Von Olaf Ridder
MÜNCHEN (Dow Jones)--Auf der Siemens-Hauptversammlung haben Anteilseigner vor allem die Kursentwicklung ihres Unternehmens kritisiert. Aktionärsvertreter äußerten sich enttäuscht, dass der Börsengang der Medizintechniksparte Healthineers nur deren Aktionären deutliche Wertzuwächse gebracht habe.
Deutlich wurde Christoph Niesel, Fondsmanager bei Union Investment. Obwohl Siemens mit der digitalen Fabrik und Healthineers zwei absolute Top-Performer im Portfolio habe, sei die Aktie um mehr als 6 Prozentpunkte schlechter gelaufen, als der Branchenindex Stoxx Europe 600 Industrial Goods & Services.
An die Adresse von Kaeser gerichtet sagte Niesel: "Wir wollen nicht bloß hören, dass Siemens besser als die Konkurrenz ist, wir wollen es im Aktienkurs sehen!" Die Siemens-Aktie hatte sich im vergangenen Jahr analog zum Frankfurter Leitindex DAX entwickelt und etwa 15 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Winfried Mathes von Deka Investment kritisierte am Healthineers-Börsengang, dass die Siemens-Aktionäre "nur abseits Beifall klatschen durften". Matthes, der etwa 1,2 Prozent des Siemens-Kapitals vertrat, stellte auch den Sinn des neuen Aktienrückkaufprogramms infrage. Schon die vorangegangenen Programme hätten nicht zu Kursgewinnen geführt. Die Zahlung einer Sonderdividende oder Investitionen in die Zukunft wären besser gewesen.
Auseinander gingen die Meinungen bei der Konzernstrategie Vision 2020+. Während Fondsmanager Marcus Poppe vom Vermögensverwalter DWS, der aktuell mit rund 1,9 Milliarden Euro in Siemens investiert ist, den Kurs von Kaeser grundsätzlich lobte, äußerte sich Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) skeptisch. "Es fehlt mir das Verständnis, was an der neuen Konstruktion so herausragend sein soll", sagte sie. Die Gretchenfrage sei, ob die neue Organisationsform den Gesamtwert von Siemens erhöhe. Wenn nicht, sollte sich Kaeser "die erneute Unruhe im Unternehmen sparen".
Hinsichtlich der schwächelnden Kraftwerkssparte können sich einige Aktionärsvertreter härtere Schnitte vorstellen, als Siemens sie jetzt plant. Christoph Niesel empfahl dem Konzernchef einen strategischen Partner für das Geschäft zu suchen, am besten in China, "dem Land mit dem weltweit größten Marktpotenzial". Wäre Siemens nur Digitale Fabrik, "wäre der Aktienkurs vermutlich doppelt so hoch."
Auch Marcus Poppe von der DWS äußerte die Erwartung, dass sich Siemens in den nächsten Jahren von Geschäftsfeldern trennen wird, "die unter intensiven Wettbewerbsdruck stehen oder nachhaltig keine Wachstumsfelder sind".
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January 30, 2019 06:35 ET (11:35 GMT)
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