Von Sarah Chaney, Jessica Menton und Josh Zumbrun
WASHINGTON (Dow Jones)--Die teilweise Schließung von Behörden im Zuge des Haushaltsstreits zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Kongress erschwert der Notenbank, Investoren und Unterhändlern im Handelsstreit die Beurteilung der Wirtschaftslage in den USA. In einem kritischen Moment für die Wirtschaft fehlt es an Daten.
Derzeit veröffentlichen das Handelsministerium und das Zensus-Büro keine Daten, weshalb die am Montag anstehenden Veröffentlichungen zu den Auftragseingängen der Industrie und zur Handelsbilanz ausfielen. Findet sich bis dahin keine Lösung im Haushaltsstreit, wären am Freitag die Berichte zum Defizit des Bundeshaushalts und in der nächsten Woche Zahlen zum Einzelhandelsumsatz, Lagerbeständen und Baubeginnen betroffen. Ende des Monats könnte sogar der Bericht zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal ausbleiben.
Datenmangel macht Fehlentscheidungen wahrscheinlicher
Diese Daten helfen normalerweise der Fed und Händlern dabei, sich ein Bild über die Entwicklung von Konsum, dem Häusermarkt, dem Außenhandel und der Volkswirtschaft allgemein zu machen. Ohne diese Berichte sind sie schlechter informiert, Fehlentscheidungen werden wahrscheinlicher.
"Wir werden weniger Daten in Echtzeit bekommen - das macht es uns schwerer, den Job richtig zu erledigen", sagte Raphael Bostic, Gouverneur der Atlanta Fed, in dieser Woche. Die Fed trifft der Datenausfall zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sie hat die Zinsen im vergangenen Jahr vier Mal erhöht und nun signalisiert, dass sie eine Pause einlegen könnte, weil die Unsicherheiten zugenommen hätten.
Fed-Chairman Jerome Powell hat zuletzt mehrfach betont, dass die Politik der Fed datenabhängig sei. "Derzeit dreht sich die Debatte um die Frage, ob die Wirtschaft an einem Wendepunkt ist", sagt Nathan Sheets, Chefvolkswirt bei PGIM Fixed Income. Aber um Wendepunkte zu erkennen, brauche es so viel Daten wie möglich.
Arbeitsministerium und private Institutionen arbeiten noch
Allerdings befindet sich die Fed nicht in einem kompletten Blindflug. Das Arbeitsministerium ist trotz Shutdown bis September finanziert und veröffentlicht fortlaufend Daten, darunter den monatlichen Arbeitsmarktbericht und auch die am Freitag anstehenden Verbraucherpreisdaten. Ungefährdet sind auch die Berichte der Universität Michigan und des Institute für Supply Management (ISM).
Ausfallen wird allerdings die Veröffentlichung des Handelsministeriums, in der über das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, den Preisindex der privaten Konsumausgaben (PCE-Deflator), berichtet wird.
Nicht verfügbar sind derzeit auch die Informationen der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zu Future- und Optionspositionen, die es Investoren erleichtern, eigene Positionen einzugehen. Große Banken behelfen sich, indem sie die Positionen ihres Hauses analysieren und hochrechnen, aber das volle Bild bekommen auch sie nicht.
Keine Daten zu Kontrakten für Soja, Weizen, Mais
Zudem hat das Agrarministerium die Veröffentlichung wichtiger Daten verschoben, darunter zu Mais, Soja und Weizen. "Ohne die Daten, besonders zu Sojabohnen und Weizen, müssen wir mehr Cash halten, als uns lieb ist", sagt Hollis Brewer, Gründer und CEO von Holistic Capital Management, der auch mit Kontrakten für Öl, Gold und Erdgas handelt.
Genau beobachtet wurden während der Handelsspannungen die Handelsdaten des Zensus-Büros. Sie zeigten große Veränderungen beim Handel mit US-Sojabohnen und anderen Produkten, die mit Zöllen verbunden waren.
Auch andere Dinge funktionieren nicht mehr. Regierungsmitarbeiter, die beurteilen sollten, ob bestimmte Produkte von den Aluminium- und Stahlzöllen ausgenommen werden sollten, arbeiten derzeit nicht. Dabei ertrinkt die Regierung derzeit in zehntausenden Anträgen von Unternehmen, die ausgenommen werden wollen.
(Mitarbeit: Eric Morath)
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January 10, 2019 09:59 ET (14:59 GMT)
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