Das Containerschiff "MSC Zoe" hat in der stürmischen Nordsee weitaus mehr Container verloren als bisher angenommen. Mindestens 345 Behälter seien Anfang Januar auf dem Weg nach Bremerhaven über Bord geschlagen worden, teilte das niederländische Ministerium für Wasserwirtschaft am Mittwoch in Den Haag mit. Bisher war die Rede von 291 Behältern gewesen, darunter zwei mit Gefahrgütern. Die Reederei MSC mit Sitz in Genf hatte nun die niederländischen Behörden über die neuesten Zahlen informiert. Eine endgültige Liste der verloren gegangenen Container werde für nächste Woche erwartet.
Die Reederei begründete die Unklarheit damit, dass das Schiff erst am vergangenen Wochenende im Hafen von Danzig entladen werden konnte. Zunächst war die "MSC Zoe", eines der größten Containerschiffe der Welt, nach Bremerhaven gefahren. Dort waren ein erster Teil der Ladung und fast 450 Container aus beschädigten Boxenreihen entladen worden. Das deutsche Havariekommando in Cuxhaven ging danach von 286 verlorenen Containern aus.
Die meisten Container waren am 2. Januar im Norden der niederländischen Wattenmeerinseln und vor der Insel Borkum gesunken. Viele Boxen brachen nach dem Sturz ins Wasser auseinander. Das sei erwartet worden, sagte ein Sprecher des Ministeriums in Den Haag: "Der Fall der Container vom Schiff auf den Meeresboden ist mit einem Sturz vom 12. Stock eines Hochhauses vergleichbar." In der Folge war tonnenweise Müll an die Strände der ostfriesischen Inseln angespült worden, darunter Kriegsspielzeug, Plastikschrott und Verpackungsreste. Vermisst werden jedoch weiterhin zwei Container mit gefährlichen Stoffen wie giftigen Chemikalien und Batterien. Auch Taucher von Greenpeace hatten vergeblich danach gesucht.
Die seit mehr als zwei Wochen andauernde Bergungsaktion kommt nach niederländischen Angaben gut voran. Die Erforschungen mit Sonargeräten vor der Emsmündung sowie nördlich der niederländischen Wattenmeerinsel Terschelling seien abgeschlossen, teilte das Ministerium auf dpa-Anfrage mit. Dort liege der Großteil der Container. Alle Objekte auf dem Meeresboden seien verortet. Bislang wurden 23 große Stücke von Containern geborgen sowie auch zahlreiche Stücke der Ladung wie Autoteile. Für die Bergung soll auch ein Unterwasser-Roboter eingesetzt werden.
An der deutschen Küste befürchten Fischer eine unkontrollierte Verteilung der Bruchstücke durch Stürme und Strömungen. Das könnte zu gefährlichen Situationen beim Schleppen der Netze führen.
Eine unbekannte Zahl von verdächtigen Objekten soll aber noch vor Borkum in der Nähe des Offshore-Windparks Riffgat liegen. Die deutschen Behörden wollten daher die niederländischen Berger um erneute Hilfe bitten, ein Bergungsschiff in dieses Gebiet zu schicken./ab/woe/DP/fba
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