Mainz (ots) - Kleine Gesten, große Worte und schöne Bilder fürs deutsch-französische Poesiealbum - das war der Tag gestern in Aachen. Und darüber hinaus? Frankreich und Deutschland waren und bleiben miteinander eng verbundene Nationen. Bedurfte es also dieses erneuten Treueschwurs? Dafür spricht, dass der nun ergänzte Élysée-Vertrag aus einem anderen politischen Zeitalter stammt. Damals waren die Verheerungen des Weltkriegs noch allgegenwärtig, war das neue Europa gerade im Werden. Heute steckt die EU in einer schweren Krise, nicht nur wegen des bevorstehenden Austritts von Großbritannien. Deshalb ist es nützlich, wenn Paris und Berlin sich zum Multilateralismus bekennen und ihrem Streben nach einer gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik neue Verbindlichkeit geben. Die deutsch-französische Freundschaft ist kein Elitenprojekt und sie scheint unumkehrbar. Doch tut eine Auffrischung gut. Das gilt im Großen - die Bundesregierung sollte endlich die französischen EU-Reformpläne unterstützen - wie im Kleinen: Der kulturelle und ganz persönliche Austausch in den Grenzregionen, im täglichen Leben der Menschen dort, kann noch intensiver werden. Gerade hier eröffnet der Vertrag von Aachen neue Chancen. Die üblen Anwürfe Marine Le Pens gegen Präsident Macron, dieser verkaufe deshalb das Elsass an die Deutschen, zeigt aber auch, dass es mit der Unumkehrbarkeit so eine Sache ist. Die extreme Rechte in Frankreich macht wieder Politik mit antideutschen Ressentiments. Mit der deutsch-französischen Freundschaft ist es wie mit jeder alten Beziehung: Man muss täglich etwas dafür tun, dass sie weiter lebt.
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