusammen ein Sendungsvolumen von rund 800 Millionen Briefen pro Monat und bilden somit eine wichtige Stimme für alle anderen Unternehmen, die die zunehmende Verschlechterung der Zustellqualität der Deutschen Post AG bemängeln.
Brief-Beschwerden bei Bundesnetzagentur verdoppelt
Die Bundesnetzagentur befürwortet das Vorhaben. Nach ihren Untersuchungen haben sich die Beschwerden über lange Laufzeiten und Fehl- oder Nichtzustellungen in den Jahren 2017 und 2018 jeweils verdoppelt. Bisher wurden lediglich die Laufzeiten von Postsendungen in den Briefkästen gemessen und nicht die Geschäftspost.
"Unser Ziel ist es, objektive Informationen zu erhalten, um in Deutschland Qualität, gerechte Preis-Leistungsverhältnisse und den fairen Wettbewerb im Briefbereich zu unterstützen", so DVPT-Vorstand Klaus Gettwart. "Wichtige Originaldokumente, Urkunden, Eintrittskarten, kleine Warensendungen, Rezepte von Ärzten, Arzneimittel, Bescheinigungen, Zeugnisse usw. sollen sicher und pünktlich beim Kunden ankommen", so Gettwart.
Mit den Testbriefen werden die Laufzeiten "Business to Customer" gemessen. Die Ergebnisse sollen den Unternehmen eine Entscheidungsgrundlage für die Optimierung der Briefsendungen liefern. Sie sollen auch die Unternehmen in Gesprächen mit der Deutschen Post unterstützen, mit dem Ziel, die Zustellqualität zu verbessern und Kundenbeschwerden zu reduzieren, Porto zu sparen und gegebenenfalls zu anderen Versand-Dienstleistern zu wechseln.
Beauftragt wurde mit der Laufzeitmessung das unabhängige Marktforschungsunternehmen Spectos aus Dresden, das laut DVPT über große Expertise in Bezug auf TÜV-zertifizierte Laufzeitmessungen verfügt und seit vielen Jahren ein exaktes Monitoring des gesamten Zustellprozesses gewährleistet.
Deutsche Post sieht keinen Bedarf für weitere neutrale Untersuchung
Die Deutsche Post teilte mit, dass ihr ein seit Jahren bewährtes Verfahren einer neutralen, vom TÜV bestätigten Messung der Brieflaufzeiten bescheinige, dass 93 Prozent der rund 59 Millionen Briefe täglich ihre Empfänger bereits am nächsten Werktag erreichen. Zudem wären mehr als 80 Prozent der Befragten kürzlich in einer Umfrage der Bundesnetzagentur mit der Verfügbarkeit und Qualität der Postdienstleistungen zufrieden gewesen, inklusive der Laufzeiten.
"Wir sehen daher keinen Bedarf für eine weitere Laufzeitmessung, sehen dieser aber gelassen entgegen", so die Deutsche Post.
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January 09, 2019 06:26 ET (11:26 GMT)
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