BERLIN (Dow Jones)--Die Bundeswehr leidet unter Mangelwirtschaft, Personalmangel und einem "Bürokratiemonster". Das beklagt der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels, in seinem Jahresbericht für 2018. Er testierte der Bundeswehr "Riesenlücken bei Material und Personal."
"Unsere Bundeswehr, wie ich sie im Moment erlebe, leidet an Unterbesetzung und gleichzeitig an Überorganisation", sagte der SPD-Politiker bei der Vorstellung des neuen Wehrberichts. "Zu viel Arbeit wird doppelt getan oder gegeneinander. Zu viel Arbeitszeit muss an schlechte Strukturen verschwendet werden."
Die Kritik kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Deutschland seine internationale Verantwortung und nationale Militärausgaben ausweiten will. Bartels stellte klar, dass die aktuellen Probleme in der Truppe wenig mit der gegenwärtigen finanziellen Ausstattung zu tun hätten.
"Der Verteidigungshaushalt für 2019 ist gut - mit 43,2 Milliarden Euro fast fünf Milliarden mehr als 2018. Am fehlenden Geld muss nichts mehr scheitern." Es sei schwierig, dass Soldaten schon heute Aufgaben erledigen müssten, für die sie erst 2031 komplett ausgerüstet seien.
Ein Problem sei der Personalmangel der Bundeswehr. So waren im vergangen Jahr 21.500 Dienstposten von Offizieren und Unteroffizieren nicht besetzt, obwohl die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen bis 2025 auf 198.500 ansteigen soll, nach 181.000 Ende 2018. Für den dringend erforderlichen Anstieg des Personalbestands müsse die Bundeswehr auf die Verlängerung bestehender Zeitverträge zurückgreifen. Die Bundeswehr gewinne aber immer weniger neues Personal.
"Andere müssen deren Aufgaben miterledigen. Dieses verbreitete Lückenbüßertum belastet das Bestandspersonal", kritisierte Bartels. Die materielle Einsatzbereitschaft blieb zudem ein Hauptkritikpunkt der Soldaten. "Das System der Mangelbewirtschaftung besteht in allen Bereichen fort", sagte Bartels.
Dazu zählten beispielsweise die in großem Ausmaß fehlenden Ersatzteile und die langen Instandsetzungszeiten bei der Industrie. Er mahnte auch eine bessere persönliche Ausstattung mit Nachtsichtgeräten und Schutzwesten an, statt die Ausrüstung massiv hin und her zu leihen.
Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands André Wüstner bemängelte im ZDF-Morgenmagazin die Situation der Bundeswehr. "Die Bundeswehr ist, gemessen am Auftrag, nach wie vor im schlechtesten Zustand seit 1990."
Wüstner kritisierte die Bürokratie in der Bundeswehr und forderte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen zur Umsetzung der geplanten Reformen, wie etwa eine bessere Besoldung und sozialere Rahmenbedingungen für Soldaten. "Auf der einen Seite ist die Ministerin am Gaspedal, und auf der anderen Seite zieht sie die Handbremse", sagte Wüstner. "Das passt irgendwie nicht zusammen."
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January 29, 2019 07:35 ET (12:35 GMT)
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