Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Die Andeutung einer Zinspause durch die US-Notenbank hat zur Wochenmitte die Wall Street angetrieben und den Dow-Jones-Index über 25.000 Punkte steigen lassen. Die Währungshüter wollen bei künftigen Anpassungen des Leitzinses "geduldig" sein, hieß es im geldpolitischen Statement. Die bisher enthaltene Passage, wonach weitere Zinserhöhungen nötig seien dürften, fiel weg. Zudem senkte die Notenbank ihre Einschätzung zur Wirtschaftslage auf "solide" von "stark". Der Leitzins wurde dagegen wie erwartet in der Bandbreite von 2,25 bis 2,50 Prozent bestätigt.
Ob es in diesem Jahr überhaupt zu einer weiteren Zinserhöhung kommt, nach vier Zinsschritten 2018, ist damit unsicher. Die Fed Funds Futures preisen aktuell einen weiteren Zinsschritt in diesem Jahr nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 7 Prozent ein. Am Vortag waren es noch 21 Prozent.
"In Übereinstimmung mit den jüngsten Aussagen von Fed-Mitgliedern hat die Notenbank als Reaktion auf die gestiegenen globalen Wachstumsunsicherheiten, die Volatilität an den Finanzmärkten und die fragilen Handelsbeziehungen zwischen den USA und China einen zunehmend vorsichtigen Ansatz gewählt", sagte Candice Bangsund, Portfoliomanagerin bei Fiera Capital. "Wir gehen davon aus, dass die Fed eine Zinspause einlegt und sich in der ersten Jahreshälfte zurückhält und die Konjunkturentwicklung beobachtet um dann mit zwei weiteren Zinserhöhungen in der zweiten Jahreshälfte den Zinserhöhungzyklus wieder aufzunehmen", ergänzte die Teilnehmerin.
Der Dow-Jones-Index gewann 1,8 Prozent auf 25.015 Punkte. Im Tageshoch hatte der Dow schon bei 25.110 Punkten gelegen. Vor den Fed-Aussagen stand er bei 24.840 Punkten. Für den S&P-500 ging es um 1,6 Prozent auf 2.681 Punkte nach oben, der Nasdaq-Composite stieg um 2,2 Prozent auf 7.183 Punkte. Umgesetzt wurden 839 (Dienstag: 767) Millionen Aktien. Dabei standen sich an der Nyse 2.389 (1.647) Kursgewinner und 620 (1.283) -verlierer gegenüber, während 53 (120) Titel unverändert schlossen.
Handelsgespräche treten etwas in den Hintergrund
Die angelaufenen Handelsgespräche zwischen den USA und China wurden durch die Fed-Aussagen etwas in den Hintergrund gedrängt. Gleichwohl dürfte deren Ausgang weitreichende Folgen für die Märkte haben. Im Falle eines Scheiterns drohen neue Strafzölle. Dies würde die ohnehin herrschenden Konjunktursorgen noch weiter verstärken.
US-Konjunkturdaten mussten ebenfalls verarbeitet werden. So wurde der ADP-Arbeitsmarktbericht für Januar veröffentlicht. Der private Dienstleister meldete einen unerwartet deutlichen Stellenaufbau. Das dürfte zuversichtlich stimmen für den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag. Die zunächst ebenfalls angekündigte Veröffentlichung des US-Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal wurde kurzfristig wegen des jüngsten Regierungsstillstands abgesagt. Ein neuer Termin wurde nicht genannt.
Überwiegend positive Unternehmenszahlen - Apple-Aktie legt zu
Die weiterhin auf Hochtouren laufende Berichtssaison lieferte mehrheitlich gute Quartalsberichte. Hier stand vor allem das Zahlenwerk von Apple im Fokus. Die Ergebnisse des iPhone-Herstellers fielen nicht so schlecht aus wie befürchtet. Allerdings hat Apple zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte ein erstes Geschäftsquartal, in das auch das besonders wichtige Weihnachtsgeschäft fällt, mit einem Umsatz- und Gewinnrückgang abgeschlossen. Die Apple-Aktie legte um 6,8 Prozent zu.
Am Dienstag nach Börsenschluss hatten neben Apple der Chiphersteller AMD und der Pharma-Konzern Amgen ihre Zahlen veröffentlicht. Die AMD-Aktie stieg um 19,9 Prozent. Der Halbleiterhersteller hatte mit Umsatz und Ausblick die Erwartungen zwar verfehlt, erreichte aber immerhin beim Gewinn die Analystenschätzungen. Zudem hieß es, nach der Umsatzwarnung von Wettbewerber Nvidia habe der Markt offenbar noch Schlimmeres befürchtet. Nvidia zogen um 4,4 Prozent an. Weniger gut kamen die Zahlen von Amgen an, die Aktie büßte 3,8 Prozent ein.
