BERLIN (Dow Jones)--Der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Kai Niebert, hält es für denkbar, dass sich die Kohlekommission am Freitag auf die kurzfristige Abschaltung von Kohlekraftwerken mit einer Leistung von 12 Gigawatt einigen wird. Wie er in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erklärte, sollten bis 2022 mindestens 3,6 Gigawatt Leistung in den rheinischen Braunkohlekraftwerken sowie ein Gigawatt im brandenburgischen Kraftwerk Jänschwalde vom Netz gehen. Zudem stünden bis 2022 weitere 7 Gigawatt Steinkohle zur Disposition. Niebert gehört der Kommission an.
Der Umfang der Stilllegungen ginge damit deutlich über das einst während der Verhandlungen über die Bildung einer Jamaika-Koalition angedachte Volumen hinaus. Bis 2030, so Niebert, würden dann schrittweise weitere Kraftwerke abgeklemmt. Der Umweltschützer erwartet aber härteren Widerstand in den Braunkohleregionen gegen das Abschalten der Turbinen zum Schutz des Klimas. Er könne dann nicht ausschließen, dass Umweltaktivisten in den Braunkohlerevieren Tagebaue, etwa am Hambacher Forst, besetzten. "Das birgt ein Eskalationspotential, davor habe ich Angst", sagte der DNR-Präsident.
Am Freitag wollen die Fachleute ihre monatelangen Beratungen beschließen. Aus einem Entwurf des Abschlussberichts geht hervor, dass die Stromversorger bis 2030 für das Aus ihrer Kraftwerke entschädigt werden sollen. Das ist länger, als zunächst diskutiert. Der konkrete Fahrplan für den Kohleausstieg und das Enddatum fehlen hingegen noch in dem Entwurf.
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January 23, 2019 12:08 ET (17:08 GMT)
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