Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Die anhaltenden Attacken der USA gegen den Bau der Gasröhre Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland sorgen in der Bevölkerung für Unmut. Neun von zehn Deutschen bewerten es als "ungewöhnlich und ungehörig", dass US-Botschafter Richard Grenell deutschen Unternehmen, die am Bau der Gas-Pipeline beteiligt sind, mit Strafen und Sanktionen gedroht hat.
77 Prozent der Bundesbürger empfinden die Drohungen gegen Deutschland außerdem als Erpressung, wie aus einer aktuellen Umfrage für die Fernsehsender RTL und N-TV hervorgeht.
In Auftrag von US-Präsident Donald Trump versucht Grenell, die bereits im Bau befindliche Pipeline zu stoppen und droht für einen Diplomaten ungewöhnlich offen mit Strafmaßnahmen. Washington will den Europäern eigenes Flüssiggas (LNG) verkaufen und höhere Lieferungen günstigeren Gases aus Russland vereiteln. 90 Prozent der Befragten glauben, dass es Trump einzig und allein darum geht.
Fast drei Viertel der Deutschen halten den Bau der Gasleitung in der Ostsee für richtig, nur 16 Prozent sprechen sich dagegen aus. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat das Projekt gegen die verbalen Angriffe aus dem Ausland in Schutz genommen. "Nord Stream 2 ist der falsche Prügelknabe", sagte er dem Handelsblatt. Der Bau sei "weit fortgeschritten, die Rohre kilometerlang ins Meer verlegt", so der Minister. "Die Bundesregierung wird in einen solchen Prozess nicht eingreifen, weil es dazu keine rechtliche Grundlage gibt", betonte der CDU-Minister.
An der Finanzierung von Nord Stream 2 sind auch die deutschen Konzerne Uniper und die BASF-Tochter Wintershall beteiligt, die jeweils 950 Millionen Euro bereitstellen. Die Hauptlast der rund 10 Milliarden Euro teuren Leitung, die die bestehende Röhre Nord Stream 1 ergänzt, trägt Russlands Energieriese Gazprom. Moskau hat angekündigt, im Falle von US-Sanktionen den zweiten Strang notfalls allein zu bezahlen. Schon Ende des Jahres, spätestens 2020 soll durch ihn Gas nach Mecklenburg-Vorpommern gepumpt werden.
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January 21, 2019 04:36 ET (09:36 GMT)
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