Mit einem Aufschlag von 6,3 Prozent reagierte die Alibaba-Aktie auf den überraschend stark gestiegenen Gewinn des chinesischen Internetkonzerns. Dass Alibaba beim Umsatzwachstum die hochgesteckten Erwartungen des Marktes nicht ganz erfüllte, fiel nicht ins Gewicht.
Die Titel von Boeing stiegen nach den Ergebnissen für das vierte Quartal um 6,3 Prozent. Der Flugzeug-Hersteller hat mehr verdient und umgesetzt als erwartet.
Der Kurs von AT&T gab um 4,3 Prozent nach. Hier belastete, dass der Telekom-Konzern im vierten Quartal weniger Mobilfunkkunden gewonnen hat als erhofft. Bei McDonald's (-0,2 Prozent) blieb der Umsatz etwas hinter den Erwartungen zurück, dafür fiel der Gewinn besser aus.
Dollar mit Fed-Aussagen unter Druck
Der Dollar geriet mit der Andeutung einer Zinspause unter Abgabedruck. Der Greenback verliert damit an Attraktivität, hieß es zur Begründung. Der WSJ Dollar Index reduzierte sich um 0,4 Prozent, nachdem er im Vorfeld der Fed-Aussagen noch leicht im Plus gelegen hatte. Der Euro zog im Tageshoch bis auf 1,1503 Dollar an und zeigte sich im späten US-Handel bei 1,1479 Dollar.
Der Goldpreis zog kräftiger an. Wenn die US-Notenbank ihre Zinserhöhungen beendet, bekommt das zinslos gehaltene Gold keine Konkurrenz durch höhere Zinsen, sagte ein Beobachter. Zum US-Settlement legte der Preis für die Feinunze um 0,3 Prozent auf 1.316 Dollar zu. Im elektronischen Handel ging es dann bis auf 1.319 Dollar nach oben, ein Aufschlag von 0,6 Prozent.
Die US-Anleihen stiegen im Anschluss an die Aussagen der US-Notenbank und holten zwischenzeitliche Verluste wieder auf. "Die Erklärung beseitigte alle Hinweise, die darauf hindeuten, dass der nächste Schritt der Fed eine Zinserhöhung sein wird", so Jon Hill, Zinsstratege bei BMO Capital Markets. Die Rendite zehnjähriger Anleihen fiel um 2,3 Basispunkte auf 2,69 Prozent.
Am Ölmarkt setzten die Preise ihren jüngsten Anstieg fort. Mit der überraschend geringen Zunahme bei den wöchentlichen US-Lagerdaten bauten die Notierungen ihre Gewinne im Verlauf noch aus. Diese blieben mit 900.000 Barrel klar unter der Prognose eines Plus von 3,1 Millionen Barrel. Zudem wurden die Ölpreise auch von den US-Sanktionen gegen Venezuela gestützt. Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte WTI stieg zum US-Settlement um 1,9 Prozent auf 54,30 Dollar. Brent legte um 0,7 Prozent auf 61,73 Dollar zu.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.014,86 1,77 434,90 7,23 S&P-500 2.681,05 1,55 41,05 6,95 Nasdaq-Comp. 7.183,08 2,20 154,79 8,26 Nasdaq-100 6.807,91 2,64 175,12 7,55 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,51 -6,4 2,57 130,6 5 Jahre 2,49 -5,0 2,54 56,7 7 Jahre 2,57 -3,6 2,61 32,5 10 Jahre 2,69 -2,3 2,71 24,3 30 Jahre 3,04 0,3 3,04 -2,4 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:25 Uhr Di, 17.20 Uhr % YTD EUR/USD 1,1479 +0,33% 1,1437 1,1420 +0,1% EUR/JPY 125,08 -0,05% 124,96 124,85 -0,5% EUR/CHF 1,1415 +0,30% 1,1387 1,1363 +1,4% EUR/GBP 0,8760 +0,14% 0,8735 0,8691 -2,7% USD/JPY 108,97 -0,36% 109,26 109,33 -0,6% GBP/USD 1,3106 +0,21% 1,3091 1,3141 +2,7% Bitcoin BTC/USD 3.436,75 +1,00% 3.409,76 3.413,63 -7,6% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 54,30 53,31 +1,9% 0,99 +18,8% Brent/ICE 61,73 61,32 +0,7% 0,41 +14,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.319,19 1.311,50 +0,6% +7,69 +2,9% Silber (Spot) 16,06 15,84 +1,4% +0,22 +3,6% Platin (Spot) 816,50 815,00 +0,2% +1,50 +2,5% Kupfer-Future 2,78 2,73 +1,8% +0,05 +5,5% ===
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January 30, 2019 16:26 ET (21:26 GMT)
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