Die Brexit-Abstimmung im britischen Parlament
stellt die jüngste Erholung am deutschen Aktienmarkt auf eine harte
Probe. Am Dienstag sollen die britischen Abgeordneten über das mit
der Europäischen Union (EU) ausgehandelte Austrittsabkommen von
Premierministerin Theresa May abstimmen - Ausgang ungewiss. Insofern
könnte der hiesige Leitindex Dax
Derweil sind die Chancen auf eine Mehrheit für das Abkommen nicht gestiegen, seit May die Abstimmung im Dezember verschoben hatte. Zu groß ist der Widerstand nicht nur in der Opposition, sondern auch in Mays konservativer Partei und bei ihren Verbündeten von der nordirischen DUP. Aktuell wird eine Verschiebung des Austritts Großbritanniens aus der EU laut Informationen des "Evening Standard" zunehmend wahrscheinlicher. Mehrere Staatssekretäre aus der Regierung von Theresa May hätten diese Einschätzung gegenüber der Zeitung geäußert, hieß es. Bisher ist der Brexit für den 29. März vorgesehen.
Angesichts dieser Unsicherheiten rechnen die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg damit, dass der Aktienmarkt weiter deutlich schwanken könnte, zumal die Risikothemen aus dem Vorjahr nach wie vor die Stimmung prägten. Rund um Brexit, Handelsstreit und Notenbanken seien aber auch positive Überraschungen nicht ausgeschlossen: Ein Exit vom Brexit, eine gütliche Einigung zwischen China und USA sowie eine etwas lockerere Geldpolitik "könnten eine Gemengelage bilden, die in dieser Kombination zwar nach Wunschzettel klingt, aber nicht gänzlich unmöglich erscheint."
Zuversichtlich gibt sich auch Marktstratege Markus Reinwand von der Landesbank Helaba. "Als gutes Omen für 2019 kann der positive Start ins neue Jahr gewertet werden." Viel wichtiger als derartige statistische Betrachtungen sei aber die Bewertungssituation: "Lange Zeit hatten wir neben der Gelassenheit der Anleger auch die zu hohe Bewertung als Hypothek für Aktien angeführt. Durch die Korrektur der vergangenen Monate hat sich auch hier die Lage deutlich verbessert."
Trotz der jüngsten Kursgewinne am Aktienmarkt sind die Strategen der Banken HSBC und Societe Generale weiter vorsichtig. "Bleiben sie defensiv", riet HSBC-Experte Volker Borghoff. "Wir befinden uns in einem größeren Abschwung." Die Anleger sollten vor diesem Hintergrund bei der Aktienauswahl weiter auf nicht-zyklisches Wachstum und Dividendenstärke setzen.
Robert Greil, der Chefstratege der Privatbank Merck Finck, ist ähnlich skeptisch und hält die gegenwärtige Erholung an den Börsen für ein vorübergehendes Phänomen: "Die schwächeren Konjunkturdaten und damit Gewinntrends der Unternehmen werden die Aktienmärkte vermutlich weiterhin belasten."
Weitere Hinweise auf die konjunkturelle Lage könnten indes am Dienstag die Daten zum deutschen Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr liefern. Am Mittwoch dann stehen die US-Einzelhandelsumsätze für Dezember auf der Agenda.
Zudem melden sich in Deutschland bereits erste Unternehmen mit
Geschäftszahlen zu Wort. Den Anfang macht am Montag der
Automobilzulieferer und Reifenhersteller Continental
Ferner sind auch Bankaktien einen Blick wert. Denn in der neuen
Woche öffnen große US-Finanzinstitute wie die Citigroup
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---
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AXC0177 2019-01-11/14:14