Der Auftragseingang in der deutsche Industrie hat im Dezember überraschend einen weiteren Dämpfer erhalten. Im Monatsvergleich sei er um 1,6 Prozent gesunken, teilte das Statistischen Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einen leichtem Anstieg des Auftragseingangs um 0,3 Prozent gerechnet. Im Jahresvergleich fiel der Auftragseingang im Dezember laut Bundesamt um 7,0 Prozent. Allerdings wurden die Dezember-Daten durch ungewöhnlich wenige Großaufträge stark beeinflusst.
"Die konjunkturelle Delle wird uns wohl noch einige Zeit beschäftigen", kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Der Experte schränkte aber ein, dass die Auftragsdaten auf den zweiten Blick "doch nicht ganz so dramatisch" ausgefallen seien. Er verwies auf die gute Entwicklung von Großaufträgen November, die den gesamten Auftragseingang im Dezember verzerrt hätten. Großaufträge kommen oftmals aus der Flugzeugindustrie und unterliegen in der Regel starken Schwankungen.
Klammert man die Großaufträge aus, zeigte sich Ende 2018 ein deutlich besseres Bild: "Ohne Berücksichtigung der Großaufträge lag der preisbereinigte Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe im Dezember 2018 saison- und kalenderbereinigt um 3,5 Prozent höher als im Vormonat", hieß es vom Bundesamt.
Außerdem war der November-Dämpfer beim Auftragseingang schwächer als bisher bekannt ausgefallen. Das Bundesamt revidierte den Rückgang von 1,0 Prozent auf nur noch 0,2 Prozent.
Trotz der schwachen Auftragseingänge im November und Dezember sieht das Bundeswirtschaftsministerium für das vierte Quartal 2018 unterm Strich immer noch ein leichtes Orderplus von 0,3 Prozent. Das Ministerium verwies außerdem darauf, dass die deutsche Autoindustrie Fortschritte bei der Bewältigung der Probleme im Zuge der Umstellung auf das neue Abgastestverfahren WLTP mache.
Experte Ralph Solveen von der Commerzbank verwies zudem darauf, dass die Bestellungen für Kraftfahrtzeuge im Dezember deutlich gestiegen seien. Er erkannte hierin eine Gegenbewegung zu deren Schwäche im Herbst.
Allerdings spreche der jüngste Rückgang der Gesamtbestellungen auch dafür, dass sich "die Durststrecke in der Industrie zunächst fortsetzt", hieß es in der Stellungnahme des Ministeriums. Auch deuteten jüngste Stimmungsdaten aus den Unternehmen auf eine gedämpfte Industriekonjunktur zum Jahresbeginn hin.
Der Euro reagierte am Morgen mit Verlusten auf die Auftragsdaten. Allerdings hielten sich die Kursverluste im Handel mit dem Dollar in Grenzen./jkr/bgf/stk
AXC0113 2019-02-06/09:51