Von Erich Schwartzel und Maria Armental
LOS ANGELES (Dow Jones)--Der US-Unterhaltungskonzern Walt Disney hat die Zahlen für sein erstes Geschäftsquartal 2018/19 erstmals in seiner neuen Konzernstruktur ausgewiesen. Neben den traditionellen Sparten wie Themenparks und Filmstudios gehört dazu jetzt auch ein Segment für die direkten Endkundenbeziehungen, in dem auch das Streaming-Geschäft angesiedelt ist - und das Segment wies einen Quartalsverlust von 136 Millionen US-Dollar aus.
Dieser Verlust ist vor allem auf die Vorbereitung auf die Zukunft zurückzuführen: auf höhere Investitionen in den Streaming-Service des Sportsenders ESPN, dessen Kundenzahl sich in den letzten fünf Monaten auf zwei Millionen verdoppelt hat, und auf Kosten im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Einführung des neuen Streaming-Dienstes Disney+.
"Das ist eine Wette auf die Zukunft dieses Geschäfts", sagte CEO Robert Iger in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Disneys Einstieg in das Video-Streaming-Geschäft gehört zu den am intensivsten beobachteten Entscheidungen in der jüngeren Hollywood-Geschichte. Noch vor fünf Jahren war ein solcher Schritt schwer vorstellbar, die großen Studios hatten Direktkundenangebote kaum auf dem Schirm. Da Disneys demnächst auch für mehr als 70 Milliarden Dollar Film- und Fernsehgeschäfte von 21st Century Fox übernimmt, rüstet sich die Konkurrenz bereits für ein Umfeld, in dem es vor allem auf Größe ankommt. Netflix rechnet damit, dass Disney und Fox ihre Sendungen künftig selbst streamen und ihre Programmpläne erweitern, und die AT&T-Tochter Warner Bros bereitet ihre eigenen Endkundenangebote vor.
Disney-Filme und Sendungen künftig nicht mehr bei Netflix laufen zu lassen, werde zu einem Verlust von 150 Millionen Dollar pro Jahr an Lizenzeinnahmen führen, teilte Disney mit. Die entgangenen Einnahmen, die Disney durch Abonnementgebühren für den eigenen Service wieder hereinholen will, teilen sich die verschiedenen Filmstudios und Mediennetzwerke des Unternehmens.
Disney betreibt bereits einen Streaming-Service der Marke ESPN, der seit April verfügbar ist. Bei ESPN+ meldeten sich im vergangenen Monat fast 600.000 neue Nutzer an, die das Auftaktspiel der Mixed-Martial-Arts-Organisation UFC bei ESPN+ sehen wollten. Ein dritter Streaming-Dienst, Hulu, wird nach dem Abschluss des Fox-Deals von Disney kontrolliert werden. Dort sollen dann solche Inhalte angesiedelt werden, die nicht so kinder- und familienfreundlich sind wie die der Marke Disney, sagte Iger und nannte den Actionfilm "Deadpool" von Fox als Beispiel.
Keiner der Fox-Filme "wird uns Grund zur Sorge geben, solange wir sie sorgfältig vermarkten", sagte er.
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February 06, 2019 06:00 ET (11:00 GMT)
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